„Musikalischer Kneipenbummel“Wiehls Kneipen öffnen die Türen für Bands und Publikum
Wiehl – Die Wiehler können sich auf ihre Feuerwehr verlassen, sie garantiert gute Unterhaltung. Zumindest wenn ihre groovige Einheit ausrückt, der „Nachtexpress“. Die zehnköpfige Partyband unter dem Kommando von Musikzugführer Ralph Bonfanti an der Gitarre entfachte am Freitagabend in der Wache auf der Eichhardt ein Feuer, das die Herzen der Musikfans erwärmte.
Der Auftritt in der zweckentfremdeten Fahrzeughalle war Auftakt des „musikalischen Kneipenbummels“, mit dem der Wiehler Kulturkreis an die goldenen Zeiten der Jazztage anknüpfte. Auch damals beteiligte sich eine Reihe von Lokalen am „Jazz in der Kneipe“, ohne dass man es mit dem „Jazz“ so genau nahm. Der Nachtexpress mit seiner neuen Sängerin Julia Martini legt jedenfalls los mit Funk und „Without Love“ von den Doobie Brothers. Da muss auch Bürgermeister Ulrich Stücker mitwippen, eigentlich ein Phil-Collins-Fan.
„Treue Anhänger der Wiehler Jazztage“ vor Ort
Zeitgleich eröffnet die Band ProAm 3 unten im Hotel zur Post ihren Auftritt. Das Trio hat hier schon bei den Jazztagen immer zuverlässig für einen vollen Keller gesorgt, diesmal haben sie die Sängerin Heike Kraske und mit Bernt Laukamp (Posaune) und Stephan Aschenbrenner (Saxophon) zwei oberbergische Großmeister dabei. Der sanfte Sound von Stücken wie Henry Mancinis „Days of Wine and Roses“ lässt die Wahl, ob man konzentriert lauschen oder mit dem Nachbarn plaudern möchte. In der Pause nach dem ersten Set ziehen viele Zuhörer weiter. Schlagzeuger Horst Rieger weiß aus Erfahrung, dass sich Qualität durchsetzt: „Von denen kommen nachher viele wieder.“
Sabine und Uwe Kaldeich wissen noch nicht, ob sie dazu gehören werden. Die Gummersbacher nennen sich „treue Anhänger der Wiehler Jazztage“ und erinnern sich noch gern an die Konzerte von Till Brönner und Helen Schneider, aber auch an die Bluesrocker von Big Yuyu, die an diesem Abend wieder im Sümpfchen spielen. Dort wollen sich die Kaldeichs einen guten Platz sichern. Tatsächlich wird es im Laufe des Abends so pickepackevoll werden, dass die bärtigen Musiker aus Mallorca mehr im als vor dem Publikum spielen, allemal auf Augenhöhe.
Lehrstunde im tiefenentspannenden Jazzgesang
Doch auch im Restaurant „Pur“ (das ehemalige Café 90) sind Stehplätze bald rar. Nicole Kröger ist Dozentin an der Musikschule und hat einige Schülerinnen im Publikum. Diese erleben eine Lehrstunde im tiefenentspannenden Jazzgesang. Krögers virtuoser Begleitmusiker Vlad Vashchenko übernimmt an der Gitarre alles übrige und lässt nichts vermissen. Auch im Burgerwerk im Bahnhof sorgen nur zwei Musiker für vollen Sound.
Zur Pianobegleitung von Henning Wolter spielt der Engelskirchener Eddie Leo Schruff nicht nur seine preisgekrönte Stimme, sondern auch Entertainerqualitäten aus, etwa wenn er aus James Browns „I Feel Good“ eine Hymne auf seine Heimat macht: „Eifel gut“.
Mit Bändchen Einlass in alle Kneipen
Ute Kirchner und Daria Wippermann vom Kulturkreis haben ihren mobilen Verkaufstisch inzwischen abgebaut. 390 Bändchen, die Einlass zu allen Kneipen gewähren, haben sie unter die Leute gebracht, dazu kommen noch weitere 90 Stück, die in den Kneipen verkauft wurden. Unser Rundgang spart die Coverband Bergish Blend im Waldhotel aus, obwohl Gutes berichtet wird. Elias Tebroke, der in der CoBar auftreten sollte, hat krankheitshalber abgesagt.
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Der Kneipenbummel war für viele nicht zuletzt eine Gelegenheit, mal wieder unter Leute zu kommen. Gegen 21.30 Uhr machen sich die Eheleute Hildegard und Jürgen Wirths an der Feuerwache auf den kurzen Heimweg durch die Innenstadt. Dabei werden sie noch in das ein oder andere Lokal reinschauen und sicher noch Bekannte treffen. Jürgen Wirths ist schon ganz heiser. Vom Mitsingen? „Nee, vom Reden.“