„Sofortprogramm Innenstadt“So läuft der Wiehler Stadtumbau
Wiehl – Das fängt ja gut an, das neue Jahr. Im Vorfeld der Landtagswahl zeigt sich die Landesregierung spendabel und schickt einen Förderbescheid nach dem anderen nach Wiehl. Nach den Zusagen für Beteiligungen am neuen Clubheim auf der Eichhardt und an der Neugestaltung des Nösnerlandpark bekommt die Stadt nun weitere 200 000 Euro für das „Sofortprogramm Innenstadt“. Mit dem Geld wird die Neuvermietung von Ladenlokalen und die Ausstattung der City mit Bänken und Blumenkübeln gefördert.
Im Wiehler Zentrum ist der Wandel nicht zu übersehen. Wiehlpark und Bahnhofstraße werden auf links gedreht, „endlich“ sagen viele Wiehler, die den langen Vorlauf des Mammutprojekts namens „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (Isek) seit Jahren verfolgen. Der untere Abschnitt der Bahnhofsstraße gibt einen Vorgeschmack auf die Flaniermeile, die hier bald zum Bummeln einlädt. Die Neugestaltung des alten Kurparks hat auch viele Skeptiker überzeugt, die am liebsten alles beim Alten lassen würden.
Wiehl: Entscheidung über Schulbau als Prüfstein
Das ist beim anderen großen Isek-Projekt, dem Wiehler Gymnasium, erst recht keine Option. Aber dort muss man sich noch immer gedulden. Die kurioseste Volte des unendlichen Planverfahrens war im vergangenen Jahr, dass das Juli-Hochwasser die CDU dazu brachte, ihren Vorschlag zurückziehen, eine neue Schule im Stadion zu bauen. Eine Variante, die eine Ampelkoalition im Stadtrat ohnehin von vornherein ausschloss. Nun steht eine Machbarkeitsstudie kurz vor dem Abschluss, die Varianten eines Neubaus am bisherigen Standort abwägt. Alles deutet darauf hin, dass Verwaltung und Politik den zügigen Abschluss suchen. Eine schnelle Lösung im breiten Konsens scheint zum Greifen nahe. Die offenbar unkaputtbare Diskussion darüber, ob in Bielstein eine Gesamtschule eingerichtet werden soll, wird wohl kein Hinderungsgrund mehr sein.
Die Entscheidung über den Schulbau wird ein Prüfstein für die politische Handlungsfähigkeit des Stadtrats sein. Die Haushaltsplanverabschiedung deutet darauf hin, dass der im September 2020 neu formierte Rat sich langsam gefunden hat. Wir erinnern uns: Es ist noch nicht ein Jahr her, als der Technische Beigeordnete Maik Adomeit überraschend abgewählt wurde. Bis heute ist unklar, welche beiden CDU- oder SPD-Fraktionsmitglieder gegen ihn gestimmt haben. Schnee von gestern? Der neue Beigeordnete Peter Madel wurde einstimmig ins Amt gehoben. Die Aufgaben von Maik Adomeit übernimmt bis auf weiteres Bürgermeister Stücker selbst.
Pläne für Medicenter wandern nach Nümbrecht
Neue Unruhe ist mit der Spaltung der UWG-Fraktion aufgetreten. Nach Gründung der „Bürger für ganz Wiehl“ gibt es nun sage und schreibe acht Gruppen im Stadtrat. Der Name der neuen Fraktion artikuliert einen Vertretungsanspruch für die Außendörfer. Der Drabenderhöher Jürgen Poschner ist für seinen Sublokalpatriotismus bekannt. Nun, da in diesem Jahr das Kulturhaus und der Nösnerlandpark zugleich mit viel Geld neugestaltet werden, dürften die auch in den anderen Fraktionen stark vertretenen Westwiehler sich aber nicht mehr beklagen.
Sicher, der Fokus der Stadtentwicklung lag und liegt im Hauptort, aber eben auch nicht ohne Reibungsverluste. Man denke nur an das Sportheim des Fußballvereins. Die Stadt sah erst dann genug Spielraum für den Neubau, als die Zusage für eine saftige Finanzspritze aus Düsseldorf kam. Ironischerweise hatte Vorsitzender Manfred Noss kurz zuvor alle Hoffnungen aufgegeben und sein Amt hingeschmissen. Oder das Medicenter: Der frühere BPW-Chef und CDU-Ratsherr Michael Pfeiffer wollte gern mitten im Zentrum eine Klinik errichten und wandert mit dem Projekt nun in die Nachbargemeinde Nümbrecht aus. Dort hat man offenbar mehr Platz. Die Stadt Wiehl tut sich schwer damit, die Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen zu bedienen. Deshalb wird die auch umstrittene Fläche bei Brächen früher oder später wieder auf die Tagesordnung kommen.
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Die Corona-Krise hat sicher dazu beigetragen, dass diese und andere fällige Diskussionen aufgeschoben wurden. Es war übrigens ein Wiehler, nämlich ein 92-jähriger Bewohner des Drabenderhöher Altenheims, der die erste oberbergische Impfung bekam. Ein Jahr später wird auch in Wiehl gegen die Coronaschutzmaßnahmen mit „Spaziergängen“ demonstriert. Aber das gehört offenbar in diesen Tagen dazu, wenn man eine richtige Stadt sein will. Und das ist Wiehl nun seit 50 Jahren. Der Festakt im vergangenen Jahr fiel pandemiebedingt sehr kärglich aus. Aber der nächste Anlass kommt bestimmt – wenn die Seuche endlich durch ist.