Friedhof in Wiehl-DrabenderhöheHinweise für Projekt um Kriegsgräber erbeten
Lesezeit 3 Minuten
Drabenderhöhe – Die strategisch wichtige Anhöhe wurde verbissen verteidigt. Der befehlshabende Offizier wollte die Raketenstellung bei Drabenderhöhe nicht aufgeben, obwohl der Krieg im April 1945 längst verloren war. Auch Zivilisten fielen dem sinnlosen Widerstand gegen die anrückenden Amerikaner zum Opfer. 75 Jahre später will der Drabenderhöher Heimatverein nicht nur der Opfer der letzten Kriegstage gedenken, sondern auch der vielen anderen Dorfbewohner, die in den beiden Weltkriegen umgekommen sind. Achim Höhler, der im Vereinsvorstand für die Ortsgeschichte zuständig ist, sagt: " Es ist schon bedrückend zu sehen, wie jung diese Leute waren. Und dass fast jede Drabenderhöher Familie betroffen war." Höhlers Ziel ist eine möglichst umfassende Dokumentation der Opfernamen. Diese sollen in einer neuen Gedenkstätte gewürdigt werden.
Hinweise dringend erbeten
Für dieses Projekt sucht er auch über die Sozialen Netzwerke Unterstützer: Wer etwas über die Gefallenen aus Drabenderhöhe und den umliegenden Dörfern weiß, etwa ihre genauen Geburts- und Sterbedaten, soll sich melden. Was ist bekannt über Dorfbewohner, die nach Freilassung der Zwangsarbeiter ermordet wurden? Zwei Fälle aus Büddelhagen sind im Kirchenbuch für 1945 dokumentiert. Ein dritter ist mündlich überliefert. Gibt es Personen, die durch zurückgelassene Kriegsmunition tödlich verletzt wurden? Anlass zu der Initiative gab der desolate Zustand der Kriegsgräber auf dem Drabenderhöher Friedhof. Viele der Inschriften auf den 70 Gedenksteinen waren nicht mehr lesbar. Heimatverein und Stadt Wiehl gelang es, über den Volksbund Kriegsgräberfürsorge an Fördermittel der Bezirksregierung zu kommen, um die Steine reinigen und mit neuen Plaketten ausstatten zu lassen.
Fördermittel gab es aber lediglich für die Hälfte der Gedenksteine - denn auf der offiziellen Liste der Kriegsgräberfürsorge standen nur 35 Namen. Daraufhin machte sich Achim Höhler zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Gernot Ratajek-Greier daran, im Kirchenarchiv zu recherchieren. Es zeigte sich, dass die Namen eines Belegungsplans für den Ehrenfriedhof nicht mit denen auf der Kriegsgräberfürsorgeliste übereinstimmten. Zudem schienen laut Sterbebuch der Kirchengemeinde weitaus mehr Soldaten gefallen zu sein.
Schließlich wurde offenkundig, dass umgekehrt nicht alle auf den Gedenksteinen angegebenen Personen tatsächlich im Krieg zu Tode gekommen sind, etwa Achim Höhlers Großonkel Paul und Eugen. Sein Erklärungsversuch: "Als der Ehrenfriedhof 1956 angelegt wurde, gab es an dieser Stelle schon Gräber. Da man nicht umbetten wollte, hat man die Namen aller bis 1955 dort beerdigten Personen auf den Gedenksteinen angebracht." Wenn es die Corona-Vorgaben erlauben, will Höhler die Geburts- und Sterbebücher der Gemeinden Drabenderhöhe, Much und Engelskirchen einsehen, die sich damals das heutige Dorfgebiet teilten. Er freut sich über alle Hinweise per Mail an achim.hoehler@heimatverein-drabenderhoehe.de.
Wenn die Daten zusammengetragen sind, soll auf dem Friedhof eine neue Gedenkstätte entstehen. Weitere Kreuze könnten mit Plaketten ausgestattet werden. Auch die drei Tafeln mit Namen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die bis 1952 am Treppenaufgang zur Kirche angebracht waren und im Gemeindehaus aufbewahrt werden, könnte man wieder aufstellen. Achim Höhler würde gern eine Tafel errichten, die vom Kampf um Drabenderhöhe im April 1945 berichtet. Und schließlich möchte er einen alten Grabstein einbinden, der derzeit am Rand des Ehrenfriedhofs im Abseits steht und gar nicht den Namen eines Kriegsopfers trägt. Es ist das Grabmal der in Jennecken 1786 geborenen und 1852 in Forst verstorbenen Wilhelmine Sibille Henriette Kauert. Ihr Grabstein ist einer der wenigen, die die Verwüstung bei den Kämpfen 1945 überdauert haben. Für Höhler ist auch er "ein Mahnmal der sinnlosen Wirren des Zweiten Weltkriegs".