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Glasfaser-VerträgeWarum Oberberger nichts an der Haustüre unterschreiben sollten

Lesezeit 5 Minuten
Das Ende eines Bündels Glasfaserkabel ist auf einer Baustelle zu sehen.

Glasfaser-Ausbau in Oberberg: Gleich mehrere Firmen werben um Kunden.

Gleich mehrere Firmen werben derzeit in Oberberg um Glasfaser-Kunden, doch die Verbraucherzentrale rät von allzu schnellen Unterschriften an der Haustüre ab.

Seit Montag klingelt es in Marienheide und Lindlar wieder an den Haustüren: Werber der Firma Ranger Marketing und Vertrieb sind unterwegs und wollen Glasfaserkunden für die Deutsche Telekom werben.

Und auch Kunden in weiteren Kommunen Oberbergs und den Gemeinden der Nachbarkreise dürften bald Besuch erhalten, denn gleich mehrere konkurrierende Firmen werben mit dem Versprechen auf Anschluss ans Glasfasernetz zwischen Morsbach und Radevormwald um Verträge.

Welche Firmen werben in Oberberg um Glasfaser-Kunden?

Da ist einmal „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG), eine Tochtergesellschaft der Telefonica (O2) und der Allianz. Die UGG aus Bayern feierte den Auftakt zu ihrer Ausbau-Kampagne im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam mit Spatenstichen, Infoabenden und Plakataktionen.

Neben der UGG ist die Glasfaser-Plus in Oberberg unterwegs. Die wurde von der Deutschen Telekom und einem australischen Pensionsfonds gegründet. Auch das Essener Unternehmen Westconnect ist aktiv. Was alle Unternehmen gemeinsam haben: Sie wollen in erster Linie Verträge abschließen.

Gibt es Fördergeld für den Glasfaser-Ausbau in Oberberg?

Nach dem geförderten Ausbau der sogenannten weißen Flecken in den vergangenen Jahren, der oft unter dem Begriff des „Glasfaserausbaus“ stand, sind die neuen Ausbaustufen nicht unbedingt gefördert. Alles, was knapp über der Förderschwelle des „Weiße-Flecken-Programms“ lag, heißt in der Branche „graue Flecken“.

Aber auch, um diese „grauen Flecken“ zu versorgen, gibt es Fördergeld. So könnten sich Firmen und Kommunen um Fördertöpfe von Bund und Land bemühen, berichtet Felix Flosbach, Experte für Telekommunikationsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW.

Neben dem eigenwirtschaftlichen Ausbau gibt es also auch den teilgeförderten Ausbau. In jedem Fall gilt: Je mehr Verträge die Firmen abschließen, desto eher lohnt sich für sie der Ausbau. Da könnte es zum Doppelt- oder gar Dreifachausbau kommen.

In Engelskirchen wollen UGG und GlasfaserPlus ausbauen

Beispiel Engelskirchen: Hier wirbt die UGG und hat bereits erste Trassenpläne vorgelegt. Aber auch für Glasfaser-Plus ist die Kommune interessant. Auf Nachfrage teilt die Firma mit, dass sie „grundsätzlich“ ein Interesse an einem eigenwirtschaftlichen Ausbau habe.

Pläne von GlasfaserPlus in Morsbach

In Morsbach hingegen ist der eigenwirtschaftliche Ausbau nach Angaben des Rathauses nicht umsetzbar. Hier teilt Glasfaser-Plus dennoch mit, dass man „derzeit in Abstimmung mit der Kommune“ sei.

In Lindlar werben UGG und GlasfaserPlus parallel

In Lindlar wirbt die UGG noch mit Plakaten, während Glasfaser-Plus schon einen Baubeginn bis Ende dieses Jahres in Aussicht stellt und in einem ersten Abschnitt 2700 Haushalte erschließen will. Die Gemeinde ist weder „finanziell oder fördermitteltechnisch an diesem Ausbau beteiligt“, berichtet Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. Dass der Baubeginn schon dieses Jahr erfolgt, sehe die Gemeinde derzeit nicht.

