Ulrich Propach und Sohn Paul werden gemeinsam als Gesellen von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land ins Berufsleben verabschiedet.
Vater und SohnUlrich und Paul Propach aus Waldbröl erhalten ihre Gesellenbriefe als Zimmerer
Als der eine den Gesellenbrief in der Tasche hat, streift der andere zum ersten Mal die Zimmererkluft über und startet in die Lehre. Am heutigen Abend aber stehen beide im Rampenlicht, wenn die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land in Leverkusen ihre frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen ins Berufsleben verabschiedet.
Denn dass Vater und Sohn gemeinsam den Gesellenbrief erhalten, das gibt es nicht alle Tage. „Aber das ist ganz schön cool“, findet Paul Propach: Schon früh hat ihn sein Vater Ulrich mit seiner Leidenschaft für Holz angesteckt, im Waldbröler Weiler Hufen stehen die beiden oft gemeinsam an der Werkbank und den Maschinen.
Bereits 2020 beendete Ulrich Propach seine Lehre als Zimmerer
Bereits im Juli 2020 hatte der heute 51 Jahre alte Ulrich Propach seine Zimmerer-Lehre beendet. Weil aber Corona die Welt im Schwitzkasten hatte, fiel die traditionelle Lossprechungsfeier aus – der Gesellenbrief landete im Postkasten. „Ein echter Zimmerer aber will zünftig feiern und seine Lossprechung genießen“, erklärt der Senior, warum er bei der Kreishandwerkerschaft in Bergisch Gladbach angeklingelt und gefragt hat, ob man die Feier nachholen könnte. „Ich stieß auf offene Ohren und wurde prompt eingeladen.“ Im Holzbau-Betrieb von Ralf Adler findet sie statt.
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Während Sohnemann Paul eine „echte“ Ausbildung gemeistert hat, ist Vater Ulrich als gelernte Fachkraft für Abwassertechnik beim Aggerverband ein Quereinsteiger, eine Lehre als Zimmerer hat er nicht absolviert: „Ich wollte einfach ein Zeugnis haben für das, was ich mir in 20 Jahren mit viel Leidenschaft angeeignet habe.“ Er beendete die Prüfung als Zweitbester. Stolz – „mächtig stolz!“ – ist der Hufener, dass sein „Paule“ die Note Gut auf dem Zeugnis stehen hat.
Gelernt hat er beim Zimmerermeister Kai Müller in Waldbröl-Wies. „Ich konnte viel mit Papa lernen, der hatte den ganzen Stoff ja noch drauf“, sagt er. Gerade überlegen die Männer, auch gemeinsam den Zimmerer-Meister zu machen.
Eine Firma haben sie im vergangenen Jahr gegründet, vor dem Meister aber möchte Paul Propach eine (verkürzte) Ausbildung zum Dachdecker draufsatteln. „Das lohnt sich, weil der Trend klar zum Bauen mit Naturstoffen geht“, betont der 21-Jährige. Zudem plant er mit Freundin Iyotih (22) eine Selbstständigkeit. Iyotih studiert Architektur – hat sie Examen, bekommt Paul den zweiten Gesellenbrief. „Das ist zumindest unser Plan“, verrät er.
Dann möchte das Paar Tiny-Häuser entwerfen und auch bauen. „Die Idee ist uns gekommen, als ich einen Hühnerstall auf einen Anhänger gebaut habe“, blickt der junge Propach zurück. Schon als Kind habe Paul gern mit Holz getüftelt, erinnert sich der Vater. Einen anderen Beruf kann sich der Sohn nicht vorstellen: „Ich habe mich mal kurz als Garten- und Landschaftsbauer versucht.“ Aber im Winter kaum zu arbeiten und in den Gärten anderer Schnee zu schippen, das sei einfach nichts für ihn.