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Wohnen in WaldbrölFür das frühere Merkur-Gelände sind die ersten Investoren gefunden

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Der Ausbau des früheren Merkur-Geländes in der Stadt Waldbröl schreitet zügig voran, nicht nur mit dem Grünzug-Ost.

Der Ausbau des früheren Merkur-Geländes in der Stadt Waldbröl schreitet zügig voran, nicht nur mit dem Grünzug-Ost.

Die Bauherrengemeinschaft Roci will auf einer Fläche von gut 1000 Quadratmetern Wohnraum errichten. Auf Handel und Gewerbe verzichtet sie.

Wenn Männer einen Bach verschieben und ihm ein neues Bett bauen, gibt es dafür sicher einen guten Grund. „Hier müssen wir diesmal dem Straßenbau Vorfahrt geben“, erklärt Jan Kiefer, Leiter der Bauverwaltung im Waldbröler Rathaus, und deutet an der Droste-Hülshoff-Straße auf Erdhügel: Dort nimmt der Waldbrölbach eine neue, noch unterirdische Strecke, wenige Meter trifft er dann auf den Wiedenhofbach und darf, künftig freigelegt, auf 190 Metern an der frischen Luft fließen. Denn da, wo einst der Merkur-Komplex in den Himmel ragte, soll es bald richtig viel Grün und eben auch viel Wasser geben.

Männer mit Plan: Fachbereichsleiter Jan Kiefer (links) und Tiefbau-Techniker Maik Simon von der Waldbröler Stadtverwaltung stehen auf der Droste-Hülshoff-Straße und an der Stelle, an der ein neues Bett für den Waldbrölbach entsteht.

Männer mit Plan: Fachbereichsleiter Jan Kiefer (links) und Tiefbau-Techniker Maik Simon von der Waldbröler Stadtverwaltung stehen auf der Droste-Hülshoff-Straße und an der Stelle, an der ein neues Bett für den Waldbrölbach entsteht.

Auf der Brache in Waldbröls Mitte geht's also zügig voran. Und nicht nur das: Für das Baufeld entlang der Bahnhofstraße ist ein Investor gefunden. Und jüngst hat der Rat der Marktstadt grünes Licht gegeben: Auf diesem Grundstück mit einer Größe von rund 1000 Quadratmetern wollen die Waldbröler Unternehmer Mirdi und Verdi Roci Wohnungen bauen – mit Größen von 70 bis 110 Quadratmetern, so heißt es. Ihr Vorhaben habe, so ist weiterhin zu vernehmen, in nichtöffentlicher Sitzung den Vorzug bekommen vor den Plänen des Unternehmers Peter Wall aus der Ortschaft Puhl – dieser hatte unter anderem das Eckhaus an der Friedenstraße, Ecke Kaiserstraße, saniert und modernisiert.

Auf Handel und Gewerbe wollen die Roci-Brüder indes verzichten. Dass sie die ersten Bauherren auf dem früheren Merkur-Gelände sind, bestätigen sie auf Anfrage dieser Zeitung. Weitere Fragen zu ihrem Vorhaben, etwa warum dieses allein Wohnraum vorsieht, beantworten die Geschäftsleute vorerst nicht.

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Auch für die größere Fläche auf dem ehemaligen Merkur-Gelände in Waldbröl gibt es Anfragen

Auch für die weitaus größere Fläche auf dem etwa 12.000 Quadratmeter großen Areal entlang der Kaiserstraße gebe es Anfragen, sagt Bürgermeisterin Larissa Weber: „Infrage kommt für uns bisher leider keines dieser Projekte, weil eben Geschäfte oder Platz für Dienstleister fehlen.“ Eine reine Wohnbebauung sehe sie da aber nicht: „Schließlich wollen wir dort auch den Stadtplatz anlegen.“ Die Hoffnung auf ein Hotel habe sie allerdings nahezu aufgegeben, gesteht Weber.

Auf einer Strecke von 190 Metern in Richtung der Nümbrechter Straße darf der Waldbrölbach künftig offen fließen. Das Gewässer auf dem früheren Merkur-Gelände in der Stadtmitte von Waldbröl ist bereits freigelegt worden.

Auf einer Strecke von 190 Metern in Richtung der Nümbrechter Straße darf der Waldbrölbach künftig offen fließen. Das Gewässer auf dem früheren Merkur-Gelände in der Stadtmitte von Waldbröl ist bereits freigelegt worden.

Bevor dieser Platz entsteht, soll bis Ende kommenden Jahres aber erst mal der Grünzug-Ost gedeihen, vorgesehen sind unter anderem ein Spielplatz mit 14 Stationen für Kinder, ein Parkour-Areal für Jugendliche und junge Erwachsene sowie ein Obstgarten. Seit Juli sind die rund 4,9 Millionen Euro teuren Arbeiten in vollem Gange. „Und es läuft gut, Überraschungen sind bisher ausgeblieben“, berichtet Waldbröls Tiefbau-Techniker Maik Simon und freut sich, dass eine tiefgehende Untersuchung des Baugrunds keine Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg zutage gefördert hat. Denn unter der Erde hat die Stadt ihre Aufgaben bereits erledigt: Die Kanäle zwischen der Friedenstraße und der Nümbrechter Straße sind ausgetauscht, die Anschlüsse saniert, neue Leitungen für den Strom und die spätere Beleuchtung gelegt.

Vorbereitet seien auch der Straßenbau und die Trasse für den späteren, hier etwa 330 Meter langen Cityradweg, die zunächst aber dem Bauverkehr dient. Je nach dem Stand der Arbeiten ändere sich für die Anlieger der Droste-Hülshoff-Straße die Zufahrt zu ihren Grundstücken, schildert Simon. Und weil an der Bertha-von-Suttner-Straße gegenüber immer wieder Parkplätze in Beschlag genommen werden müssen, empfiehlt er die beiden Plätze an der Friedenstraße. „Auf dem unteren wird die Mobilstation gebaut, aber nicht vor dem zweiten Quartal 2025.“ Vielleicht schon im Frühjahr, so schätzt Fachbereichsleiter Jan Kiefer, könnten die Bagger für das Roci-Projekt anrollen.

Immer mittwochs, 10 Uhr, gibt es eine Baubesprechung in den roten Containern. Dort können Interessierte Fragen stellen oder sich das Gelände erklären lassen. Zudem bietet Maik Simon von der Stadtverwaltung ebenfalls Gespräche an, auch kurzfristig – Kontakt: (02291) 85-192 oder maik.simon@waldbroel.de.

Belohnung für „Waldbröl 2030“

„Waldbröl 2030“ ist der Titel des neuen Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek), das auch den Bau des Stadtplatzes auf dem früheren Merkur-Gelände vorsieht. Dieses hat Regierungspräsident Thomas Wilk jetzt mit einem Förderbescheid über 60 Prozent an den Planungskosten von insgesamt 930.000 Euro gewürdigt. Ende vergangenen Jahres hatte der Waldbröler Stadtrat das Isek verabschiedet.

Weiterhin enthalten sind darin die Umgestaltung des Marktplatzes und der Bau einer neuen Mehrzweckhalle auf eben diesem Platz. Dieses Vorhaben ist Schwerpunkt des Isek. „Und somit der Förderung“, sagt Bürgermeisterin Larissa Weber, die gemeinsam mit Fachbereichsleiter Jan Kiefer den Förderbescheid abgeholt hat. „Die neue Markthalle und der Marktplatz werden nicht nur zu lebendigen Treffpunkten für uns alle, sondern stärken auch unsere regionale Wirtschaft“, betont Weber.