Oberberger Triathlet im InterviewDen Ironman über Jahre im Blick behalten
Sie haben sich 2015 gleich bei Ihrem ersten Ironman in Barcelona für Hawaii qualifiziert, wo sie im Oktober 2016 an den Start gegangen sind. Was hat sie gereizt, es noch einmal anzugehen?
Flader: Ich war einfach nicht zufrieden mit meinem damaligen Ergebnis. Dabei passte die Leistung mit 9:52:37 Stunden. Doch ich war nicht so überzeugt von mir selber. Daher war mir schnell klar, dass ich es noch einmal probieren möchte.
Was macht den Reiz von Hawaii aus?
Es sind Weltmeisterschaften und die Besten sind am Start. Die Hitze und der Wind, das sind Bedingungen, denen man sich stellen muss und die es einem schwer machen. Es ist ein Wettkampf, für den man sich qualifizieren muss und an dem nicht jeder teilnehmen kann.
Sie hatten sich diesen Traum schon einmal erfüllt. Doch hat es fünf Jahre gedauert, bis Sie sich jetzt als Zweiter ihrer Altersklasse 30 bis 34 Jahre in Cervina in Italien mit einer Zeit von unter neun Stunden wieder qualifiziert haben. Warum war das so schwer?
Es hat vorher einfach nicht gepasst. 2017 in Italien war ein Konkurrent stärker, 2018 in Barcelona hatte ich zwei Reifenschäden am Rad und auch noch meine Verpflegung verloren, 2019 in Hamburg bin ich das Radfahren zu schnell angegangen und das hat sich gerächt. Es war mein einziger Ironman über zehn Stunden.
Wie haben Sie sich nach diesen Rückschlägen immer wieder motiviert?
Man hat Hawaii immer vor Augen und trainiert darauf hin. Jedes Mal, wenn ich an dem Samstag im Oktober, wenn der Ironman gestartet wird, zuhause vor dem Fernseher über Nacht den Wettkampf verfolgt habe, habe ich gedacht: Da will ich wieder hin.
Haben Sie jetzt bei der Vorbereitung etwas anders gemacht?
Ja, ich habe seit Mitte 2019 mit dem Kölner Michael Rundio einen Trainer. Vorher habe ich vor allem für mich trainiert und nicht so sehr auf Zahlen und Werte geachtet. Mein Trainer geht auch auf meine sportlichen Vorlieben ein. So bin ich zum Beispiel bei den deutschen Cross-Triathlon-Meisterschaften gestartet und Neunter geworden. Er baut das Mountainbike und den Trail ins Training ein. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr alleine auf den drei Triathlon-Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen. Er setzt alles einfach gut ins Verhältnis.
War es in der Vorbereitung auf Italien nicht schwierig, dass durch die Corona-Pandemie die Schwimmbäder geschlossen waren?
Ich habe vor allem gemerkt, dass das Schwimmen fehlte. Ich hatte Rückenschmerzen, die anderthalb Wochen nach der Wiedereröffnung der Bäder verschwunden waren. Wir hatten es im April in der Aggertalsperre versucht, aber es war zu kalt.
Als Sie sich 2015 in Barcelona als Erster ihrer damaligen Altersklasse für Hawaii qualifiziert hatten, wussten Sie es sofort. Sie mussten nach dem Zieleinlauf direkt zusagen und auch gleich die Startgebühren bezahlen. War das diesmal auch so?
Nein, es hat einige Tage gedauert, bis ich die E-Mail bekam. Es gibt im Moment zwar viele Wettkämpfe, aber wenig Qualifikationsplätze. Das liegt daran, dass schon viele für Hawaii qualifiziert sind, da die letzten beiden Weltmeisterschaften aufgrund von Corona abgesagt wurden.
Wie ist der Wettkampf in Cervia gelaufen?
Es war leicht windig, was mit knapp 23 Grad gute Schwimmverhältnisse geboten hat. Ich hatte ein Super-Wassergefühl und für die 3,8 Kilometer habe ich wie geplant eine Stunde gebraucht. Die 180 Kilometer auf dem Rad gingen über eine Schnellstraße, die bei steigenden Temperaturen keinen Schatten bot. Ich bin die Strecke ein bisschen schneller angegangen als ich sollte, hatte aber gute Beine und dann meinen Rhythmus gefunden. Ich habe mich mit zwei Fahrern zusammengetan. Windschattenfahren ist ja verboten, doch auch bei einem Abstand von 25 Metern hilft es etwas, wenn man hintereinander wie in der Emilia Romagna gegen den Wind fährt.
Ging es so gut auf der Laufstrecke weiter? Immerhin steht am Ende ja auch noch ein Marathon.
Und den wollte ich unter drei Stunden laufen, was mit 3:06 Stunden nicht ganz geklappt hat. Es war eine relativ verwinkelte Strecke durch die Innenstadt von Cervia. Ich bin die ersten zwei Kilometer etwas zu schnell gelaufen, habe mich dann aber an die Vorgaben gehalten. Meine Freundin Leonie hat mich dabei vom Rand her unterstützt und mir immer wieder meine Zwischenzeiten durchgegeben. Es zog ein Gewitter auf, es fing an zu grummeln und es wurde immer schwüler. Daher wurde es auch immer schwieriger, den Körper runter zu kühlen. Bis zwei Kilometer vor dem Ziel bin ich genau nach den Vorgaben gelaufen und habe dann noch einmal zugelegt. Damit bin ich in 8:59:15 unter neun Stunden geblieben.
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Trotz dieser Leistungen ist Triathlon Ihr Hobby und Sie sind berufstätig. Wie sieht Ihr Leben in der Vorbereitung auf einen solchen Wettkampf aus?
Ich bin Teamleiter Instandhaltung bei der BPW in Wiehl. In solchen Zeiten gib es die Arbeit und das Training . Der Rest geht für Essen und Schlafen drauf. Da passt es, dass meine Freundin das Hobby mit mir teilt und wir beispielsweise die Bahnlaufeinheiten im Stadion Lochwiese gemeinsam absolvieren.
Wenn Sie nächstes Jahr, im Oktober 2022, in Hawaii an den Start gehen werden, was hat sich zu Ihrem Debüt verändert?
Ich habe sechs Jahre mehr Erfahrung und weiß, wie es vor Ort funktioniert.