Virtueller CDU-ParteitagSechs Oberberger klickten bei der Chef-Wahl
Oberberg – Katzenbach, Steeg, Bielstein: In keinem Saal, in keiner Halle hält die CDU am Wochenende ihren Bundesparteitag, sondern in den heimischen Zimmern der 1001 Wahlberechtigten, von denen sechs ihr Zuhause im Oberbergischen haben. Debattiert wird per Live-Stream, abgestimmt per Mausklick. Und als am Samstagvormittag die Kür des Vorsitzenden beginnt, steht nur dieses fest: Es wird ein Mann, er kommt aus Nordrhein-Westfalen. Und kurz nach 11 Uhr heißt der Armin Laschet.
„Am Ende haben die Delegierten seine erfolgreiche Arbeit in der Regierung gewürdigt“, erklärt in Wiehl-Bielstein Moritz Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Landtag und als Beisitzer Vorstandsmitglied im Kreisverband. Der 31-Jährige freut sich, „dass die letzte verbliebene Volkspartei einen starken Vorsitzenden hat“.
Digitale Wahl
Mit einer zehnstelligen Identifikationsnummer gelangen die Delegierten zunächst in den virtuellen Versammlungssaal, eine weitere Nummer dieser Art sowie einen Verifizierungscode, der ihnen dann nicht mehr zugeordnet werden kann, benötigen sie zudem, um in die ebenso virtuelle Wahlkabine zu gelangen und da – natürlich – geheim abzustimmen.
Nun sind die Delegierten aufgerufen, ihre Wahl per Brief zu bestätigen. Dieser muss bis Montag, 18 Uhr, auf dem Weg sein. Das endgültige Ergebnis soll am 22. Januar verkündet werden. (höh)
„Die CDU beschäftigt sich nun nicht mehr nur mit sich selbst, sondern wir können uns um die Zukunft des Landes kümmern.“ Dafür wünsche er sich, dass Friedrich Merz weiter Denkanstöße liefere. Für Müller wäre es der erste Parteitag auf Bundesebene gewesen, er hatte sich sehr darauf gefreut. „Spannend war’s trotzdem.“
Nicht ihr persönlicher Kandidat habe gewonnen, doch könne sie mit dem Ergebnis sehr gut leben, sagt unterdessen Kathrin Amelung (40) in Engelskirchen-Steeg. In der Gemeinde ist sie stellvertretende Bürgermeisterin und in der Kreis-CDU stellvertretende Vorsitzende. Vor der Wahl haben die Christdemokraten vereinbart, dass sie nicht verraten, wen sie gewählt haben.
Der Parteitag sei perfekt organisiert gewesen, lobt Amelung. Ihn im Internet abzuhalten, das sei eine gute Alternative. „Aber die Treffen und den Austausch etwa in einem Foyer, das kann eine solche Veranstaltung einfach nicht ersetzen“, betont die kaufmännische Angestellte.
Diese Geselligkeit vermisst in Katzenbach Thomas Jüngst, Vorsitzender des Gemeindeverbandes in Morsbach und Kreistagsmitglied, ebenfalls. 2011 hat er in Leipzig seinen ersten Bundesparteitag erlebt. „An so etwas teilnehmen zu dürfen, das ist ein Privileg.“ In der Kandidatenfrage gibt sich der 35-Jährige ganz diplomatisch: „Ich freue mich, dass wir einen Vorsitzenden haben, wenn auch ein gutes halbes Jahr zu spät.“
Seiner Meinung nach, „hätte die CDU schon im Sommer loslegen sollen“. Auch bei ihm habe die Technik gut funktioniert. „Obwohl der Live-Stream manchmal tüchtig geruckelt hat“, ergänzt Jüngst mit Blick auf seinen Wohnort.
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Zu den weiteren Stimmberechtigten aus Oberberg gehört neben Bodo Löttgen (Fraktionschef im Landtag) und Landesjustizminister Peter Biesenbach zudem Kreisvorsitzender und Bundestagsabgeordneter Dr. Carsten Brodesser (53): Mit einem Glas Sekt feiert der Lindlarer in seinem Berliner Büro die Wahl und den „megaprofessionellen Parteitag“: „Alle Bewerber haben die Wurzeln unserer Partei, ihre Werte und ihr Menschenbild bestens repräsentiert.“ Und was steckt drin für Oberberg? Da müsse man abwarten, betont Brodesser. „Denn zunächst geht es um Deutschland und Europa.“