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Reichshofs „Corona-Pionier“Als im März der ganze Löschzug in Quarantäne musste

Lesezeit 3 Minuten

Wurde unfreiwillig „Corona-Pionier“ der oberbergischen Feuerwehrchefs: Christoph Dick.

Reichshof – Die Jahresdienstbesprechung 2020 hatte Reichshofs Feuerwehrchef Christoph Dick vorsichtshalber schon am 1. März abgesagt. Die Nachrichten über das neue Virus deuteten nichts Gutes an, die ersten Fälle waren schon bekannt geworden.

Dass Corona zwei Tage später in seine Wehr einschlug wie eine Bombe und dass er alle Erfahrungen der oberbergischen Feuerwehren mit der Pandemie als Erster machen würde, hätte sich Dick nicht träumen lassen. „Am 3. März kam ein Anruf von der Leitstelle aus dem Notfallzentrum in Kotthausen: Du hast einen positiven Fall!“ Ein Kollege aus Mittelagger hatte sich Corona offenbar bei der Arbeit in der Kölner Berufswehr eingefangen. Und weil er danach noch einen Einsatz in Reichshof gefahren war, wurde der ganze Löschzug in Quarantäne geschickt. Zwei weitere Infektionen wurden kurz darauf bestätigt.

Zwei Wochen Verzicht auf 32 Einsatzkräfte

„Niemand hatte Symptome“, erzählt Dick, aber der Wehrführer war von einem Augenblick auf den anderen für zwei Wochen 32 seiner Einsatzkräfte los. Zum Glück erklärten sich die Wehren aus Bergneustadt und Gummersbach sofort bereit, im Ernstfall einzuspringen. Das Gerätehaus samt der Fahrzeuge musste desinfiziert werden, das Waschen sämtlicher Einsatzkleidung erwies sich als Riesenproblem. „Der erste Ratschlag war: Alles wegschmeißen, aber ich werfe doch nicht Einsatzkleidung für mehr als 30 000 Euro weg“, sagt Dick.

32 Jahre alt, aber im Gelände unschlagbar: Der Unimog war auf dem Hömerich rund um die Uhr im Einsatz.

Am Ende fand sich in Gummersbach eine Wäscherei, die bereit war, den Job zu übernehmen. In Schutzanzügen und unter Atemschutz wurden die Sachen in spezielle Wäschesäcke verpackt. „Es hatte ja noch niemand irgendwelche Erfahrungen mit Corona.“ Hygieneregeln aufstellen, nur das nötigste an Personal zum Einsatz schicken, die Ausrücke-Ordnung ändern und, und, und – bei allem waren die Reichshofer notgedrungen die Ersten.

Keine Langeweile

Dabei hätte sich die Feuerwehr auch ohne Corona nicht gelangweilt: 254 Einsätze mussten gefahren werden. 96 Brände waren zu löschen, dabei wurden drei Menschenleben gerettet. Zu 124 technischen Hilfeleistungen wurde die Feuerwehr hinzugerufen. Bei den zum Teil sehr schlimmen Verkehrsunfällen mussten eingeklemmte Personen aus ihren Fahrzeugen geholt und im vergangen Jahr auch zwei Tote geborgen werden. Zum Einsatzgebiet der Reichshofer gehören neben der A4 im Gemeindegebiet auch der Autobahnzubringer zwischen Sengelbusch und dem Schönenbacher Kreuz sowie die stark befahrene B 256, auf der es immer wieder zu Frontalzusammenstößen kommt.

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559 Mitglieder hat die Feuerwehr Reichshof derzeit, 268 davon sind aktive Einsatzkräfte und sieben gehören der sogenannten Unterstützungseinheit an. 57 ehemals Aktive sind teil der Alters- und Ehrenabteilung. Stolze 118 Musiker hat die Wehr, verteilt auf drei Orchester. Fast ebenso stark, nämlich 109 Mitglieder groß, sind die Jugend-(78) und die Kinderfeuerwehr (31). Sie in Coronazeiten bei der Stange zu halten, darum bemühen sich nach Kräften die acht Teileinheiten, denen je eine Jugendfeuerwehr zugeordnet ist.

Entwurf des neuen Brandschutzbedarfsplan

Inzwischen konnte Dick der Verwaltung den Entwurf des neuen Brandschutzbedarfsplan vorlegen, den er mit Hilfe eines fachkundigen Hunsheimer Wehrmitglieds aufgestellt hat. Segnet der Gemeinderat diesen ihn ab, müssen in den kommenden sechs Jahren neun Büschen als Mannschaftstransportfahrzeuge angeschafft werden. Thema werden darin auch die Verbesserung der Tagesverfügbarkeit von Einsatzkräften sein und die Verbesserung der Ausrüstung zur Bekämpfung von Waldbränden.

Da hat die Feuerwehr mit einem 32 Jahre alten Löschfahrzeug ein altes, aber unersetzliches Ass im Ärmel: Mit seinen 2400 Litern Löschwasser an Bord ist der Unimog in nahezu jedem Gelände einsetzbar und den großen Löschfahrzeugen deutlich überlegen: Beim Waldbrand auf dem Gummersbacher Hömerich im April, als auch die Reichshof-Wehr mehrere Tage im Einsatz war. „Da ist der Unimog praktisch rund um die Uhr gefahren“, sagt Dick, der keinen Augenblick bedauere, dass der Wagen nicht schon ersetzt wurde – auch wenn es immer mal wieder etwas zu schweißen gibt.