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WindkraftgegnerWGHL tritt zur nächsten Wahl nicht mehr an

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Windräder überragen in einem Waldgebiet bei Gummersbach-Piene deutlich die Wipfel der Bäume.

Windräder im Wald bei Gummersbach-Piene, in der Nähe der Sauerlandlinie: Eine Situation, die Galunder scharf kritisiert, weil sie tödlich sei für Fledermäuse, Greifvögel und Eulen, zudem das Waldinnenklima zerstöre.

Die Wählergemeinschaft Homburger Ländchen ist seit 2014 im Nümbrechter Gemeinderat vertreten. 2025 tritt sie nicht wieder an.

Die Wählergemeinschaft Homburger Ländchen (WGHL) wird bei der Kommunalwahl 2025 in Nümbrecht nicht mehr antreten. Das hat Fraktionschef Rainer Galunder bestätigt. „Wir haben zwei Wahlperioden lang aufrichtig für unsere Positionen gekämpft“, so Galunder. „Die Gruppe ist in ein gewisses Alter gekommen, und zugleich ist die Gesellschaft heute an einem Punkt angekommen, wo Klimaschutz gegen Naturschutz ausgespielt wird und in der die EU Renaturierungsgesetze beschließt, aber gleichzeitig Windkraft im Wald baut. Das ist vollkommen schizophren“, sagt Galunder. „Die zerstören da ganze Ökosysteme, und es ist klar, dass da auch Fledermäuse und Greifvögel getötet werden. Aber das ist heute großer gesellschaftlicher Konsens.“

Politischen Einfluss gewonnen

Seit 2014 ist die WGHL Teil des Nümbrechter Gemeinderates. Hervorgegangen war die Wählergemeinschaft aus der 2013 gegründeten „Bürgerinitiative Homburger Ländchen“, die sich gegründet hat, „als die Windkraft nach Nümbrecht kommen sollte“, so Galunder, und die bis heute existiert.

„Ich habe den Mitgliedern damals erklärt: Wenn man Einfluss nehmen will, dann muss man im Rat vertreten sein.“ In der Folge gründete sich 2014 die WGHL. Weil sich Galunder selber um kein politisches Amt mehr bewerben will, hätte jetzt eine geordnete Übergabe stattfinden müssen. „Wir haben uns besprochen und da war keine Gruppe, die bereit war, weiterzumachen.“

Rainer Galunder von der Wählergemeinschaft Homburger Ländchen.

Rainer Galunder von der WGHL Nümbrecht.

Es klingt Resignation mit, wenn Galunder sagt: „Beim Thema Windkraft findet keine Sachdiskussion statt.“ Er glaube, „der Deutsche ist ein Meister des Extremen und muss jetzt einmal diese Natur zerstören, um wieder auf den Punkt zu kommen und dann die Windkraftanlagen im Wald gegen Zahlungen wieder abzubauen.“

Wenn das so ist – müsste dann nicht gerade in den nächsten Jahren politisch gegen diese Entwicklungen gekämpft werden? „Die Gruppe ist ermüdet“, so Galunder, der von Anfeindungen berichtet – „weil sich die meisten gar nicht mit Sachthemen befassen. Wenn Sie eine Massenstimmung haben, die überhaupt nicht mehr offen ist, weil nur noch ideologisch diskutiert wird, dann ist man an einem Punkt, wo man sagt: Das ist wenig sinnvoll.“ Statt Dinge zu diskutieren, würden sie auf kaltem Wege herbeigeführt, sagt Galunder und nennt als Beispiel, dass Deutschland auf diese Art auch deindustrialisiert werde.

Beim Thema Windkraft findet keine Sachdiskussion statt.
Rainer Galunder

Er habe sich beispielsweise die mehrere hundert Seiten starken Genehmigungsunterlagen zu den bei Engelskirchen-Bickenbach geplanten Windrädern durchgelesen. „Dort sind gar keine Fledermausuntersuchungen mehr gemacht worden. Man möchte freiwillig welche machen, wenn man eine Baugenehmigung hat. Für mich ist das Realsatire: Wer macht denn freiwillig eine Untersuchung, wenn er nicht muss?“

Dabei sei das angrenzende Felsental ein Fledermaus-Hotspot, im ebenfalls nicht weit entfernten Industriegebiet Klause seien Tausende Zwergfledermäuse zu Hause, die besonders prädestiniert sei, von Windkraftanlagen getötet zu werden. „Und da will man Fledermaus-Untersuchung nicht mehr machen. Auf dem Niveau sind wir.“

Galunder ist seit 35 Jahren kommunalpolitisch tätig, ab 1989 zunächst in Wiehl unter anderem als sachkundiger Bürger, Ratsherr und Vorsitzender des Planungsausschusses für die CDU, von 1999 bis 2003 zudem als Vorsitzender des Kreisumweltausschusses. Er bezeichnet sich selbst als Naturschützer seit jungen Jahren, der aber vom politischen Naturschutz enttäuscht sei.

Seinen Zivildienst habe er 1986 bis 1988 bei einer Biologischen Station geleistet, „weil ich in der Seele von diesen grünen Themen überzeugt bin“ – auf einer sachlichen Ebene, die er dem Mainstream abspricht. „Dann muss man den Ideologen eben die Naturzerstörung überlassen und später die Leichen unter den Windrädern zählen.“

Mitglied im klagefähigen Verband

Die WGHL zieht sich zurück, ihr Ursprung aber, die Bürgerinitiative, bleibt auch nach der Wahl bestehen. Galunder vielsagend: „Wir sind bei der Landesgemeinschaft Naturschutz e.V. in NRW registriert, das ist ein klagefähiger Verband.“