AboAbonnieren

RegengüsseOberberg freut sich über jeden Tropfen Wasser – Bisher wenige Schäden

Lesezeit 4 Minuten
Zwar sind die Schlaglöcher in Oberbergs Straßen mit Regenwasser vollgelaufen, doch wird es erst gefährlich, wenn der Frost kommt. Unser Foto zeigt eine kleine Badeente, die in einer Lindlarer Pfütze treibt.

Zwar sind die Schlaglöcher in Oberbergs Straßen mit Regenwasser vollgelaufen, doch wird es erst gefährlich, wenn der Frost kommt.

Die oft heftigen und ergiebigen Regengüsse sorgen in Oberberg nicht für Verdruss – im Gegenteil: Nicht nur die Landwirtschaft atmet auf.

„Regen, Regen – regen Sie sich nicht auf“ – das war vor längerer Zeit ein Werbeslogan, der zur Entspannung einlud. Und auch wenn der Blick aus dem Fenster in den vergangenen Tagen selten Freude bereitet hat, Anlass zu Sorge oder gar zu Aufregung geben die anhaltenden und reichlichen Niederschläge nicht. „Im Gegenteil“, betont Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. „Wir sind ganz entspannt, denn endlich werden die Wasservorräte in den Böden vernünftig aufgefüllt – und das ist nicht nur gut für Oberbergs Wälder“, führt der Engelskirchener aus. Zudem könnten die Landwirtinnen und Landwirte zurzeit ohnehin nur selten draußen arbeiten – so sei es etwa noch nicht erlaubt, die Wintergülle auszubringen, fügt er hinzu.

„Wir sind froh um jeden Tropfen“, bestätigt Bellinghausens Kollege Bernd Schnippering, Kreislandwirt aus Wipperfürth-Dreine. Probleme allerdings hätten die wenigen – sehr wenigen – landwirtschaftlichen Betriebe im Kreisgebiet, die Winterweizen anbauen: „Den Kolleginnen und Kollegen qualmt jetzt der Kopf, denn sie haben den Weizen bisher nicht in die Erde bekommen – und im Januar macht das auch keinen Sinn mehr.“ Der kommenden Zeit und neuem Regen blickt Schnippering ebenfalls gelassen entgegen: „Schwierigkeiten wird es im Bergischen allenfalls nur dort geben, wo das Wasser nicht abfließen kann.“

Bedrohlich wird es erst, wenn Oberbergs Obstbäume wochenlang im Wasser stehen

Nach den langen, harten Trockenzeiten seit dem Jahr 2018 sei das viele Wasser ein Segen, urteilt Olaf Schriever, Obstbaum-Experte bei der Biologischen Station in Nümbrecht, ebenso. „Bedrohlich wird es erst, wenn die Bäume drei, vier Wochen dauerhaft im Wasser stehen, dann könnte das Wurzelwerk Schaden nehmen – und Apfelbäume könnten an Krebs erkranken.“ Grund dafür sei, dass der Sauerstoff im Boden verdrängt werde, „das mögen Obstbäume gar nicht“. „Kommt aber Frost, ist wieder alles gut, weil der wiederum genügend Sauerstoff mitbringt“, sagt Schriever.

Alles zum Thema Bergisches Land

Gut für die Obstbäume, möglicherweise schlecht für die Straßen: Füllen sich Risse und Schlaglöcher im Asphalt mit Wasser und gefrieren, entstehen neue Schadstellen. „Das hatten wir in diesem Jahr zum Glück noch nicht“, berichtet Mario Klein von der Abteilung für Tiefbau im Waldbröler Rathaus. Gerade ist er von einer Kontrollfahrt durch die Marktstadt zurückgekehrt: „Alles im grünen Bereich.“

In Waldbröl und Wiehl sind die Straßen nach den Regengüssen völlig intakt

Besonders in den Blick genommen haben er und ein Kollege die Strecken entlang der innerstädtischen Wasserläufe: „Wir haben unterwegs keine Anstauungen aufgrund von hochdrückendem Grundwasser festgestellt, auch Böschungen am Fahrbahnrand hat das Wasser bisher nicht angegriffen.“ Ähnliches schildert Sprecher Volker Dick für die Stadt Wiehl: „Nach derzeitigem Kenntnisstand liegen in Wiehl keine durch Hochwasser oder die Regenfälle verursachten Schäden an unseren Straßen vor.“

Ausrücken mussten dagegen Mitarbeitende der Straßenmeistereien im Kreis, zum Beispiel nach Lindlar: „Nordöstlich der Gemeinde mussten einige beschädigte Bäume entfernt werden“, führt Nilgün Ulbrich, Sprecherin des Landesbetriebs Straßenbau, aus. „Darüber hinaus sind aber noch keine Straßenschäden zu verzeichnen.“

Aggerverband in Gummersbach bezeichnet Deiche und Dämme als „höchststabil“

Jedoch könnten das Wasser der vergangenen und der für die kommenden Tage vorhergesagte Frost und schließlich auch Streusalz neue Schlaglöcher in bereits schadhaften Asphalt und in Flickstellen reißen. „Daher prüfen unsere Straßenwärterinnen und Straßenwärter ein- bis zweimal pro Woche die Bundes- und Landesstraßen.“ Bilde sich Eis, könne sich durchaus „eine schädigende Sprengkraft ergeben“. Nilgün Ulbrich: „Die Erfahrung zeigt, dass nach Wintern mit häufigeren Frost-Tau-Wechseln in aller Regel auch vermehrt mit Schadenserweiterungen zu rechnen ist.“

Einen abgerutschten Hang in Overath nennt Thorsten Falk, Vorstandsvertreter beim Aggerverband in Gummersbach, als einzigen Schaden weit und breit, der in Zusammenhang mit den heftigen Niederschlägen stehen könnte. „Natürlich kontrollieren wir die Zufahrtswege zu unseren Bauwerken, da gibt es bisher nichts zu beanstanden.“ Gleiches gelte für Dämme und Deiche, die höchststabil seien, „zumal es in Oberberg in den vergangenen Wochen kein Hochwasser gab, das als massiv bezeichnet werden kann“.

Mit weniger Spaß, aber noch ohne Kummer ist Abteilungsleiter Patrick Mielke auf dem Gelände des Waldbröler Naturerlebnisparks Panarbora unterwegs. Dort staut sich an einigen Stellen das Wasser, Matschsenken haben sich gebildet. „Der Boden ist gesättigt und ordentlich nass“, sagt Mielke. Im Park mussten jüngst kranke Fichten gefällt werden, denen erst Wind und Stürme, zuletzt dann die Regengüsse zugesetzt hatten. „Dafür haben wir einen Bereich kurzzeitig gesperrt. Jetzt aber ist wieder alles offen.“