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Interview der WocheCarlo Riegert über den Sport in Wiehl

Lesezeit 5 Minuten

Carlo Riegert vor den Beachhandballfeldern des TV Oberbantenberg, wo er regelmäßig trainiert.

  1. Nach über 30 Jahren gab Carlo Riegert den Vorsitz im Stadtsportverband Wiehl ab.
  2. Was er in den zurückliegenden Jahrzehnten erreicht und erlebt hat, darüber sprach Andrea Knitter mit dem 72-jährigen Oberbantenberger.

Sie waren über 30 Jahre im Amt. Hätten Sie im Februar 1991 gedacht, dass es eine so lange Zeit werden würde?

Riegert: Nein, das denkt man wohl nie, wenn man ein Amt übernimmt.

Wenn Sie erzählen, merkt man, dass Sie für den Sport brennen. Warum haben Sie nicht noch verlängert?

Wenn die Corona-Pandemie nicht alles zum Erliegen gebracht hätte, wäre ich wohl schon früher nicht mehr angetreten. Man muss irgendwann zugeben, dass man älter wird. Es ist ein guter Zeitpunkt, weil mit Andreas Harnisch der Leiter des Wiehler Sportamts in den Ruhestand geht. Wir haben eng zusammengearbeitet. Mit mir sind auch meine Mitstreiter Alfred Kubeile und Rainer Klocke gegangen. Damit beginnt beim Stadtsportverband und bei der Stadt ein neuer Abschnitt.

Wie sind Sie überhaupt zum Vorsitz im Stadtsportverband gekommen?

Ich war 1991 seit vier Jahren Vorsitzender des TV Oberbantenberg, als mich der Wiehler Beigeordnete Hans-Otto Dick und Bernd Sattler, damaliger Geschäftsführer des Kreissportbundes, ansprachen. Es war eine so nachdrückliche Anfrage, dass ich nicht nein sagen konnte. Ich habe mich mit meiner Familie besprochen und zugesagt. Bevor ich das Amt angetreten habe, habe ich aber auch einige Bedingungen gestellt.

Welche waren das?

Beim Stadtsportverband herrschte damals relativer Stillstand. Ich habe gefordert, dass der Stadtsportverband im Sportausschuss als beratendes Mitglied vertreten ist. Ich wollte nicht stimmberechtigt sein, aber den Wert des Gremiums darstellen und an geeigneter Stelle die Interessen des Sports in Wiehl vertreten. Als dem von der Jahreshauptversammlung zugestimmt wurde, habe ich zugesagt.

Was war Ihre erste Amtshandlung?

Ich habe im Sportausschuss meine Ideen vorgetragen. Dazu gehörte, die Jugendarbeit voranzubringen, Stadtmeisterschaften auszurichten, die Sportlerehrung zu reformieren und den Kontakt zu den Partnerstädten zu intensivieren.

Wie hat das Gremium reagiert?

Ich kann mich noch an Hubert Wild von der CDU erinnern, der meinte, dass ich mir aber viel vorgenommen habe. Und hinterher schob, dass das sowie nicht klappe.

Er sollte aber nicht recht behalten, oder?

Nein. Wir haben alle unsere Vorhaben umgesetzt und über die Jahre die betroffenen Sportvereine bei allen Entscheidungen, die sie betrafen, über Arbeitsgruppen beteiligt. Vieles ging nur, weil Hans-Otto Dick ein Beigeordneter war, der dem Sport sehr nahe stand. So war die Stadt Wiehl die erste, die 2005 den Pakt für den Sport unterschrieben hat.

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Wie wurden die Vereine einbezogen?

Bei den entsprechenden Bauvorhaben wurden die betroffenen Vereine bei den Planungen mit an den Tisch geholt und konnten ihre Vorschläge machen. So entstand das Kleinspielfeld am Wiehltalstadion oder die Sporthallen in Drabenderhöhe und Wiehl. Bei den Kunstrasenplätzen haben wir Hilfe zur Selbsthilfe gegeben, weil wir uns entschieden hatten, das Geld vom Bund in die energetische Sanierung der Sportstätten zu stecken. Andreas Harnisch war von Beginn an dabei, und mit ihm als Geschäftsführer hatte der Stadtsportverband einen Schreibtisch im Rathaus. Diese Symbiose zwischen der Verwaltung und dem Sport hat meist so gut funktioniert, dass es im Rat anschließend große Mehrheiten für die Projekte gab. Zuletzt hat uns das Sportstättenprogramm 2022 der Landesregierung geholfen, mit dem viele Vereinsprojekte umgesetzt werden konnten. Da haben wir für jeden Verein einen Weg gefunden, an Unterstützung zu kommen.

