Bei -3 GradSeit November schwimmen zwei Wiehler regelmäßig im Stausee
Brüchermühle – Eisige Wassertemperaturen können Malte Richling (23) und seinen Freund Timo Born (24) nicht schrecken, – wohl aber der Eispanzer, den Hoch „Helida“ mit rekordverdächtigen Minustemperaturen in der zweiten Februarwoche auf dem Biebersteiner Stausee fabriziert hatte. Windstille und ein strahlend blauer Himmel waren am Karnevalssonntag für die beiden Wiehler eigentlich optimale Bedingungen für ein erfrischendes Eisbad bei minus drei Grad Lufttemperatur.
So versuchten sie, barfuß und nur mit einer Badehose bekleidet, sich mit Äxten einen Weg vom Ufer in schulterhohes Wasser zu bahnen. Doch vergeblich – die gut zehn Zentimeter dicke Eisschicht ließ sich nicht aufbrechen.
Etwa zwei Minuten halten sie es im 3 Grad kalten Wasser aus
Vater Torsten Richling, Ortsgruppenleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Wiehl, warnte davor, die Eisfläche zu betreten und an einer anderen Stelle ein Loch zu schlagen. Zu groß sei die Gefahr des Einbrechens, denn durch den schwankenden Wasserspiegel des Stausees könnten sich Hohlräume unter der Eisschicht gebildet haben.
Eine gute Woche später hat sich die Situation grundlegend geändert. Die frühlingshaften Temperaturen der letzten Tage haben die Eisschicht komplett geschmolzen, die Freunde bereiteten am Dienstagnachmittag ihr nächstes Eisbad vor. Auch bei 18 Grad Außentemperatur war das Wasser immer noch nur drei Grad kalt.
Nach Luft schnappend springen die Freunde ins Wasser und entfernen sich rasch vom Ufer. Born schildert, dass das Kältegefühl bald nachlasse: „Die Haut fühlt sich dann richtig prickelnd an. Aber nach etwa zwei Minuten beginnen Finger und Füße ziemlich kalt zu werden – Zeit zum Umkehren“, sagt Born.
Gut für's Immunsystem
„Beim Rausgehen sind die Füße ganz taub“, beschreibt Richling das Gefühl. Er merke zwar, wenn er auf einen Stein trete, doch schmerze es nicht. „Die Luft aber fühlt sich an, als wären es 30 Grad.“ Diese Erfahrung habe er auch bei Minustemperaturen gemacht.
Nach dem Eisschwimmen heißt es, sich schnell warm anzuziehen, um nicht weiter auszukühlen. Die Haut sieht stellenweise feuerrot aus. Richling und Born trocknen sich gut ab und ziehen sofort eine Mütze an. Sie sind froh, dass die bereit gelegten Schaumstoffplatten ihre Füße vor dem kalten Boden isolieren. Auf diese Weise halte das Wärmegefühl noch eine ganze Zeit lang an.
Seit November schwimmen die beiden etwa zweimal pro Woche im Eiswasser. „Nach dem zweiten Lockdown wollten wir in der Corona-Zeit etwas Abenteuerliches unternehmen“, erzählt Richling. Nach ersten Überlegungen über Biwaken ohne Zelt hätten sie sich dann aber doch für Eisschwimmen entschieden, parallel zum Wandern und Ausdauersport im Freien.
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„Das ist gut fürs Immunsystem“, sagt Born. Bei regelmäßigen Kälteprozeduren steige auch der Anteil der weißen Blutkörperchen. Nach gut einem Vierteljahr Eisschwimmen berichtet Richling von einer Änderung seines Wärmeempfindens: „Zu Hause habe ich die Zimmertemperatur deutlich herunter geregelt – so kann man sogar noch Heizkosten sparen.“