Das Nagetier galt in Oberberg viele Jahrzehnte lang als ausgerottet. Nun gab es erste Sichtungen im Morsbacher Wisserbachtal.
NaturDer Biber ist zurück in Oberberg
Es ist eine kleine Sensation in der Tierwelt Oberbergs: Das größte europäische Nagetier, der Biber, ist in seine alte Heimat zurückgekehrt. Diese Nachricht hat sich in jüngster Zeit im Raum Morsbach verbreitet, sind doch viele aufmerksame Naturbeobachterinnen und Naturbeobachter im Wisserbachtal auf die Spuren dieses Wasser liebenden Säugetieres gestoßen. Wenn Autofahrer etwa bei Morsbach an der Wisser entlangfahren, können sie aus dem Fenster heraus von Bibern rundherum angenagte Bäume am Bachufer sehen. Frische, helle Holzspäne liegen stets am Fuße des Stammes auf dem Boden.
Erste Sichtung nahe Morsbach im Frühjahr 2021
Der erste Nachweis des Bibers als Neubürger stammt aus dem Frühjahr 2021. An einem stehenden Gewässer im Einzugsbereich des Wisserbachs zwischen Morsbach und Friesenhagen hatte das Tier Weiden, Ebereschen, Erlen und Pappeln angenagt und Äste zusammengetragen – wohl, um an dem Überlauf einen Damm zu bauen. Ein weiterer Biber tauchte im Mai vergangenen Jahres dann am Oberlauf eines Nebenbaches der Wisser auf und wurde dort sogar gefilmt.
Auch an weiteren Stellen der Wisser wurde 2022 der friedliche Vegetarier gesichtet, so zum Beispiel bei Volperhausen. Am Ortsrand von Morsbach ließ sich am 26. Mai 2022 vergangenen Jahres sogar ein Biber von der Hängeseilbrücke aus filmen, wie er darunter im Uferbereich mit dem Sortieren von Ästen beschäftigt war. Bis Dezember hatte der Biber an einer anderen Stelle im Bereich der Wisser mehr als 50 Bäume angenagt oder gefällt und immer wieder versucht, einen Damm aus Ästen zu errichten. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den verschiedenen Beobachtungen insgesamt im Wisserbachtal um mehrere Biber handelt.
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Der Biber war im 19. Jahrhundert im oberbergischen Land, wie auch in anderen Teilen des Landes, ausgerottet worden. Er wurde wegen seines begehrten Fells und Fleischs bejagt. Zudem ärgerte sich der Mensch über die Dammbautätigkeiten des Tieres, die zur Anstauung mancher Bäche führte. Heute erinnern noch Ortsnamen an das einstige Vorkommen des Bibers im Oberbergischen, wie zum Beispiel in Bieberstein (aktuell mit „ie“ geschrieben) bei Wiehl. Die Wiederbesiedlung der ehemaligen Heimat des Bibers in Westdeutschland dauert schon seit Jahren an. Die Biber, die jetzt bei Morsbach in den Süden Oberbergs vorgedrungen sind, kamen wahrscheinlich vom Rhein über die Sieg aufwärts. Von 2018 bis heute liegen Sichtnachweise und Nagespuren des Bibers vor, angefangen von der Siegmündung bei Troisdorf über Sankt Augustin, Eitorf und Windeck-Dattenfeld bis ins Wisserbachtal, dem Zufluss der Sieg.
2017 tauchte ein Biber in Wipperfürth auf
Stefanie Venske vom Biberzentrum Rheinland-Pfalz vermutet, dass die Tiere derzeit von Süden aus weiter in das Nordrhein-Westfälische vordringen, nachdem sie sich inzwischen über ganz Rheinland-Pfalz verbreitet haben. „Der Biber ist unaufhaltsam weiter auf dem Vormarsch“, stellt Venske fest. Die Haaranalyse eines Bibers aus dem Wisserbachtal ergab, dass es sich um einen Europäischen Biber (wissenschaftlicher Name: Castor fiber) des Typs R1, eine osteuropäische Unterart, handelt.
Die ab 1981 im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel angesiedelten polnischen Biber sind mittlerweile über die Rur und den Niederrhein bis an die Lippe vorgedrungen. Der Naturschutzbund Deutschland schätzt den Bestand des Bibers in Nordrhein-Westfalen inzwischen auf mehr als 1200 Tiere. Es könnte sein, dass der Biber in Zukunft über die Nebenbäche der Sieg, Agger, Sülz und Bröl, noch weiter ins Bergische Land einwandert. 2017 ist der erste Biber in der Wupper bei Wuppertal und danach bei Wipperfürth nachgewiesen worden. Auch von Norden her dürfte der Nager daher weiter über die Wupper und die Wipper ins Oberbergische vordringen.
Biber und Wildkatze in Oberberg
Der Biber ist mit einer Körperlänge von 1,30 Metern und einem Gewicht von rund 25 Kilogramm und mehr das größte Nagetier in Europa. Typisch ist sein beschuppter, breiter Schwanz, der Biberkelle genannt wird. In die Uferböschung baut der Nager eine Erdkammer, die Biberburg. Darüber können an Land Äste und Zweige aufgeschichtet werden. Der Eingang liegt aber stets unter Wasser. Biber legen Dämme an, um das Wasser zu einem Biberteich zu stauen. „Castor fiber“, der europäische Biber, ist nach der Bundesartenschutzverordnung und der EU-FFH-Richtlinie eine streng geschützte Art. So ist es verboten, wildlebenden Bibern nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzten, zu töten oder ihre Wohn- und Zufluchtsstätten zu beschädigen oder zu zerstören.
Auch die Wildkatze, einst aus dem Oberbergischen verschwunden, kehrt seit Jahren schon zurück ins Morsbacher Bergland. Von 2013 bis Ende des vergangenen Jahres sind dort zwölf Katzen dokumentiert worden, allein acht Beobachtungen davon hat es im vergangenen Jahr gegeben. Einige Tiere sind sicher bestimmt worden, sowohl als Totfund, als auch mithilfe einer Haaranalyse. Bei dieser Art findet auch eine Ausbreitung von Süden aus in Richtung Westerwald ins Bergische statt. Zuletzt war die Wildkatze durch den Bund für Umwelt und Naturschutz in Spurkenbach, also einer Ortschaft im Süden von Morsbachs Nachbarstadt Waldbröl, nachgewiesen worden. Dort waren vor mehr als 70 Jahren die letzten Tiere gesichtet worden.