Der Wiehler feiert im Pokal gegen Lindlar sein Debüt als Frauentrainer.
InterviewMats Bollmann startet mit den Bröltaler Fußballerinnen in die Mittelrheinliga
Mats Bollmann (26) ist der neue Trainer der Fußballerinnen des TuS Homburg-Bröltal, die in die Mittelrheinliga aufgestiegen sind. Am Sonntag steht in Lindlar mit dem Pokalspiel das erste Pflichtspiel für Bollmann als Frauentrainer an. Wie die Vorbereitung gelaufen ist und mit welchen Erwartungen der Wiehler auf die neue Saison blickt, darüber sprach Andrea Knitter mit ihm.
Was hat Sie gereizt, die Bröltaler Fußballerinnen zu übernehmen? Sie haben zuvor nur Jungen und Männer trainiert.
Mats Bollmann: Mich reizt generell die Anforderung, eine Mannschaft in der Verbandsklasse zu trainieren. Ich habe mir zuvor zwar Spiele der Bundesliga oder der Nationalmannschaft der Frauen angeschaut, hatte aber sonst nichts mit Frauenfußball zu tun. Ich habe Riesenrespekt davor, was die Bröltalerinnen erreicht haben. Die Mittelrheinliga ist nun ein ganz anderer Bereich und ich freue mich, ein Teil davon zu sein.
Alles zum Thema Mittelrheinliga
- Fußball-Bezirksliga Eine Lehrstunde für den SC Wißkirchen
- Mittelrheinliga FC Pesch kassiert kurz vor Schluss den Knock-out
- Aus 0:2 mach 3:2 Siegburger SV 04 beweist Comeback-Qualitäten
- Mittelrheinliga Berat Gediktas lässt Fortuna Köln in Hennef jubeln
- Jugendfußball Für die C-Juniorinnen des TuS Zülpich beginnt das Abenteuer Mittelrheinliga
- Mittelrheinliga SpVg Porz ist in Wegberg-Beeck chancenlos – Fortuna Köln feiert fulminanten Heimsieg
- Fußball-Mittelrheinliga Siegburg siegt, Sportchef Mehmet Dogan tritt zurück
Was treibt Sie als Trainer an?
Der Fußball ist meine Leidenschaft und ich liebe es, mit anderen Leuten zu arbeiten. Ich möchte als Trainer weitergeben, was ich gelernt und erfahren habe, um gemeinsam mit der Mannschaft eine Entwicklung zu starten.
Sie sind mit 26 Jahren ein sehr junger Trainer. Wann haben Sie begonnen?
Ich habe schon mit 15 Jahren begonnen, als Co-Trainer von Dirk Monheimius in der U12 des FV Wiehl. Ich bin gebürtiger Wiehler und habe in Wiehl seit ich denken kann Fußball gespielt, hatte aber mit 17 Jahren bereits meinen zweiten Kreuzbandriss im rechten Knie. Ich habe nach einer Pause nochmal versucht Fußball zu spielen, es ging aber nicht mehr. Deshalb habe ich mich ganz auf das Traineramt fokussiert.
Was hat Ihnen mit 15 Jahren bereits am Trainerjob gefallen?
Ich mochte, wie schon gesagt, von Anfang an die Interaktion mit den Menschen und ich fand es immer toll, jemandem etwas beizubringen. Ich war sechs von sieben Tagen am Platz, Fußball war und ist mein Hobby. Als ich mit 17 Jahren meinen zweiten Kreuzbandriss mit Meniskusschaden hatte, war ich Cheftrainer der U14 und habe die Operation erstmal hinten angestellt, um die Mannschaft zu betreuen.
Gab es beim FV Wiehl jemand, der Sie betreut hat?
Mein Mentor war Boris Arndt, der mich begleitet hat. Von der U15 bis zur U19 war ich überwiegend als Co-Trainer unterwegs. Das gemeinsam auch mit Maximilian Müller, der heute in Bröltal mein Co-Trainer ist. Es waren tolle Jahre mit dem Höhepunkt, den beiden Aufstiegsspielen der U19 in die Mittelrheinliga, die ich mit Boris Arndt begleitet habe.
Mit Corona kam aber ein Bruch oder nicht?
