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Oberbergs NS-VergangenheitEinwohner und Kreisausschuss fordern erneute Aufarbeitung

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Gummersbacher Stadthalle, 1933

Oberberg – Vor fünf Jahren stellte der damalige Kreisarchivar und Gummersbacher Stadthistoriker Gerhard Pomykaj der Öffentlichkeit seine Forschung über die nationalsozialistische Belastung der Kreisverwaltung nach 1945 vor. Den Auftrag zur Studie hatte der Historiker damals vom Kreistag erhalten – jetzt steht das Thema wieder auf Oberbergs politischer Agenda.

Bei der Sitzung des Kreisausschusses am Donnerstag haben die Fraktionsvertreter grundsätzliche Zustimmung zu einer Einwohneranregung des Bergneustädters Lothar Gothe signalisiert. Er will unabhängige Historiker für eine erneute Aufarbeitung beauftragt wissen.

Aufarbeitung weiterhin misslungen

In einem Leserbrief in dieser Zeitung hatte Gothe im April auf die Diskussion um die nach Otto Kaufmann und Dr. Heinrich Schild benannten Nümbrechter Straßen reagiert – und darin neben der NS-Belastung von Landrat Schild auch die des Oberkreisdirektors Dr. Friedrich-Wilhelm Goldenbogen angeprangert. Dass die NS-Aufarbeitung durch den Kreis Gothes Auffassung nach weithin misslungen sei, erklärte er nun auch den Mitgliedern des Kreisausschusses.

Pomykajs Studie

Im November 2016 stellte Gerhard Pomykaj im Vortrag „Der Nationalsozialismus im Oberbergischen Kreis – Kontinuitäten und Diskontinuitäten nach 1945“ seine Forschung vor. Viele Lokalpolitiker der Nachkriegszeit seien NSDAP-Mitglieder gewesen, gewiss auch OKD Friedrich-Wilhelm Goldenbogen, berichtete Pomykaj unter anderem. Und: Die Kreisverwaltung hätte ohne die Funktionsträger, die schon in der NS-Zeit eine wichtige Rolle spielten, vermutlich nicht funktioniert.

Die Ergebnisse der 2016 vorgestellten Untersuchung nannte Gothe „sehr lückenhaft und in der Tendenz verharmlosend“, weil mit Kreisarchivar Pomykaj eben kein unabhängiger und außenstehender Historiker für die Arbeit beauftragt worden war. Ein großes und unentschuldbares Versäumnis sei es gewesen, so Gothe, in der Forschung den Kreistag der Nachkriegszeit auszusparen, „obwohl er ein Hort schwerbelasteter Nazis war“.

„Kein Weiser vor dem Herrn“

Landrat Jochen Hagt und CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Stefer nahmen Pomykaj gegenüber Gothes Kritik in Schutz. Der habe den Auftrag, der ihm damals erteilt wurde, in hervorragender Weise abgearbeitet. Trotzdem sah Stefer „die Möglichkeit“, weitere Forschungsaufträge zu erteilen. Zu pauschal war Stefer aber Gothes Anregung, der „personelle und ideologische Kontinuitäten zum Nationalsozialismus in der oberbergischen Kommunalpolitik“ untersucht wissen will.

Die Bedeutung des Themas wolle er damit keineswegs in Abrede stellen, sagte Stefer: „Wir müssen uns mit dem Erbe auseinandersetzen und ein Auge darauf haben, dass uns die Situation der 1930er Jahre nicht wiederereilt.“ Wenngleich er Pomykaj als aufrechten Demokraten kennengelernt habe, so Ralf Wurth (SPD), sei er gewiss „kein Weiser vor dem Herrn“. Deswegen unterstützte Wurth das Anliegen Gothes.

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„Das Manko der damaligen Studie war, dass die Altkreise Gummersbach und Waldbröl betrachtet wurden, nicht aber die 1975 dazugekommenen Kommunen.“ Andrea Saynisch (Grüne) und Jan Köstering (Linke) schlossen sich dem an. Reinhold Müller (FDP) zeigte sich ebenfalls einer erneuten Forschung gegenüber offen und regte an, noch mal mit Pomykaj das Gespräch zu suchen.

Landrat Jochen Hagt will nun überlegen, welche Möglichkeiten es für eine historische Aufarbeitung gibt. In der nächsten Sitzung wird der Kreisausschuss das Thema erneut beraten.