Zum zwölften Mal hat im winzigen Weiler Schlüsselberg der Gemeinde Lindlar der große „Schleppertreff“ stattgefunden. Ein echtes Spektakel.
SchleppertreffWenn im Lindlarer Weiler Schlüsselberg die Motoren bollern
Man liebt ihn. Oder man hasst ihn. „Dazwischen gibt es nichts“, sagt Sven Platzen. Er aber liebt den Unimog – inzwischen besitzt er schon das vierte dieser unkaputtbaren Arbeitsfahrzeuge. Der neue ist von 1972 und hat noch lange nicht Feierabend: „Ich nutze ihn für Rückearbeiten – der zieht bis zu zwölf Tonnen“, schildert der 38-jährige Platzen, in Marienheide-Siemerkusen führt er einen Forstbetrieb.
An diesem Samstag aber ist er mit seinem 86 PS starken Unimog aufgebrochen in den Lindlarer Weiler Schlüsselberg: Dort brummt und bollert es – denn die Familie Keischgens hat zum zwölften „Schleppertreff“ auf ihren Hof eingeladen. Und dort rollt alles an, was auf Felder, Äckern und in Wälder unterwegs ist – egal, ob historisch oder flammneu. Fast 150 solcher Fahrzeuge stehen da zwei Tage lang im Grünen.
Auch kleine Treckerfreunde sind in Lindlar-Schlüsselberg immer gern dabei
„Das macht einfach Spaß hier, sich mit den anderen Jungs auszutauschen, zu fachsimpeln“, verrät Platzen, der den Unimog vor drei Jahren in Iserlohn gefunden und ihn sich dann selbst zum Geburtstag geschenkt hat. Mit dem gelernten Landmaschinen-Mechatroniker ist Sohn Leo (7) nach Schlüsselberg gekommen. Auch der weiß längst, was ihm gefällt: „Fendt und Valtra“, antwortet der Junge prompt. Valtra, das ist ein finnischer Traktorbauer.
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2009 hat Landwirt Wolfgang Keischgens zum ersten Schleppertreff eingeladen. „Ich war selbst auf einem Treffen – und dann wollte ich eben selbst eines machen“, erinnert sich der heute 62-Jährige. „Damals kamen etwa 50 Fahrzeuge.“ Heute sind es stets dreimal so viele. „Das macht mich schon ein wenig stolz.“ Und bei jedem Schleppertreff pflegt der Gründer eine Tradition: Geht‘s los, hängt er einen Eicher-Trecker von 1958, ein Familienerbstück, an einen Haken und an einen Kran, lässt ihn der Luft baumeln über der Schlüsselberger Festwiese.
In Lindlar-Schlüsselberg hat die nächste Generation die Organisation des Spektakels übernommen
Längst haben die Söhne Timo und Marco die Organisation übernommen, auch sie stellen ihre Landmaschinen aus: Marco Keischgens bewegt am liebsten den Case-IH CS 130, einen bulligen Universaltraktor: „Mit dem ist alles möglich – der zieht den Miststreuer ebenso wie die Rundballenpresse.“ Zwar arbeitet Keischgens als Zimmermann, doch ist er der elterlichen Landwirtschaft immer treu geblieben: „Mit zwei Highland-Kühen haben wir in den 1980ern angefangen, heute haben wir knapp 200.“ Geblieben sei natürlich die Leidenschaft für schweres Gerät und den Schleppertreff: „Dieses Hobby vom Vater setzen wir gerne fort.“
Mit Jarno Neumann aus der Marienheider Ortschaft Scharde ist dort inzwischen auch eine junge Generation vertreten: Er ist gerade mal 17 Jahre alt, sein roter Traktor, ein IHC, dagegen 48. Er habe bereits die Kupplung auf Vordermann gebracht, die Fronthydraulik ausgetauscht und vieles andere nachgerüstet, zählt der angehende Industriemechaniker auf. Sein Opa Manfred habe ihm den Traktor geschenkt: „Das ist schon cool, ein solches Fahrzeug zu haben.“ Und Schwager Sven Platzen helfe immer gern bei Reparaturen.
Nebenan streicht Florian Sausner über den fast noch sattgrünen Lack und stellt fest: „Da muss ich mal bei.“ Vor acht Jahren hat er seinen Deutz-Traktor, Baujahr 1958, in Altenberg entdeckt. „Mein Vater hat ihn dann nach Hause gefahren – fast vier Stunden war unterwegs bis Hartegasse“, erzählt der 37 Jahre alte Kfz-Mechatroniker.
Ein gutes Jahr hat Florian Sausner dann für die Aufbereitung des kleinen Traktors gebraucht. „Und ist man fertig, kann man eigentlich wieder anfangen“, sagt er und tippt auf frische Rostflecken. Aber der Deutz musste es sein – und kein anderer – „wegen des Klangs“. Und Neffe Marian (12) nickt bestätigend.