Neben dem Personal, die Schwimmkurse für Kinder durchführen dürfen, fehlt es auch an genügend Wasserflächen im Oberbergischen.
Fehlende Becken für KurseIn Marienheide fahren bald Lkw mit Schwimmcontainern vor
Während der Osterferien stand für viele Eltern und ihre Kinder ein Besuch im Schwimmbad auf dem Programm. Was die Schwimmfähigkeit der Jüngsten angeht, gibt es in Oberberg allerdings dringenden Nachholbedarf. Das belegen Zahlen des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises: Von etwa 2800 Kindern, die im vergangenen Jahr eingeschult wurden, konnten nach Angaben der Eltern etwa 76 Prozent nicht schwimmen.
Kinderschwimmkurse könnten Abhilfe schaffen, doch es gibt viele Probleme
Abhilfe schaffen könnten Kinderschwimmkurse. Doch auch hier gibt es Probleme, beginnend bei der Personalausstattung: Im Oberbergischen gibt es zu wenig Schwimmlehrerinnen und -lehrer – so auch im Lindlarer Parkbad. „Wir suchen händeringend Leute“, berichtet Sandra Bremer vom Wassersportclub Lindlar. Sie ist als Schwimmlehrerin für das Kinderschwimmen zuständig.
Ab viereinhalb Jahren können Kinder in Lindlar, im Rahmen eines Aufbaukurses, erste Wassererfahrungen sammeln, bevor sie in einem Grundkurs Schwimmbewegungen lernen. Beide Kurse müssen von ausgebildeten Schwimmlehrern begleitet werden, doch die sind in Lindlar rar gesät. „Es kommt kaum Nachwuchs nach“, betont Sandra Bremer. Zudem werde die Personalsituation durch krankheitsbedingte Ausfälle verschärft. Aktuell arbeiten fünf Schwimmlehrer am Beckenrand. Obwohl sie teilweise die Arbeit der ausgefallenen Kollegen übernehmen, musste das Kinderschwimmen von sechsundzwanzig auf sechzehn Kurse reduziert werden.
Unzureichende Personalsituation in Oberbergs Schwimmbädern
Von dieser unzureichenden Personalsituation hatte auch der Kreissportbund Oberberg Notiz genommen und reagiert. 2022 rief er eine Schwimmoffensive ins Leben, in deren Rahmen neue Schwimmlehrer und -assistenten ausgebildet werden sollten. 75 Personen folgten dem Angebot und legten 2022 eine Ausbildung zum Schwimmlehrerassistenten ab, 15 von ihnen absolvierten im darauffolgenden Jahr auch die Ausbildung zum Schwimmlehrer. 2023 lief erneut eine Assistentenausbildung, deren Absolventen sich in diesem Jahr zum Schwimmlehrer ausbilden lassen können.
Der Andrang des ersten Jahres sei jedoch zurückgegangen, berichtet Anja Lepperhoff, Geschäftsführerin des Kreissportbundes. Nur hochmotivierte Teilnehmer hätten auf die Ausbildung zum Assistenten noch die Lehrerausbildung folgen lassen. Ein Grund dafür sei das Erlangen des Rettungsschwimmerabzeichens: „Vor allem für ältere, aber auch für jüngere Teilnehmer ist das eine große Hürde“, sagt Lepperhoff. Zudem müsse dieser Status im zweijährigen Rhythmus aufgefrischt werden.
Neben der angespannten Personalsituation sieht Anja Lepperhoff aber noch ein anderes, viel größeres Problem: Es stehe schlichtweg nicht genug Wasserfläche für Kinderschwimmkurse bereit. Hier nimmt Lepperhoff die Kommunen in die Pflicht. Sie betont: „Es ist Aufgabe der Kommunen, Wasserfläche entsprechend der Einwohnerzahl bereitzustellen. Das sollte eine Pflichtaufgabe sein.“
Auch im Waldbröler Balneo-Schwimmbad ist es nicht die Personalsituation, die mehr Kinderschwimmkurse verhindert. Ausgestattet ist man hier mit insgesamt drei Trainern. Unter der Woche erhalten in vier verschiedenen Kursen jeweils acht Kinder Schwimmunterricht, in den Ferien werden regelmäßig täglich stattfindende Intensivkurse angeboten.
Dass in Waldbröl nicht noch mehr Kurse angeboten werden können, liegt vor allem an der Wasserbelegung, wie Betriebsleiter Marc Schneidereit erklärt. Demnach sei das Schwimmbad zeitweise sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Schulklassen reserviert. Daher überlege man, an Wochenenden weitere Kinderschwimmkurse anzubieten. „Das finden auch die Eltern gut“, berichtet Schneidereit.
Die Eltern möchte auch Anja Lepperhoff motivieren. Sie rät: „Wenn Sie ihre Kinder selbst bereits ans Wasser gewöhnen, wäre das sicherlich hilfreich“. Außerdem wolle man das Kinderschwimmen von Seiten des Kreissportbundes auch nach dem Auslaufen der Schwimmoffensive weiterhin unterstützen: „Wir überlegen, dann selbst Kurse anzubieten“, sagt Lepperhoff.
Schwimmcontainer für Marienheide
Im Herbst 2024 soll es so weit sein: Dann erhält die Gemeinde Marienheide für vier bis sechs Wochen ein kleines, mobiles Hallenbad. Es besteht aus zwei umgebauten Überseecontainern mit einer Mindestgröße von 12,2 mal 2,4 Meter. In einem der Container ist ein kleines Schwimmbecken eingebaut, in dem anderen eine Umkleide.
Marienheide hatte sich für das Projekt „Mobile Schwimmcontainer Narwali“ beworben, das die NRW-Landesregierung entwickelt hat und mit 3 Millionen Euro unterstützt. Das primäre Ziel lautet, mehr Kindern Schwimmunterricht zu ermöglichen.
Ende 2023 wurde in Düren der erste von fünf Containern eingeweiht. Zwei Jahre lang sollen diese Schwimmbadcontainer durch das Land touren. Seitdem das Panoramabad in Marienheide Ende 2008 geschlossen wurde, gibt es in der Gemeinde kein eigenes Hallenbad mehr. Doch auch die Kinder aus Marienheide sollen schwimmen lernen können.