Oberberger im AuslandEin Gummersbacher ist heute Deutscher Botschafter in Katar
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Gummersbach/Doha – Gleich der erste Einsatzort stellte Dr. Claudius Fischbach vor besondere Herausforderungen. Es ist das Jahr 1992: Das Auswärtige Amt versetzt den jungen Diplomaten in die iranische Hauptstadt Teheran. Nach dem ersten Golfkrieg mit dem Nachbarland Irak befindet sich der Iran noch mitten im Aufbau. Ein autoritäres Regime regiert in seiner neuen Heimat. Es ist die erste Auslandsstation für den damals 32-Jährigen, der aus Gummersbach stammt. Er leitet in der Botschaft das Kultur- und Pressereferat.
Lieber wäre er damals mit seiner gerade erst angetrauten Frau in ein anderes Land gegangen, erzählt Fischbach heute: „Denn wenige Monate nach unserer Ankunft kam unser erster Sohn zur Welt. Er musste in einem Land aufwachsen, das alles andere als für Kleinkinder geeignet war.“ Der Diplomat und seine Familie meistern jedoch die Situation. „Wir gewannen damals unglaublich viel an Selbstbewusstsein und Vertrauen.“
Die Schattenseiten des Diplomatentums
Quer durch die Welt reisen, mit mächtigen Menschen verhandeln, seine Nation im Ausland vertreten – Botschafter zu werden, ist für viele Menschen ein Traum. Doch so schön es klingt, müssen Diplomaten auch einige Kompromisse eingehen.
Claudius Fischbach wurde 1960 in Gummersbach geboren. In der oberbergischen Kreisstadt verbrachte er seine ersten 18 Lebensjahre. Schon von seiner jüngsten Kindheit an ist Fischbach fasziniert von den so verschiedenen Kulturen der Welt. Urlaubsreisen mit seiner Familie quer durch Europa und bis an die Polarkreise gehörten in den meisten Schulferien dazu. Das prägte ihn. „Meine Eltern haben mir die Neugierde an der großen weiten Welt mitgegeben.“
Nach seinem Abitur am heutigen Lindengymnasium studierte er Geschichte, Philosophie und Anglistik in Münster, Freiburg und Paris. Im Jahr 1989 trat er die Attaché-Ausbildung beim Auswärtigen Amt an. Auch wenn der Oberberger seit mehr als 30 Jahren in den verschiedensten Ländern der Welt tätig ist, ist er immer noch gerne und regelmäßig zu Besuch in seiner Heimatstadt.
Wichtigste Themen in Katar: Menschenrechte, Klimaschutz und die WM 2022
Nach dem Aufenthalt im Iran folgten – neben zwei weiteren Söhnen – Stationen in Washington/USA, Marokko, Brasilien und Paraguay. Seit August 2020 vertritt Fischbach die Interessen der Bundesrepublik in Katar, in der Hauptstadt Doha. In dem von Extremen geprägten Wüstenstaat setzt sich der Botschafter vor allem für die Einhaltung von Menschenrechten und den Klimaschutz ein. Denn der Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 steht immer wieder mit negativen Schlagzeilen im Fokus der Weltöffentlichkeit.
Schlechte Bedingungen für Gastarbeiter, eine Ungleichverteilung des Vermögens und mangelnder Umweltschutz sind nur einige Punkte. Im Auftrag der Bundesregierung soll der Oberberger dazu beitragen, die Lage zu verbessern: „Täglich führe ich mit Regierungsvertretern Gespräche, wie wir die Lage der Menschenrechte verbessern können.“
Letzte Versetzung mit 64
Ein Ziel sei unter anderem eine klimaneutrale Fußball-WM 2022. Zudem schreiben Fischbach und seine Kollegen regelmäßig Lageberichte und vermitteln wichtige Kontakte für deutsche Firmen in Katar. Ebenso ist der Gummersbacher erster Ansprechpartner für in Katar lebende Deutsche. Auch das Ausstellen von Reisepässen für Kataris, die nach Deutschland möchten, gehört zu seinen Aufgaben.
Doch der Beruf des Diplomaten hat auch Schattenseiten. Alle vier Jahre wird ein deutscher Botschafter in ein anderes Land versetzt. Dabei ist der Beamte gezwungen, die zugeteilte Versetzung zu akzeptieren. Oft sind nicht zuletzt die Kinder der Diplomaten die Leidtragenden. Ständig wechselnde Freundschaften, Kulturen und Schulen, lassen die Kleinsten der Familie oft nicht heimisch werden.
Fischbach hat drei Söhne, die wie seine Ehefrau, alle ihrem Vater um den Globus begleitet haben. „Im Beruf des Auswärtigen Dienstes trifft man Entscheidungen, die die ganze Familie betreffen. Meine Söhne haben die Internationalität und Weite genossen und waren oft lieber im Ausland statt in der deutschen Heimat. Aber einige meiner Kollegen haben durchaus andere Erfahrungen gemacht.“
In sechs Jahren wird Fischbach in Rente gehen. Doch daran denkt der Oberberger noch nicht. Mit 64 wird er noch einmal in ein anderes Land versetzt werden. Er ist gespannt, wohin es ihn als nächstes verschlagen wird.