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U18 BundestagswahlJunge Menschen wünschen sich eine Stimme

Lesezeit 4 Minuten

Auch junge Menschen haben Erwartungen an die Politik und wünschen sich, ernst genommen zu werden.

Oberberg – Auf die bevorstehende Bundestagswahl schauen auch viele junge Menschen. Wählen dürfen am 26. September allerdings nur all diejenigen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Viele Schülerinnen und Schüler haben somit kein politisches Mitbestimmungsrecht. „Das ist schon komisch. Es wird ja auch über unsere Zukunft entschieden, aber wir können nicht wirklich mitreden. Es wird sozusagen über unseren Kopf entschieden“, meint auch Bastian Mosbach. Der 17-Jährige ist Schüler im Abiturjahrgang des Aggertal-Gymnasiums (ATG) in Engelskirchen. Es sei ihm wichtig, über Politik zu sprechen. Im Freundeskreis sei sie aber eher selten Thema. „Ich glaube, da wir noch nicht wählen dürfen, befassen sich auch viele in meinem Alter noch nicht damit“, sagt der Schüler. Mosbach wird zwei Monate nach der Bundestagswahl volljährig. „Das ärgert mich schon, denn ich hätte gerne meine Stimme abgegeben“, sagt er.

Die Bundestagswahl wird im Schulunterricht besprochen – auch am Aggertal-Gymnasium. „Das steht sogar im Lehrplan“, berichtet Magdalena Hilger, die am ATG die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften unterrichtet. Das grundsätzliche Interesse der Schülerinnen und Schüler an Politik sei zwar da – mal mehr, mal weniger. Dennoch habe Hilger das Gefühl, dass dieses etwas kippe. „Ich glaube, dass für viele junge Menschen der Schritt, tatsächlich politisch aktiv zu werden, nach wie vor eine große Hürde ist“, sagt die Lehrerin.

„Klimaschutz ist uns jungen Menschen wichtig"

Doch was ist jungen Menschen – insbesondere im Oberbergischen – politisch wichtig? Und was erwarten die jungen Oberberger von den oberbergischen Kandidaten? In den vielen „Fridays for Future“-Demonstrationen machten Schülerinnen und Schüler auf die Klimakrise aufmerksam und forderten die Politiker zum Handeln auf. Einsatz für erneuerbare Energien, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich verringern und nachhaltiger leben sind nur einige der vielen Ziele, die die jungen Demonstranten – auch aus Oberberg – auf der Straße forderten.

„Klimaschutz ist uns jungen Menschen wichtig, das merke ich auch an unserer Schule. Es wird immer bewusster auf Nachhaltigkeit geachtet. In der Schülervertretung diskutieren wie zum Beispiel über die Umstellung auf recyceltes Papier“, erzählt Bastian Mosbach.

Doch das Engagement und Interesse an Politik geht auch über den Klimaschutz hinaus. Besonders in den Schulen steht das Thema Bildung ganz oben und bringt viele weitere Themen mit sich. Die Corona-Pandemie stellte viele Bildungseinrichtungen zuletzt vor nicht gekannte Herausforderungen. Und die Krise machte vor allem auf eine große Baustelle aufmerksam: die Digitalisierung in den Schulen. „Unsere Schule ist zum Glück sehr modern. Aber andere Schüler arbeiten immer noch mit Overheadprojektoren. Da fragt man sich schon manchmal, wo eigentlich das ganze Geld hingeht, das für die Digitalisierung an Schulen vorgesehen ist“, sagt Mosbach. Digitale Schulen alleine reichten zudem nicht, wenn seine Mitschülerin zuhause eine so schlechte Internetverbindung habe, dass Homeschooling für sie nur schwer möglich sei.

Damit junge Menschen, die noch nicht wahlberechtigt sind, dennoch die Chance haben, ihre Stimme für die oberbergischen Kandidaten abzugeben, nimmt das Aggertal-Gymnasium – neben weiteren oberbergischen Schulen – an der U18-Wahl teil, die gemeinsam mit der Engelskirchener Quartiersmanagerin organisiert wird.

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Die bundesweite Jugendwahl für Unter-18-Jährige findet neun Tage vor der Bundestagswahl statt. Die Kinder und Jugendlichen können symbolisch ihre Stimme abgeben und setzen ein Zeichen für politische Mitbestimmung. Die Schülerinnen und Schüler können bei der U18-Wahl außerdem praktische Erfahrungen sammeln und den Ablauf einer Wahl kennenlernen.

Bisher hätten sie die Bundestagswahl im Unterricht nur auf höherer Ebene besprochen. Er hoffe nun, vor der U18-Wahl auch die oberbergischen Kandidaten noch besser kennenzulernen, sagt Bastian Mosbach und ergänzt: „Ich würde mir wünschen, dass generell mehr junge Leute kandidieren. Die verstehen viel eher, was jungen Leuten wichtig ist, und so würde Politik auch uns mehr ansprechen.“Was die Kanzlerwahl angeht, ist Mosbach zwiegespalten. „Ich kenne ja nur Angela Merkel als Kanzlerin. Ich weiß nicht, ob sie ihre Arbeit gut oder schlecht gemacht hat, denn mir fehlt der Vergleich.