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Lärm durch MotorradfahrerDen Anwohnern am Schladerring wird es zu laut

Lesezeit 3 Minuten

Haben genug vom Motorenlärm in Seifen (v.l.): Wastl Roth-Seefrid, Werner Ritsche, Dieter Heinrichs und Wilfried Schumann.

  1. Eigentlich ist die Siegstraße zwischen den Ortschaften Krahwinkel und Seifen am Wochenende für Motorradfahrer gesperrt
  2. Doch nicht alle halten sich daran: Am Wochenende rauschen immer wieder Motorradfahrer durch den Ort
  3. Das wird den Anwohnern zu laut: Sie fordern ein Tempolimit

Waldbröl – Die bunten Markierungen der Polizei auf dem grauen Asphalt sprechen auch nach einigen Wochen noch eine deutliche Sprache: Hier hat es einen Unfall gegeben. Und erneut ist ein Mensch zu Schaden gekommen. Zuletzt war es ein 22 Jahre alter Motorradfahrer aus Friesenhagen, der am 6. Juni auf der Siegstraße, dem Schladernring, die Kontrolle über seine Maschine verloren hatte, stürzte und meterweit über die Fahrbahn rutschte. Der 22-Jährige trug schwere Verletzungen davon.

„Wir stehen im Bett, wenn wieder einer in der Nacht oder auch am Wochenende durch den Ort fliegt“, sagt etwa der Spurkenbacher Werner Ritsche. Jetzt haben er und seine Nachbarn endgültig genug, zumal die Siegstraße, die Bundesstraße 256, seit dem Jahr 2005 an Wochenenden sowie an Feiertagen zwischen dem Abzweig nach Krahwinkel und dem in die Ortschaft Seifen von 8 bis 22 Uhr für Motorräder gesperrt ist – eigentlich: „Doch das wird oft ignoriert.“

Rückendeckung von der Politik

Ritsche und seine Mitstreiter wollen „Knieschleifer“ – rasante Fahrer, die sich extrem in die Kurven legen – ausbremsen und fordern, dass künftig auf diesem zeitweise gesperrten Stück des Schladernrings und den benachbarten Straßen zwischen Spurkenbach, Seifen und Schönenbach Tempo 70 und an gefährlichen Stellen Tempo 50 gelten soll. Möglich ist derzeit in vielen Bereichen auf der Strecke zwischen Waldbröl und der Nachbargemeinde Windeck Tempo 100. Rückendeckung gibt es aus der Waldbröler Stadtpolitik: Sie hat es dem Rathaus einstimmig nach einen Antrag der SPD-Fraktion zur Aufgabe gemacht, den Oberbergischen Kreis zur Umsetzung der Geschwindigkeitsreduzierung zu bewegen. Bereits am kommenden Freitag gibt es nach Auskunft von Peter Kaesberg von der städtischen Bauverwaltung einen ersten Gesprächstermin: „Daran nehmen Vertreter der Stadt, des Kreises, der Polizei und des Landesbetriebs Straßenbau NRW teil.“

Zudem haben Anwohner wie Werner Ritsche beobachtet, dass in der Woche meist Biker aus der Region und Nachbarkreisen den Schladernring als Ausflugsziel haben, während sich an den Wochenenden Motorradfahrer mit längerer Anreise und sogar aus Belgien und den Niederlanden auf die etwa 8,5 Kilometer lange Straße begeben. „Und natürlich fährt nicht jeder von ihnen wie ein Verrückter“, betont Ritsche.

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Bikergruppen verständigen sich per Handy

Der SPD-Mann Wastl Roth-Seefrid, der im Nachbarort Schönenbach lebt, berichtet auch von Spähern, die Bikergruppen vorausführen und nachsähen, ob die Luft rein ist. „Dann gibt es per Handy den Hinweis an die Anderen, dass keine Polizeistreife den Schladernring gerade im Auge hat, und sofort heulen die Motoren.“ Schon lange heiße die Piste zwischen dem Nutscheid-Kreisel am Naturerlebnispark Panarbora und dem Dorf Spurkenbach in Bikerkreisen übrigens „Grüne Hölle“. „Auf ihren Touren filmen sich die Knieschleifer gern, im Internet finden sich unzählige Aufnahmen“, sagt Roth-Seefrid.

Eigentlich ist die Ortschaft Seifen am Wochenende und an Feiertagen von 8 bis 22 Uhr für Motorradfahrer gesperrt.

Angst und Bange wird es nun auch den Seifenern immer öfter: Die kurvigen, oft steilen Pisten rund um den Weiler Spurkenbach bieten Waghalsigen manche Herausforderung und führen sie vor allem nach Seifen, da dieser Ort an der Umleitungsroute für Motorräder liegt. Am Friedhof dort ist ein Kreisverkehr, Dieter Heinrichs wohnt im Haus daneben: „Ab 17 Uhr geht’s hier nahezu täglich rund, besonders Verrückte überholen sich sogar im Kreisel.“ Und sei auf dem Friedhof eine Beerdigung, so verstehe – besonders an Samstagen – ob des Lärms niemand des Pastors Worte, ergänzt Wilfried Schumann, Vorstandsmitglied des örtlichen Friedhofsvereins, „trotz der Lautsprecher an der Trauerhalle“.