Das klingt alles nach viel ehrenamtlichen Engagement. Wie haben Sie das mit Ihrer Arbeit unter einen Hut bekommen?

Man muss gut organisiert sein und darf nicht den Ehrgeiz haben, alles selber machen z u wollen. Mein Vorteil war, dass ich als Lehrer an der Technikerschule am Dienstag- und Donnerstagabend sowie am Samstag bis 15 Uhr gearbeitet habe und daher in der Woche Zeit hatte, Dinge zu erledigen. Wie gesagt, vieles ging auch nur durch die Unterstützung der Stadt Wiehl.

Was waren für Sie Highlights in Ihrer langen Amtszeit?

Dazu gehören auf jeden Fall die beiden Behindertensportfeste der Schulen, die wir 1992 und 1996 im Stadion veranstaltet haben. Schulen aus dem ganzen Kreis haben teilgenommen. Doch dann wollten die Schulen nicht mehr, da ihnen der Aufwand zu groß war. Großartig war auch, dass die Handball-Weltmeister in Wiehl gastiert haben, auch wenn ich es verpasst habe.

Wie kam das?

Ich war Lehrer am Berufskolleg in Dieringhausen und mit einer Gruppe Techniker in Süddeutschland. Aber meine Frau und mein Sohn waren dabei. Überhaupt war es toll, welche Gäste im Hotel zur Post logierten und wir ihnen in Wiehl Trainingsstätten zur Verfügung gestellt haben. Sei es Fußballtrainer Kalli Feldkamp mit einer türkischen Mannschaft oder Handball-Bundesligist des SC Magdeburg.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Eine der besten Ideen waren die Stadtmeisterschaften in Fußball, Handball, Tennis, Leichtathletik und Schwimmen, die die Schulen miteinander verzahnt haben. Mein größter Wunsch für die Zukunft ist, diese Meisterschaften wieder für die Grundschulen zu reaktivieren und die Zusammenarbeit mit den Kindergärten auszubauen.

Wiehl ist eine Kleinstadt mit etwas über 26 000 Einwohnern und einer erstaunlich großen Sportinfrastruktur. Neben den Sporthallen, Fußball- und Tennisplätzen gibt ein Hallenbad, ein Freibad sowie eine Motocrossstrecke. Welchen Anteil hat der Stadtsportverband daran?

Wir haben immer versucht, die Vereine, die eine Delle hatten, wieder zu beleben. Wiehl ist als Stadt 50 Jahre alt, wir haben 51 Dörfer und wir haben immer daran gearbeitet, dass der Sport von Weiershagen bis Oberwiehl und von Drabenderhöhe bis nach Marienhagen überall vertreten ist.

Bei soviel Angebot: Welchen Sport machen Sie?

Ich komme vom Fußball und habe beim BV 09 Drabenderhöhe gespielt. Über die Leichtathletik bin ich nach Oberbantenberg gekommen und zu Bubi Lück, der in Wiehl eine Mannschaft trainierte, die am 6. Mai 1972 am „Spiel ohne Grenzen“ in Wiehl teilgenommen hat, einer damals sehr populären Fernsehsendung. Als ich noch unterrichtet habe, bin ich samstags nach Dienstschluss direkt zum Spiel der Alten Herren des BV 09 gegangen und erst dann war für mich Wochenende. Heute trainiere ich mit einer Gruppe des TVO auf den Beachhandballfeldern in Oberbantenberg.

Was aktuell ansteht, ist die Frage, wie es mit dem Stadion weitergeht, ob es vielleicht einem Neubau des Gymnasiums weichen muss. Wie hat sich der Stadtsportverband vor der Sondersitzung des Rates dazu positioniert?

Wir haben mit dem FV Wiehl, dem Wiehltaler LC und dem TuS Wiehl gesprochen, die das Stadion nutzen. Sie haben sich einstimmig für den Erhalt des Stadions ausgesprochen, und dem folgt der Stadtsportverband.