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700 PfeifenMorsbacher Grundschüler erleben ein komplettes Märchen von der Orgel

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Kinder sitzen in den Sitzbänken in einer Kirche.

Die Erzählerin Sabine Fuchs führte die Morsbacher Kinder mit Worten durch die spannende Geschichte.

Gesungen wurde in der Lichtenberger Kirche St. Joseph diesmal nicht. Dafür erwartete die Morsbacher Kinder ein Orgelmärchen.

Warm eingepackt sitzen an diesem Montagmittag etwa 40 Kinder der örtlichen Amitola-Grundschule in der Kirche St. Joseph in der Morsbacher Ortschaft Lichtenberg. Eigentlich sollten sie jetzt im Schulchor gemeinsam singen. Heute erwartet sie allerdings keine Probe, sondern ein Orgelmärchen.

Morsbacher Musikschulleiter arrangiert das Märchen

Verantwortlich für diese Lehrstunde der anderen Art sind der Morsbacher Musikschulleiter Dirk van Betteray und seine Kollegin Sabine Fuchs. „Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, die Orgel kennenzulernen“, erklärt van Betteray, selbst profilierter Organist.

Die Zusammenarbeit mit Sabine Fuchs ist dabei eine Institution. Bereits im vergangenen Jahr erklärte sie als Orgelmaus gemeinsam mit van Betteray das Kircheninstrument. Dieses Jahr schlüpft sie in die Erzählerinnenrolle. Vorab beantwortet van Betteray den Kindern noch einige Fragen rund um die Orgel, die er mit einem Klavier vergleicht.

700 Pfeifen der Lichtenberger Orgel lassen die Kinder staunen

Allerdings klingt das Klavier über angeschlagene Saiten, während die Orgel zur Klangerzeugung Pfeifen benötigt. 700 solcher Pfeifen hat die Lichtenberger Orgel, wie van Betteray den staunenden Kindern erklärt. „Die sieht man doch gar nicht alle“, kommt als Zwischenruf aus dem jungen Publikum. Das stimmt, allerdings werden sie im Laufe des Orgelmärchens deutlich hörbar werden.

Die Erzählung ist in den vergangenen Tagen mehrfach zu Gehör gebracht worden, sie handelt von einer Gärtnerin, die Liebe und Freundschaft stiftende Rosen züchtet, und ihren beiden Töchtern. Ähnlich den meisten Märchen ist eine Tochter fleißig und gut, die andere faul und böse. Düstere Orgelakkorde hallen durch die Kirche, als Sabine Fuchs sie beschreibt.

Weißer Hirsch springt durch das Lichtenberger Kirchenschiff

Dieselbe dunkle Klangfarbe ist zu hören, als die böse Tochter aus Neid die Rosen ihrer Schwester verflucht und so alle Freude und Liebe aus der Welt verschwinden lässt. Gemeinsam mit einem weißen Hirsch macht sich die gute Schwester nun auf, um diesen Fluch aufzuheben. Ihre Reise wird zu Beginn von einem hüpfend-leichtfüßigem Bass der Orgel unterlegt. Mit etwas Vorstellungskraft kann man hier den weißen Hirsch durch das Kirchenschiff springen sehen.

Anders klingt es, als die böse Schwester den Reisenden ihre Hunde auf den Hals hetzt. Drängend lässt die Orgel die Hundemeute musikalisch durch die Kirche laufen. Das Konzept funktioniert, bei geschlossenen Augen wirkt das Zusammenspiel von Orgel und Erzählerin wie ein Hörspiel. Die Kinder hören gebannt zu.

Am Ziel ihrer Reise, einem gläsernen Berg, finden die gute Schwester und der Hirsch schließlich das Gegenmittel, mit dem sie den Fluch lösen können. Das Happy End wird dadurch abgerundet, dass sich der Hirsch in einen jungen Prinzen verwandelt, auf dessen Schloss er und die gute Schwester lange und glücklich leben.

Die letzten Worte von Erzählerin Fuchs unterlegt van Betteray an der Orgel noch andächtig, danach spielt er ein angemessen pompöses Finale. Die beeindruckten Grundschulkinder bekommen zum Schluss ein passendes Souvenir: eine kleine Papierrose.