Oberberg – Die ganze Welt schaut auf die USA und die Präsidentschaftswahl. Joe Biden und Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch im Oberbergischen sorgt die Wahl für Interesse und Gesprächsstoff, denn auch in der Region gibt es ganz unterschiedliche Verbindungen nach Amerika.
Whitney Breer
Eine gespaltene Familie
Ganz besonders aufmerksam blickt Whitney Breer derzeit auf die Präsidentschaftswahlen in den USA und auf die Ereignisse, die sich beinahe stündlich überschlagen. Breer, von Beruf Management-Trainerin, ist Amerikanerin und stammt gebürtig aus Florida.
Die Wahl hat sie mit ihrer Familie in ihrer neuen Heimat Engelskirchen am Fernseher verfolgt. „Da kam allerdings durchgehend negative Kritik zu Trump, sodass ich irgendwann abgeschaltet habe“, erzählt sie. Auch bei ihr sorgen die Wahlen aktuell für Bauchschmerzen. „Es ist spannend und beängstigend zugleich“, beschreibt sie ihre Gefühlslage. Donald Trump führe sich derzeit auf, wie ein kleines Kind. „Ich wohne seit 20 Jahren in Deutschland und beobachte die Wahlen mit Abstand“, sagt Breer.
Dass Trump die Wahl gewinnen könne, habe sie nie ausgeschlossen. „Ich hoffte es nicht, aber ich hielt es für möglich. Ich glaube, viele Amerikaner haben ihn heimlich gewählt und auf die letzte Minute ihre Stimme abgegeben.“
Den Grund dafür sieht sie unter anderem in Trumps Fähigkeit, Ängste zu schüren. Viele hätten ihn aus Verunsicherung gewählt. Andere wiederum würden ihn als Held sehen, der Jobs versprochen und das Leben der „vergessenen Amerikaner“ verbessert habe. „Ich sehe das bei meiner eigenen Familie. Die ist auch gespalten“, berichtet Breer. „Meine Eltern haben Trump gewählt. Die sind fast 80 Jahre alt und haben viel Angst. Die glauben jedes Wort, was er sagt.“
Die Stimmung, die derzeit in den USA herrscht, bereitet Breer Sorge. Egal, wie die Wahl ausfalle – Unruhen werde es so oder so geben, befürchtet sie. Auf die Frage, wem sie persönlich ihre Stimme gegeben hätte, ist sie ehrlich: „Schwer zu sagen. Von hier aus hätte ich Biden gewählt. Aber würde ich noch drüben wohnen, würde ich die Dinge wahrscheinlich anders sehen.“
Stephan Heister
Ein teures Motorrad
Interessiert schaute auch Stephan Heister in den vergangenen Tagen nach Amerika. Allerdings eher aus der wirtschaftlichen Perspektive: In der Nümbrechter Ortschaft Homburg-Bröl betreibt Heister die „Harley Davidson Manufaktur MCP Custombikes“.
Aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und der EU und den damit verbundenen immer teurer werdenden Einfuhrzöllen, hatte Harley Davidson vor einiger Zeit angekündigt, die Produktion zum Teil aus Amerika hinaus zu verlagern und vermehrt auch in Europa zu produzieren. Diese Pläne hatten in den USA und vor allem bei Donald Trump für Ärger gesorgt. Trump hatte daraufhin angekündigt, Harley Davidson zu „besteuern wie nie zuvor“.
Persönlich betrifft das Stephan Heister nicht direkt. Er erklärt: „Ich bin kein Händler, sondern repariere die Maschinen und mache Sonderanfertigungen. Deshalb bin ich finanziell bisher nicht direkt von den Handelsstreitigkeiten betroffen gewesen.“
Dennoch hoffte er, dass Biden das Rennen macht. Denn er befürchtet: „Wenn das so weiter geht wie bisher, bekomme auch ich das zu spüren. Eine Harley-Davidson-Maschine ist auch so schon teuer. Aber unter diesen ganzen finanziellen Streitigkeiten werden immer weniger Leute Harley Davidson-Maschinen kaufen. Und dann kommen mit der Zeit auch weniger Kunden zu mir.“
Sven Gebhard
Die gute alte Snickers-Werbung
Der Ursprung des Déjà-vu von Sven Gebhard reicht weiter zurück als die überall gezogenen Vergleiche zur Wahl 2016 und hat etwas mit einem Schokoriegel zu tun. Der IHK-Vizepräsident aus Waldbröl schmunzelt: „Damals vor 20 Jahren, als bei George W. Bush gegen Al Gore bis in den Dezember nachgezählt wurde, gab es diese Snickers-Werbung: mit den Strichlisten der Kandidaten und mit dem Satz ,Wenn’s mal wieder länger dauert’.“ In der oberbergischen Wirtschaft hält man sich auf Nachfrage zu den der Vorlieben für einen der beiden Kandidaten spürbar bedeckt. Ob das durch die guten Geschäfte kommt, die mancher mit Trumps Wirtschaftspolitik machen konnte?
Gebhard sagt: „Auch viele Unternehmen im Oberbergischen Kreis verfolgen die US-Wahl mit Spannung. Die USA sind ja neben China der wichtigste außereuropäische Handelspartner auch für diverse oberbergische Unternehmen und somit sind verlässliche deutsch-amerikanische Beziehungen essenziell.“
Exportorientierte Unternehmen, betont Gebhard, seien aber auf den globalen Freihandel angewiesen. Von Strafzöllen und Marktbarrieren seien indirekt häufig auch noch weitere Unternehmen betroffen. „Daher wäre es ein wichtiges Signal, wenn sich der neu gewählte Präsident beim Thema multilaterale Vereinbarungen und Freihandel wieder mehr auf die Handelspartner zubewegte.“