In Marienheide werben GlasfaserPlus und UGG

In Marienheide sei man bei der Glasfaser-Plus bereits weiter und arbeite gerade an der Erschließung der ersten 2830 Haushalte, so die Firma. Auch die UGG wirbt hier um Kunden. In Marienheide erfolgt der Ausbau ebenfalls eigenwirtschaftlich, also ohne Fördergeld, bestätigt Bürgermeister Stefan Meisenberg.

Außerdem bekundet Glasfaser-Plus Interesse am Ausbau in Bergneustadt, Radevormwald und Waldbröl.

In Wiehl wollen Westconnect und GlasfaserPlus ausbauen

Auch an der Stadt Wiehl hat Glasfaser-Plus Interesse. Hier kündigte Konkurrent Westconnect an, in Drabenderhöhe und Oberbantenberg schnelle Internet-Anschlüsse installieren zu wollen. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung haben die Stadt und Westconnect in dieser Woche unterzeichnet. Der Ausbau soll 2024 beginnen.

In Reichshof baut GlasfaserPlus aus

Auch in der Gemeinde Reichshof wird durch die Glasfaser-Plus das Netz ausgebaut. Die Gemeinde berichtet, dass es eine Vereinbarung über den Ausbau in Hunsheim, Berghausen, Alpe, Dorn, Allinghausen, Allenbach, Mittelagger, Oberagger und Teile von Eckenhagen gebe. „Insgesamt rund 1500 Adressen“, berichtet Jürgen Seynsche, Breitbandkoordinator der Gemeinde. Auch die Firma Ranger sei nach Informationen des Rathauses in der Gemeinde unterwegs, um Kunden für Glasfaser-Verträge zu werben.

Wie in Oberberg geht es gerade deutschlandweit zu, seit die Glasfaser-Plus mit Telekom-Unterstützung auf dem Markt mitmischt. Vergangene Woche wandten sich drei Branchenverbände der rein privaten Anbieter in einem offenen Brief an das Bundesdigitalministerium und warnen darin vor dem sogenannten Doppelausbau, bei dem zwei Firmen separat voneinander Glasfaser verlegen oder auch nur in Aussicht stellen.

Auf dem Bahnhofplatz in Engelskirchen stehen Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, Stefan Syrek, Klaus Grootens, Thamos Avlonitis von der Firma Insyte und Maria Sculco von „Unsere Grüne Glasfaser“.

Erster Spatenstich zum Glasfaserausbau in Marienheide, Lindlar und Engelskirchen im Juni 2023.

„Wenn zwei oder mehr Unternehmen an den Start gehen und Verträge abschließen, kann es passieren, dass keiner die nötige Quote an Haushalten bekommt, und am Ende gar keiner ausbaut“, erklärt Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale. Ein weiteres Problem in der Praxis: Für die vielen angekündigten Projekte gibt es kaum genügend Tiefbauer.

Was tun, wenn Werber vor der Türe stehen?

Im Auftrag der Deutschen Telekom sind Werber der Firma Ranger Marketing und Vertrieb in mehreren Kommunen Oberbergs unterwegs. Sie werben um Kunden für Glasfaseranschlüsse.

Das Unternehmen „Ranger Deutschland“, das im Auftrag der Telekom nun Haustürbesuche in Marienheide und Lindlar ankündigt, verspricht in seiner Mitteilung ebenfalls transparente Beratung und stellt die Beratungsleistung vor Ort in den Vordergrund: So zum Thema mögliche Übertragungsraten und wo „die Glasfaserdose am besten montiert wird“.

Gleichwohl bleibt es ein Haustürvertrieb, bei dem ein Vertrag für einen künftigen Anschluss geschlossen werden soll. Die Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf rät in jedem Fall, gelassen zu bleiben.

„Man muss auch nicht direkt unterzeichnen“, sagt Felix Flosbach, Experte für Telekommunikationsrecht bei der Verbraucherzentrale. Er spricht die klare Empfehlung aus: „Man sollte die Verträge nicht an der Haustüre abschließen“. Die Verbraucherschützer haben dazu Antworten auf die häufigsten Fragen auf ihrer Internetseite zusammengefasst.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Beitrag um Informationen über den Ausbau in der Gemeinde Reichshof ergänzt.