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Made in OberbergLaborunion Wehnrath schickt Blutproben auf die Autobahn

Lesezeit 3 Minuten
Ein technisches Gerät.

Tausende Blutproben werden jeden Tag bei der Laborunion in einem hochtechnisierten Verfahren untersucht.

Das Unternehmen Laborunion in Reichshof-Wehnrath betreibt eine der modernsten Analytikstraßen in ganz Europa.

Blutproben, die in einer oberbergischen Hausarztpraxis abgegeben werden, laden in vielen Fällen im Industriegebiet von Reichshof-Wehnrath. Bei der dortigen Laborunion durchlaufen die Röhrchen über eine Analytikstraße einen zum großen Teil automatisierten Prozess. Doch das Unternehmen versteht sich auch als Logistiker, der die mehr als 1000 angeschlossenen Praxen in einem Umkreis von gut 100 Kilometern zwischen den Großräumen Köln und Siegen bis hinunter nach Montabaur mit Praxismaterial beliefert. „Das macht Sinn und ist ökonomisch“, erklärte Geschäftsführer Alexander Keil jetzt bei einem Besuch der örtlichen SPD.

Der größte Teil des Prozesses läuft automatisch ab

Denn die Fahrer fahren die Praxen ohnehin täglich an, um Proben abzuholen und Befunde abzuliefern. Daneben ist die Laborunion auch ein Facharztstandort für Labormedizin und eine Akademie mit Fortbildungen zum Schwerpunkt Labor. Projektmanager Benjamin Werner erläutert, dass die Laborunion vor genau 30 Jahren aus dem Zusammenschluss der früheren Laborgemeinschaften Untereschbach, Siegen und Waldbröl entstanden sei. Seit rund zehn Jahren gibt es Außenstellen in Köln und Bergisch Gladbach.

Benjamin Werner und Alexander Keil erläutern Gerald Zillig das Labor zur Blutuntersuchung.

Bei einem Besuch der Reichshofer SPD erklärten (v.r.) Benjamin Werner und Alexander Keil, wie die Anlage funktioniert – und dass demnächst auch Drohnen zum Einsatz kommen sollen.

Der Weg einer Blutprobe von der Anlieferung bis hin zur Archivierung ist spannend. Die Proberöhrchen werden in von der Firma entwickelten Kunststoffboxen angeliefert. Der größte Teil des Prozesses läuft automatisch ab. Zu Beginn werden die Röhrchen in eine Sortieranlage geschüttet, die sie dann in Träger positioniert. Von dort wandern sie in eine KI-gesteuerte Analytikstraße, in der die Proben entdeckelt werden. Ohne menschliches Zutun ist die Anlage auch in der Lage, Aliquote (Teilportionen) zu ziehen, um mit diesen Proben dann separate Untersuchungen von Vollblut und Serum zu ermöglichen. Denn letzteres wird durch Zentrifugation gewonnen. Dafür wird der Rotor nach einer vorherigen Ermittlung der Füllhöhen derart befüllt, dass bei der Zentrifugation mit 40.000 Umdrehungen pro Minute keine Unwucht entsteht.

Die Probenträger werden Auto genannt

Weiter geht es auf einer zweispurigen Autobahn, auf der die Auto genannten Probenträger den vom Arzt angeforderten Untersuchungen in die entsprechenden Analysesysteme ausgeschleust werden. Weiter hinten kommen die chemischen Untersuchungen: Dort übernehmen kleine Roboterarme die automatische Pipettierung für die photometrische Analyse. „Für eine Messung wird lediglich ein Mikroliter Flüssigkeit benötigt“, erklärt Werner. „Jede Anlage schafft davon bis zu 2000 in der Stunde und insgesamt haben wir acht davon.“ In der Hochzeit der Pandemie wurden bei Laborunion darüber hinaus weit mehr als 1000 Corona-PCR täglich gefahren, gerade sind es weniger als zehn.

Am Ende der Straße steht eine Kühlzelle, in der die untersuchten Proben für 48 Stunden aufbewahrt werden. Sollte ein Arzt nach dem Erhalt des Befundes feststellen, dass ein weiterer Parameter bestimmt werden muss, kann das System selbstständig die Blutprobe des Patienten zurück auf die Autobahn schleusen und die Untersuchung vornehmen. Alexander Keil schildert, dass diese Analytikstraße derzeit eine der modernsten in ganz Europa ist. Ohne die sei ein Durchsatz von täglich rund 15 000 Blutproben auch nicht denkbar.

Das Unternehmen beschäftigt rund 160 Mitarbeiter, ein Viertel davon in der Logistik. „Wir haben 50 Touren mit einer Gesamtfahrleistung von 6500 Kilometern täglich“, schildert Keil und rechnet vor: „Im Jahr fahren unsere Fahrzeuge 36-mal um die Erde.“ Das soll sich demnächst ändern. Noch in diesem Jahr sollen die Blutproben aus dem Westen in Bergisch Gladbach gesammelt und von dort aus mit einer Drohne nach Wehnrath transportiert werden. „Mit dem Auto ist diese Strecke bestenfalls in 40 Minuten zu schaffen, die Drohne benötigt weniger als die Hälfte – auch bei Stau und Autobahnsperrungen“, so Keil. Problematisch sei nur die Transportkapazität von lediglich 200 Proben. Doch die nächste Drohnen-Generation habe die zehnfache Nutzlast.