Ja. Wir haben zwar noch einiges versucht mit dem 2002er und 2003er Jahrgang, aber das hat nur bedingt funktioniert. Ich habe noch ein Jahr die U13 in Wiehl trainiert, dann aber zwei Jahre Pause gemacht. Der Versuch, wieder selber zu spielen, scheiterte. Ich bin als Co-Trainer von Wolfgang Görgens bei der Landesliga-Mannschaft wieder eingestiegen, was mir super gut gefallen hat. Bei Viktoria Köln war ich anschließend als Teammanager der U19 aktiv, habe es aber nach einem Quartal wieder aufgegeben, da ich es mit meinem Studium nicht unter einen Hut bekommen habe. In der Winterpause bin ich dann nochmal als Co-Trainer bei der U19 des FV Wiehl eingestiegen, die leider aus der Mittelrheinliga abgestiegen ist. Ja, und dann kam der Anruf vom Bröltaler Trainer Dominique Hassel, ob ich mir nicht vorstellen könnte, seine Nachfolge bei den Fußballerinnen anzutreten.
Haben Sie lange überlegt?
Eigentlich nicht, ich habe mir einige Spiele der Frauen angeschaut und bevor wir in die Pause gegangen sind, hatten wir vier Trainingseinheiten, die ich als Kennenlernphase bezeichnen möchte. Mittlerweile sind wird am Ende der dritten Woche der Vorbereitung.
Was sind bisher Ihre Schwerpunkte im Training?
Das Tor zu verteidigen. Ich mag schon viel Aktivität auf dem Platz und wir arbeiten auch daran, das 90 Minuten durchzuhalten. Doch, egal wie abgedroschen es kling, die Abwehr ist oft der Schlüssel zum Erfolg. Das hat sich auch in unserem ersten Testspiel gezeigt, das wir mit 1:0 gegen Drolshagen gewonnen haben.
Wie sehen Sie Ihre Mannschaft aufgestellt und gibt es Unterschiede zu dem Training der Männer?
Die Spielerinnen nehmen ganz viel auf und mit. Ich habe in Bröltal eine super gute Basis vorgefunden, auf der ich aufbauen kann. Dazu kommen die Neuzugänge. Ein Unterschied zu den Jungen und Männern ist, dass die Fußballerinnen, wenn ich etwas erkläre, mehr zuhören.
Was ist Ihre Trainerphilosophie?
Ich lasse viel einfließen, was ich bei Viktoria Köln kennengelernt habe. Es geht darum, klare Schwerpunkte zu setzen, das macht die Entwicklung der Spielerinnen messbarer. Dazu kommen Perspektivgespräche darüber, was den Frauen wichtig ist und was wir zusammen erarbeiten wollen. Ich möchte als Trainer den Rahmen vorgeben, in dem die Fußballerinnen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Es ist ein Prozess.
Was soll am Ende des Prozess stehen?
Ich möchte, dass die Spielerinnen den Ball eher halten wollen, als ihm hinterher zu jagen. Ich möchte, dass nicht nur Tore zählen, sondern das Verhindern eines Treffers ebenso gefeiert wird.
Was ist das Ziel in der Mittelrheinliga?
Das Ziel ist in erster Linie der Klassenerhalt. Dafür haben wir genug individuelle und mannschaftliche Stärke. Ich hoffe, wir kommen schnell in einen Flow. Ich denke, dass die Spielerinnen nach den Jahren des Erfolgs auch erst einmal wieder lernen müssen, mit Niederlagen umzugehen.
Was gefällt Ihnen besonders an Bröltal?
Dass die Frauen genauso zum Verein gehören wie die Männer und ebenso wertgeschätzt werden. Auch für sie werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Dazu kommt, dass meine Mannschaft ein super eingeschworenes Team ist. Selbst die Langzeitverletzten sind bei jedem Training dabei. Der Zusammenhalt ist ein großes Plus. Denn die Mittelrheinliga ist für alle Neuland und wir fangen alle bei Null an.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Dass wir am Freitag, 6. September, 19.30 Uhr, das Eröffnungsspiel der Mittelrheinliga-Saison gegen den SC West Köln bei uns auf dem Platz austragen. Bröltal hat sich mit einer tollen Bewerbung als Aufsteiger beim Fußballverband gegen andere Vereine durchgesetzt.