Als Aschenbecher missverstanden werden zwei Ladesäulen in Waldbröl. Diese sollen eigentlich dem Handy frischen Saft liefern, und das gratis.
KaiserstraßeLadeplätze fürs Handy dienen in Waldbröl gern als Aschenbecher
Wenn an der Kaiserstraße der Saft ausgeht und das Smartphone schlappmacht, dann soll ein kurzer Aufenthalt an Waldbröls Einkaufsmeile prompt Abhilfe schaffen: Dort nämlich stehen zwei Ladesäulen, die den Handyakku wieder auf Touren bringen. So weit die gute Theorie. Die Realität sieht anders aus: Heute würde wohl niemand mehr das Mobiltelefon an eine der insgesamt vier Induktionsflächen lehnen, um es aufzuladen. Dort, wo eigentlich das Handy seinen Platz hat, türmen sich die Stummel ungezählter Zigaretten, auch sind die Fächer vollgestopft mit Müll.
„Da müssen wir unbedingt nachbessern“, urteilt Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber und meint damit nicht unbedingt nur die Sauberkeit: Dass die schwarzen Säulen an der Einmündung zur Bergstraße und an der zur Gerichtsstraße eigentlich eine tolle Sache sind, begreifen wohl die wenigsten, die da die frisch sanierte Kaiserstraße entlanglaufen. Fragt man nach dem Sinn jener Säulen, gibt‘s Antworten wie: Fahrradhalter, Lautsprecher, Markierungspfosten, sinnloses Gestaltungselement oder eben auch Aschenbecher.
In den sozialen Medien ist sogar vom einem direkten Draht ins nächste Waldbröler Fast-Food-Lokal die Rede
In den sozialen Medien ist sogar von einem direkten Draht zu einem Fast-Food-Restaurant die Rede. „Wenn die Ladesäulen so missverstanden werden, dann bringen wir wohl besser Hinweisschilder oder noch besser Piktogramme an, damit die Funktion der Stelen klar wird“, kündigt Weber an.
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Dass die beiden, etwa 1,20 Meter hohen Säulen zum Entsorgen der Asche und von Kippen herhalten müssen, ärgert die Rathauschefin, nicht nur wegen des Rauchens an sich und des fiesen Abfalls: „Die Idee dazu stammt von Waldbröler Jugendlichen, die wir damals in die Planung eingebunden haben und die sich genau das gewünscht, nämlich Ladesäulen für ihre Handys.“ 6750 Euro haben sie Webers Angaben zufolge jeweils gekostet.
Begonnen hat der große Umbau der Kaiserstraße (Bundesstraße 256) im Mai 2020, im Mai vergangenen Jahres wurde dann ihre Fertigstellung gefeiert mit einem Fest und einer gut 200 Meter langen Festtafel. Mehr als acht Millionen Euro hat das Vorhaben gekostet, geschultert haben diese Summe die Stadt und die Stadtwerke, viel Geld floss zudem aus öffentlichen Fördertöpfen.
Die beiden Ladesäulen sind Teil kleinerer Plätze, auf denen moderne Sitzgelegenheiten ebenso zu finden sind wie Abstellbügel für Fahrräder und Geräte, die zu ein bisschen Bewegung an der frischen Luft einladen. „Alles ist so installiert, dass man sich dort gerne niederlassen möchte“, findet Larissa Weber. „Die Idee war, dass Kinder und Jugendliche dann eben auch einfach ihre Handys aufladen können, wenn sie da abhängen. So etwas gibt es im öffentlichen Raum nur selten, noch dazu ohne USB-Kabel.“ Kassieren möchte die Bürgermeisterin die beiden Säulen aber (noch) nicht. „Aufgeben möchte ich diese Idee nicht, auch wenn ich sehr enttäuscht darüber bin, wie es damit läuft.“