Wegen deutlich gestiegener Gema-Gebühren und höherer Kosten bei Festzelt und Heizung, wird Karneval in dieser Session ein teurer Spaß.
Karneval wird teuerVereine in Oberberg müssen diese Session sehr spitz kalkulieren
Jedes Stippeföttche ist auch ein Eiertanz. Denn ob Prunksitzung in Engelskirchen, Karneval auf der Belmicke oder Raderdoll-Party in Denklingen - die Gema, die als Verwertungsgesellschaft für die Urheber von Musikstücken Gebühren einzieht, feiert kräftig mit. Um 30 Prozent seien die Gebühren für die Musik gestiegen, seufzt Franz-Josef „Juppi“ Steinfort von der KG Rot-Weiß Denklingen.
In den Karnevalshochburgen Oberbergs läuft der Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen. Da rechnen nicht nur die Besucher, sondern auch die Karnevalsgesellschaften. Notgedrungen. Denn nicht nur die Gema kassiert mehr als je zuvor: „Auch die Miete für das Zelt, die Honorare für die Bands, die Büttenredner, das Personal sind rasant gestiegen, alles zusammengerechnet um 70 Prozent“, stellt Steinfort fest. Das muss der Verein erst einmal stemmen. Denn die Preise der Eintrittskarten entsprechend erhöhen? „Das ist unmöglich, wir wollen die Leute ja nicht abschrecken!“, wehrt er ab.
Karnevalsverein versuchen, die Eintrittspreise so niedrig wie möglich zu halten
„Wir versuchen, die Eintrittspreise so gut wie möglich zu halten“, versichert auch Alexandra Noiron-Salz von der Waldbröler KG. „Obwohl die tausende Euros, die wir an die Gema abführen, schon eine ganz harte Nummer sind.“ In diesem Jahr kostet der Eintritt zur Prunksitzung mit 35 Euro zwei Euro mehr als im vergangenen Jahr. „Damit kriegen wir die gestiegenen Kosten natürlich nicht gedeckelt. Deshalb versuchen wir, als Ausgleich den Umsatz in der Gastronomie zu steigern.“ Denn eins sei klar: „Beim Programm dürfen wir uns keine Schnitzer erlauben!“ Das sieht auch Juppi Steinfort so. „Wenn man einmal kein gutes Programm macht, wird beim nächsten Mal das Zelt nicht voll. Wir haben nur dieses eine Pfund, mit dem wir wirtschaften können.“
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Philip Caucal, Präsident der KG Rot-Weiß Lindlar, die die fünf größten Zeltsitzungen in Oberberg veranstaltet, berichtet, dass die Gema-Gebühren im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 50 Prozent gestiegen seien. Der größte Posten sei aber das Zelt. Hier müsse die KG zehn Prozent mehr zahlen. Auch die Heizkosten seien ein Posten, der berücksichtigt werden muss.
Eigentlich lebe man von der Hand in den Mund und habe darum die Ticketpreise für das nächste Jahr um fünf Euro erhöhen müssen. Die Künstler dagegen seien nicht teurer geworden, davor habe er großen Respekt und ziehe den Hut, sagt Caucal. In Lindlar treten bekannte Bands wie Brings, Kasalla, Cat Ballou, Räuber und viele mehr auf. In Lindlar werden die Tickets für das nächste Jahr immer bei den aktuellen Festzelt-Sitzungen verkauft. Bislang sei man immer ausverkauft gewesen, so Caucal.
Kleine Vereine setzen auf eigene Kräfte und befreundete Gesellschaften
Davon kann Rainer Tomasetti vom TuS Belmicke nur träumen. „Wir sind die am höchsten gelegene Karnevalshochburg im Rheinland, aber wohl auch die kleinste“, sagt er. „1200 oder 1600 Euro für einen namhaften Büttenredner sind für uns nicht drin.“ Andererseits gelinge es ihnen, für 19 Euro fünf Stunden pralles Programm zu wuppen, auch dank eigener Kräfte und des guten Kontakts zu anderen Vereinen. „Im vergangenen Jahr war alles super, alle waren hoch zufrieden.“ Und dann trage auch der große Erfolg der Party für junge Leute mit DJ-Musik zur Finanzierung der Sitzung bei. Seit Sonntag hat mit dem Kartenvorverkauf die Flitzebogenspannung begonnen, ob es auch diesmal – wie in den vergangenen 70 Jahren – wieder klappt.
Denn die goldenen Zeiten, als am Aschermittwoch des Vorjahrs bereits die Sitzungen und Bälle fürs nächste Jahr ausverkauft waren, sind bei der KG Närrische Oberberger in Engelskirchen vorbei. „Die Leute überlegen zweimal, sie kaufen kurzfristiger, vielleicht ist auch Corona noch in den Köpfen“, beobachtet KG-Sprecherin Judith Schwenk. Sicher spielten auch die gestiegenen Preise eine Rolle. „Viele entscheiden sich, nur auf eine Sitzung zu gehen und nicht wie früher zu allen Veranstaltungen“.
Auch die Waldbrölerin Alexandra Noiron-Salz bangt, dass der Verkauf der Restkarten gut läuft. „Viele Leute lassen sich Zeit mit dem Ticketkauf, eine Gruppe, die immer aus zwölf Personen bestand, ist in diesem Jahr auf acht geschrumpft, weil die Freunde nicht mehr mitgehen.“ Auch manche Sponsoren schnallten den Gürtel deutlich enger. Aber sie ist zuversichtlich, trotz allem.