AboAbonnieren

Mehr Zeit für die WeinkundeGastronomie-Azubis lernen auch während des Lockdowns viel

Lesezeit 3 Minuten

Auch in Zeiten des Lockdowns geht die Ausbildung in der Mühlenhelle weiter.

Oberberg – Gutscheine, Lieferdienste, Produkte zum Mitnehmen – derzeit müssen viele Geschäfte und Dienstleister sehr kreativ sein, um während des Lockdowns über die Runden zu kommen. Besonders schwierig stellt sich die Situation für Auszubildende der Hotelbranche dar, wo der Betrieb nur stark eingeschränkt stattfinden darf. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) sollen die Hoteliers auch im Lockdown so gut es geht ihrem Lehrauftrag nachkommen und die Azubis weiterhin in den Hotels arbeiten. Aber was tun, wenn das tägliche Geschäft nicht stattfinden kann?

Alternative Aufgaben für Servicekräfte

Manchen Betreibern blieb über die Weihnachtstage nur übrig, das Hotel in Betriebsferien und die Azubis nach einer einzuhaltenden Frist nach Hause zu schicken. Kaum ein Hotelbetreiber möchte offen über die aktuelle Situation reden, einige berichten jedoch von alternativen Aufgaben für die Service-Fachkräfte. Sie helfen in anderen Bereichen aus, wie der Gastronomie, oder bringen sich bei Aufräum- und Reparaturaufgaben ein. Aufgaben, für die sonst zu wenig Zeit bleibt.

Solche Beschäftigungen seien auch wichtig, so berichten es die Hoteliers, damit die Azubis weiterhin im Team zusammenarbeiten und den Kontakt halten. Die Betreiber des Sterne-Restaurants und Hotels „Die Mühlenhelle“ in Dieringhausen, Michael und Birgitta Quendler, nutzen gerade die gewonnene Zeit, um den Fokus der Azubis auf einige besondere Ausbildungsbereiche zu lenken: Auf dem Lehrplan stehen etwa Weinkunde, Buchführung und die Herstellung von Pralinen und Saucen.

„Im Lockdown lernt man spezieller“

Koch-Azubi Lukas Dahlhoff (23) ist im dritten Lehrjahr und bemerkt den Unterschied: „Man lernt im Lockdown weniger umfangreich, dafür spezieller. Unser Chef hat uns zum Beispiel mit viel Zeit beigebracht, wie man Croissants herstellt.“ Zwar dürfen die Quendlers im Restaurant keine Gäste mehr empfangen, gekocht wird aber weiter: In zusammengestellten Paketen verkaufte die Mühlenhelle zu Weihnachten und Silvester Gerichte zum Abholen oder Liefern, sodass die Köche in der Küche genug zu tun hatten. „Aber es läuft gerade etwas entspannter“, findet Dahlhoff: „Ich kann mich komplett auf den nächsten Tag vorbereiten, weil die Pakete genau geplant sind. Der normale Restaurantbetrieb läuft da spontaner.“

Sternekoch Michael Quendler (Foto r., M.) schaut Koch-Azubi Lukas Dahlhoff (l.) genau auf die Finger.

Das liegt auch daran, dass das Restaurant im Lockdown weniger Gerichte anbietet. Auch wenn das Hotel seine acht Zimmer für Geschäftsleute zur Verfügung stellen darf, werden die Aufgaben der angehenden Hotelfachleute rar. Viel Zeit wird in den Telefondienst der Rezeption investiert, um für Gäste erreichbar zu bleiben. Wichtig sei es, bei den Leuten im Gedächtnis zu bleiben für die Zeit nach dem Lockdown, sagen die Quendlers.

Auch bei der Fertigstellung der Mitnehmpakete packen die angehenden Hotelfachleute wie Alexander Deutz (21) mit an. „Wir kontrollieren den Inhalt der Pakete mehrfach. Denn wenn das Essen ankommt, darf nichts fehlen.“ Ein Vorteil für den 21-Jährigen: „Ich habe schon viel in den ersten beiden Lehrjahren gelernt, was eigentlich erst im dritten Lehrjahr Programm ist.“ So kann Deutz noch eigenständiger Aufgaben übernehmen. „Ich mache schon einmal die Inventur im Weinkeller, was normalerweise erst später gemacht wird.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Leiden die Ausbildungsinhalte der angehenden Restaurant- und Hotelfachleute auch unter den strengen Pandemiemaßnahmen, so gehen die Auszubildenden zumindest um einige Erfahrungen im Krisenmanagement reicher ins neue Jahr.