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Nach dem KarnevalOberberg erwartet jetzt viele neue Grippe-Erkrankungen

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Wer Grippe-Symptome hat, der sollte auf jeden Fall das Bett hüten und nicht zur Arbeit gehen, betonen Ärztinnen und Ärzte. Unser Foto zeigt einen kranken Menschen im Bett und einen Stapel von Medikamenten.

Wer Grippe-Symptome hat, der sollte auf jeden Fall das Bett hüten und nicht zur Arbeit gehen, betonen Ärztinnen und Ärzte.

Die Zahl der an Grippe Erkrankten ist seit Wochen hoch. Fachleute in Oberberg erwarten jetzt, nach dem Karneval, einen neuen Höhepunkt.

Wenn plötzlich der Schädel brummt, die Muskeln schmerzen, Reizhusten den Körper schüttelt und hohes Fieber ausbricht, dann grüßt noch einmal der Karneval: Nach den tollen Tagen rechnen Expertinnen und Experten damit, dass am Ende dieser Woche und im Laufe der kommenden die Zahl der Grippe-Erkrankungen erneut und rasant in die Höhe schnellt. Seit Dezember schon registriert das Robert-Koch-Institut in Berlin zudem eine konstant hohe Zahl an Infektionen mit Influenza, der „echten Grippe“. Vorläufige Höhepunkte dieser Welle aber sind die Kalenderwochen vier und sechs in diesem Jahr.

„Zurzeit haben wir bereits 20 bis 30 Grippale Infekte am Tag“, sagt Dr. Thomas Aßmann vom Angelus-Ärztehaus in Engelskirchen und Lindlar. „Die Zahl der Influenza-Erkrankungen schätzen wir auf fünf bis zehn.“ Denn nachzuweisen sei dieses Virus nur im Labor, die Symptome seien denen eines Infekts sehr ähnlich. Auch Aßmann rechnet damit, dass er sehr bald noch mehr Krankschreibungen ausstellen wird. „Grund dafür sind Bützjer und Co.“

Engelskirchener Mediziner hält Impfungen im Frühjahr nur in Ausnahmefällen für sinnvoll

Eine Impfung gegen die Grippe abseits der klassischen Impfzeit in den Monaten von September bis November hält der Mediziner aber nur in Ausnahmefällen für sinnvoll: „Wer eine Messe besucht oder auch ein großes Konzert in der Köln-Arena, der sollte darüber nachdenken.“

Für Kinder komme der schützende Pieks dagegen nur in Frage, wenn es eine schwerwiegende Vorerkrankung gebe, ergänzt Dr. Guido Frank Weißhaar, Kinder- und Jugendarzt in Waldbröl. Auch die Karnevalspartys für junge Jecke hinterlassen erste Spuren: „An einem Tag haben wir gerade bis zu zehn Grippe-Erkrankungen.“ In solchen Fällen rät Weißhaar zu viel Ruhe und zu „guten, warmen Getränken – auch mit Honig, wenn der Husten quält“.

Weil uns das Abstandhalten und die Masken in der Corona-Zeit geschützt haben, hat das Immunsystem leider vergessen, wie es sich gegen Grippeviren wehrt. Das muss der Körper nun wieder lernen.
Dr. Guido Frank Weißhaar, Kinder- und Jugendarzt in Waldbröl

Eine Überraschung ist diese Grippewelle für ihn nicht: „Weil uns das Abstandhalten und die Masken in der Corona-Zeit geschützt haben, hat das Immunsystem leider vergessen, wie es sich gegen Grippeviren wehrt. Das muss der Körper nun wieder lernen.“ Das gelte auch für das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), an dem Kinder gewöhnlich in den ersten beiden Lebensjahren erkranken. Durch die Pandemie habe sich das aber verschoben: „Auch da rollt die Welle noch, aber sie ebbt inzwischen deutlich ab.“

Auf neue Fälle vorbereitet ist auch das Klinikum Oberberg. Während am Standort Gummersbach etliche Influenza-Infektionen behandelt würden, einige davon sogar auf der Intensivstation, gebe es in Waldbröl dagegen nur wenige Patientinnen und Patienten mit solchen Symptomen. Sprecherin Angela Altz: „Die Menschen, die auf der Intensivstation liegen, sind zumeist älter, haben Vorerkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem.“

In Gummersbach liegen einige Patientinnen und Patienten sogar auf der Intensivstation

Auf der Kinderstation, so Altz, würden derzeit stets zwischen fünf und sieben Erkrankte betreut. „Kinder bleiben nicht lange im Krankenhaus, sie sollen zu Hause gepflegt werden: Wichtig ist, dass sie das Bett hüten und viel trinken.“ Von ungewöhnlich vielen Fällen möchte Altz noch nicht sprechen. „Wir gehen aber davon aus, dass sich der Karneval spätestens in der kommenden Woche bemerkbar macht.“ Das Coronavirus indes spiele im Klinikalltag derzeit keine große Rolle.

Unterdessen raten Krankenkassen wie die DAK Gesundheit auch jetzt zu einer Grippe-Impfung. „Die empfehlen wir natürlich besonders Menschen, die älter als 60 oder chronisch erkrankt sind, sowie Menschen, die Kontakt haben zu Risikopersonen“, zählt Wolfgang Brelöhr, Sprecher und Leiter der DAK-Kundenberatung in Gummersbach, auf. „Im vergangenen Jahr haben die Oberbergerinnen und Oberberger den Karneval noch eher verhalten gefeiert – in diesem Jahr aber nicht mehr.“

Wer sich immunisieren lassen möchte, muss damit rechnen, dass der Impfstoff in der Apotheke nicht vorrätig ist. „Aber ihn zu beschaffen ist nur eine Frage von ein paar Stunden – und die Vorräte sind reichlich“, betont Sebastian Gissinger, Inhaber der Hirsch-Apotheke in Engelskirchen-Ründeroth. Er berichtet von vielen, vielen Menschen, die Arzneimittel gegen Erkältung kauften. „Kein Wunder, der Karneval bietet alles, was Viren lieben, vor allem Nähe und Wärme.“ Daher seien auch Corona-Schnelltests sehr gefragt. „Da gehen seit längerem pro Tag dreistellige Stückzahlen weg, vor Weihnachten waren es sogar mal 800.“

Gissingers Kollege Tawfik Hallak, Mitbetreiber der Brunnen-Apotheke in Gummersbach und Wipperfürth, glaubt derweil, dass er keinen neuen Grippe-Impfstoff bestellen muss: „Die Zeit des Impfens ist vorbei – zurzeit fragt bei uns niemand nach einem Termin dafür.“