Oberberg – Es dauerte, bis man sich in Gummersbach mit der guten Nachricht beschäftigte. Während anderswo nach dem Erlass des Gesundheitsministers die Vorbereitungen für die Eröffnung eines zweiten Impfzentrums auf Hochtouren laufen, hat der Krisenstab des Kreises am Dienstagabend in Gummersbach erst einmal darüber beraten, wie sich das umsetzen lasse.
Auch über mögliche Standorte im Kreisnorden sei gesprochen worden, berichtete ein Teilnehmer. Der Norden drängt: Die Bürgermeister Johannes Mans (Radevormwald), Dietmar Persian (Hückeswagen) und Anne Loth (Wipperfürth) wollen laut einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwoch das Gespräch mit Landrat Jochen Hagt suchen.
Sie bleiben bescheiden: In ihrer Mitteilung ist nicht die Rede vom Impfzentrum, sondern von einer der fünf Schwerpunktpraxen, die der Landeserlass auch vorsieht, und die am besten in Radevormwald oder Hückeswagen liegen soll.
Mehr als ein Drittel der Fälle Mutationen
Die Zahl der vom Gesundheitsamt erfassten Fälle mit Mutationen des Coronavirus steigt weiter. Im Vergleich zum Montag gibt es laut Kreisverwaltung 39 neue Nachweise der britischen Virusvariante, insgesamt sind es jetzt 240 Fälle.
Die Zahl der Nachweise der südafrikanischen Version stieg um zwei auf sechs. Aktuell tragen laut Kreis noch 131 Menschen die britische Virusmutante in sich, fünf die südafrikanische. Damit ist mehr als ein Drittel der 352 aktuell Infizierten mit einer Mutante infiziert.
Offen bleibt die Entscheidung über die Eilanträge einer freikirchlichen Gemeinde aus Gummersbach und einer Privatperson gegen die vom Kreis zuletzt in der Allgemeinverfügung vom 14. Februar beschlossenen Gottesdienst-Regeln. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Verwaltungsgericht Köln den Eingang der Anträge bestätigt.
Jetzt erklärte ein Sprecher auf Anfrage, dass es in dieser Woche voraussichtlich noch keine Entscheidung geben werde. Ob die Regeln in der nächsten Woche noch gelten, ist offen. Nach aktuellem Stand läuft die Verfügung mit den verschärften Regeln am 7. März aus. Der Kreis könnte sie aber auch noch verlängern. (ag)
Ein eigenes Impfzentrum bleibt aber Thema: In Radevormwald sollen Standorte bereitstehen. Sven Wolf aus Remscheid, SPD-Landtagsabgeordneter auch für Oberberg, wirft dem Kreis vor, er habe wertvolle Zeit verloren: „Andere Kreise waren da hartnäckiger.“
Der Kreissüden sieht das entspannter. „Natürlich wäre es komfortabler, ein zweites Impfzentrum zum Beispiel am Krankenhaus in Waldbröl zu haben“, sagt Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski. Andererseits: Obwohl die Morsbacher auch einen weiten Weg nach Gummersbach müssen, habe es kaum Beschwerden darüber gegeben.
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Bodo Löttgen, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag und Abgeordneter für den Südkreis, will sich den Ambitionen des Nordens nicht entgegenstellen – aber nicht ohne Ausgleich: Wenn das zweite Impfzentrum im Norden angesiedelt werde, solle die überwiegende Zahl der bis zu fünf Schwerpunktpraxen im Südkreis, „zum Beispiel in Waldbröl“, eingerichtet werden.
Einer dezentralen Lösung kann auch Bukowski etwas abgewinnen: „Natürlich würden auch die Morsbacher sich freuen, wenn sie nicht extra nach Gummersbach fahren müssten.“