21 Garden und Gruppen mit mehr als 450 Tänzerinnen und Tänzern sind der Einladung der Waldbröler KG zum allerersten Tanztreff gerne gefolgt.
Sportliches Aufgebot in WaldbrölEin ganz entspanntes Spektakel rund ums Tanzen im Karneval
Immer wieder tönt das kleine Walkie-Talkie, per Funk sind die Techniker Manuel Salz und Steffen Thomas mit der Bühne verbunden. Höchstkonzentriert stehen die Männer am Samstagnachmittag hinter dem Mischpult. 15.17 Uhr, im Rampenlicht vor ihnen reißen die Miniminis 02, die jüngste Garde der Waldbröler Karnevalsgesellschaft, ihre Arme in die Höhe. Es ist der erste Auftritt der 15 Kinder überhaupt. Und es ist das erste Mal, dass die WKG zu einem „Tanztreff“ eingeladen hat.
21 Garden und Gruppen aus den Kreisen Oberberg, Rhein-Sieg und Olpe führen in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums vor, was sie drauf haben, mehr als 450 Tänzerinnen und Tänzer wirbeln übers Podium. „Und wir sorgen dafür, dass alle ordentlich auf die Bühne kommen – und wieder runter“, erklärt Technikmann Salz. Derweil sorgt Stephanie Wegert dafür, dass jeder da oben ankommt, dass jeder pünktlich startklar ist für den 15 bis 20 Minuten langen Auftritt: „Hier steht der Spaß im Vordergrund, alles ist entspannt“, erklärt sie den Unterschied zu einer streng getakteten Sitzung mit gebuchten Karnevalskräften.
Genau das ist auch die Idee der Waldbröler Funkengarde Rot-Weiß 52: Spaß haben, den Initiatoren des Spektakels. „Bei Sitzungen ist es so: Der eine kommt, der andere geht – man winkt sich aus der Ferne“, sagt WKG-Chefin und Garde-Trainerin Alexandra Noiron. „Wir wollen allen mal die Gelegenheit geben, sich näher kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen, Zeit für einander zu haben.“ 40 WKG-Mitglieder haben am Abend zuvor in die Hände gespuckt und innerhalb von vier Stunden die Schulaula karnevalsfein gemacht.
Alles zum Thema Bergisches Land
- Verborgene Fresken In Morsbachs Basilika St. Gertrud schlummerte ein echter Schatz
- Diamant-Meisterbrief Waldbröler Fotografin Sigrid Kröger freut sich über seltene Ehrung
- Sozialarbeit in Oberberg Hilfe für Menschen, die als „Systemsprenger“ abgestempelt sind
- Späte Zustellung Grußkarte landet nach mehr als 59 Jahren in Gummersbacher Postfach
- Konzert in der Stadtkirche In Waldbröl erzählt ein Gospel-Musical das Leben Jesu
- Sonderschau Auf Schloss Homburg in Nümbrecht trifft Playmobil nun auf Oberbergs Handball
- Christliches Brauchtum St. Martina verschenkt in Waldbröl ihren roten Umhang
Beim Tanztreff in Waldbröl ist Jennifer Pabusch aus Nümbrecht mächtig stolz auf Söhnchen Leo
Dort steht nun Jennifer Pabusch mitten im Publikum und klatscht sich die Hände wund: Söhnchen Leo, sieben Jahre alt, hat als einziger Junge in der Mini-Garde der Sechs- bis Zehnjährigen gerade den ersten Tanz gemeistert. „Er war so aufgeregt und hatte ganz doll Magengrummeln“, verrät die stolze Mutter. Über Freunde hat Leo zur KG gefunden, ansonsten turnt er in Elsenroth. „Er ist also richtig fit.“
Fit, das sind nicht alle: Zurzeit, so ist abseits zu erfahren, liegt mancher flach, zwei Garden haben die Fahrt in die Marktstadt nicht angetreten. So muss dann auch Tim Walbersdorf, Trainer der Blauen Funken des Karnevalsvereins Schönau-Altenwenden, in Waldbröl plötzlich selber ran und mittanzen: „Das mache ich, seit ich sechs bin“, schildert der heute 27-Jährige. Im März haben die Funken aus dem Sauerland mit der Arbeit am neuen Sessionstanz begonnen.
André Becher aus Reichshof kann sich ein Leben ohne Gardetanz nicht mehr vorstellen
Tatsächlich ist der Tanztreff fest in der Hand der Mädels, tanzende Jungs sind selten. „Die müssen sich nämlich irgendwann entscheiden – Fußball oder Karneval“, verrät Alexandra Noiron – und André Becher schüttelt prompt den Kopf: „Fußball hat mich nie interessiert“, erklärt der 22 Jahre alte Tanzoffizier in der Burggarde der KG Rot-Weiß Denklingen. „Mit zwölf habe ich in Oesinghausen angefangen, mit 15 bin ich nach Denklingen und zu den ‚Pänz von der Burg‘ gewechselt.“ Ihn habe halt das Karnevalsfieber richtig erwischt und echter Sport sei das Tanzen ja auch: „Wir trainieren zweimal in der Woche, kurz vor der Session gibt es Zusatztrainings.“ Und Verantwortung schultern muss André Becher zudem: Schließlich möchte er, dass Partnerin Jolina nach seinen Würfen immer sicher unten ankommt. „Das Werfen ist immer das Schwerste überhaupt.“
Wer ordentlich wirft, hat natürlich mächtig Hunger. Im Foyer der Aula biegen sich die Tische, die WKG-Eltern haben in der Küche gezaubert. „An einem solchen Tag und nach aller Anstrengung soll jeder essen, was einem schmeckt“, findet Helferin Snjezana Wegert – und blickt etwa auf Currywurst aus Nümbrecht. „Doch achten wir stets darauf, dass es nicht zu ungesund wird: Salate und Gemüsespieße gibt es auch.“ Immer vier Eltern hüten jeweils solche Speisen, zwei Stunden dauert beim ersten Tanztreff die Schicht am Büfett.
Als um 20.45 Uhr die letzte Garde die Bühne verlässt, da ist für die WKG noch lange nicht Schluss: Kurz vor Mitternacht ist alles aufgeräumt, die Aula an der Goethestraße wieder in Ordnung gebracht. „Es hat sich gelohnt und alles hat großen Spaß gemacht“, blickt die Vorsitzende Alexandra Noiron zufrieden zurück. „Eine Damensitzung zu organisieren ist viel, viel stressiger.“
Termin für den Sonntagszug in Waldbröl ist noch ungewiss
Offen ist noch immer, wann die Waldbröler Karnevalsgesellschaft im neuen Jahr ihren Sonntagszug starten lässt. Bislang soll er am Wahlsonntag, 23. Februar, durch die Marktstadt ziehen, doch müsste die KG dann auf viel Unterstützung aus dem Rathaus und von der Stadt verzichten. Eine Idee sieht vor, dass die KG das Spektakel mit eigenen Kräften und alleine stemmt. „Aber entschieden ist noch nichts, wir sprechen in dieser Woche ein weiteres Mal mit Bürgermeisterin Larissa Weber“, kündigt die Vorsitzende Alexandra Noiron an.