AboAbonnieren

Nach ShitstormSchützen aus Hückeswagen geben Geld der AfD zurück – Flüchtlingshilfe lehnte ab

Lesezeit 3 Minuten
EIne Luftaufnahme von Hückeswagen.

In Hückeswagen entbrannte Protest, nachdem die örtlichen Schützen die AfD zu ihrem Fest eingeladen hatten.

Erst wurde die AfD eingeladen, jetzt haben sich die Schützen in Hückeswagen davon distanziert und geben eine Spende an die AfD zurück.

Der Schützenverein Hückeswagen wird das Geld, das er von der AfD im Rahmen des „Frühkonzerts“ beim Schützenfest bekommen hat, der rechtspopulistischen Partei zurückgeben. Das hat der Vorsitzende des Traditionsvereins, Stefan Lorse, am Dienstag gegenüber dieser Zeitung erklärt. Damit sind auch die ursprünglichen Pläne des Vereins, das Geld der örtlichen Flüchtlingshilfe zukommen zu lassen, vom Tisch.

Wie berichtet war die AfD als Partei im Hückeswagener Stadtrat zum Schützenfest eingeladen worden und hatte dem Verein auch ein Geldgeschenk mitgebracht. Dass die AfD auch auf dieser Liste gestanden habe und automatisch eingeladen worden sei, habe man zu spät bemerkt, sagte Lorse, der sich dafür bereits entschuldigte. „Wir distanzieren uns sehr deutlich von Extremisten und natürlich auch von Rechts“, betont der Vorsitzende.

Einladung der AfD sollte kein politisches Statement sein

Die Einladung der AfD sollte unter gar keinen Umständen ein politisches Statement der Hückeswagener Schützen sein. Doch die Flüchtlingshilfe wollte offenbar auch nicht Nutznießer dieser Entscheidung der Grünröcke werden und lehnte eine Übergabe ab, wie Lorse im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte. „Weitblick“-Lotsin Margarete Coenen, die die Flüchtlingshilfe betreue, habe das Geld nicht annehmen wollen, erläutert der Vorsitzende.

Lorse wird die Summe – dem Vernehmen nach rund 400 Euro – der AfD geben. „Damit ist die Sache dann hoffentlich erledigt“, so der Vorsitzende. Dass die AfD das Geld von den Schützen zurückgefordert habe, so Lorse, habe auch er bis dato nur aus den Medien erfahren.

Vorsitzender erklärt, wie es zur Einladung der AfD gekommen ist

Wie war es zu all dem gekommen? Dass der Schützenverein Hückeswagen auch die AfD zu seinem Schützenfest am letzten Juli-Wochenende eingeladen und dann auch noch eine Spende in Empfang genommen hatte, hatte dem Traditionsverein in der Schlossstadt im Netz einen Shitstorm eingebracht.

„Ladet ihr im Ernst Nazis zu eurer Party ein? Ihr nehmt von Rechtsextremen Geld an?“, hieß es da unter anderem. Der Vorsitzende der Hückeswagener Schützen, Stefan Lorse, hatte im Gespräch mit dieser Zeitung vor gut einer Woche den Sachverhalt aufgeklärt und betont, dass er persönlich einen Fehler gemacht habe und dass er sich dafür auch entschuldige.

Spende der AfD sollte eigentlich an die Flüchtlingshilfe gehen

Doch wie kam die AfD überhaupt auf die Gästeliste und damit beim Frühkonzert ins Festzelt? „Wir laden automatisch jedes Jahr alle Fraktionen ein, die im Stadtrat vertreten sind“, hatte der Vereinsvorsitzende erläutert. Weil die AfD auch im Stadtrat von Hückeswagen sitzt, habe sie auf der entsprechenden Liste gestanden. Das aber sei „zu spät aufgefallen“. Die AfD ihrerseits hatte auf ihrem Instagram-Kanal gepostet, dass sie von den Schützen eingeladen worden sei und eine Spende übergeben habe.

Dieser Post ist auf der Seite der AfD Hückeswagen inzwischen aber nicht mehr zu finden. Dafür aber haben sich die Schützen sehr deutlich gegen die AfD positioniert und hatten kürzlich entschieden, dass sie die Spende der rechtsextremen Partei unter gar keinen Umständen behalten wollen. Das Geld sollte die Flüchtlingshilfe bekommen, die nun wiederum ablehnten. Vorsitzender Lorse hatte derweil betont, dass die Schützen überparteilich seien und überkonfessionell.

Die laut gewordene Kritik nehme der Verein „sehr gerne auf“, wie Lorse weiter betont. Denn: Der Verein wolle unter gar keinen Umständen in irgendeine Ecke gedrängt werden.

Und wie der Verein auf entsprechende Statements von Gästen bereits während des aktuellen Festes reagiert habe, schildert Lorse im weiteren Gespräch mit dieser Zeitung. So habe ein Gast im Zelt sein T-Shirt ausgezogen, um seine Tattoos zu zeigen. Diese seien in den Augen der Ordner rechte Statements gewesen, woraufhin der Betreffende des Zeltes verwiesen worden sei. „Wir bedauern das alles sehr und finden es gut, dass wir darauf hingewiesen worden sind.“

Bei der jüngsten Kommunalwahl kamen die Rechtspopulisten der AfD in Hückeswagen auf 5,2 Prozent, die ihnen zwei Sitze im Stadtrat einbrachten. Allerdings legten die Rechten bei der jüngsten Europawahl auch in der Schlossstadt zu.