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GartentagIm Freilichtmuseum Lindlar gab es am Sonntag Wissenswertes für Pflanzenfreunde

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Frauen und Männer schlendern durch einen Museumsgarten.

Bei bestem Wetter schlenderten die Besucherinnen und Besucher über das Gelände in Lindlar.

Die Naturgarten-Gruppe durfte sich über eine Prämierung des neuen Museumsgartens durch die Initiative „Tausende Gärten – Tausende Arten“ freuen.

„Wäre das Wetter vor 100 Jahren so gewesen wie in diesem Jahr, wir wären alle verhungert“, betont Marianne Frielingsdorf von der Bergischen Gartenarche und schüttelt mit einer Mischung aus Humor und Verzweiflung den Kopf. „Dieses Gartenjahr war nass, kalt und wirklich nicht so erfreulich wie sonst. Es ist zwar alles gut gewachsen, aber die Zwischenkräuter sind explodiert und über das Gemüse gewachsen“, erklärt die Fachfrau im Lindlarer Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland am Sonntag den interessierten Gartenfreunden.

Und dann sind da noch die Schädlinge: „Die Vögel haben die Erbsen gefressen und die Wühlmäuse die Wurzeln.“ Aber an einem Schädling verzweifelt Frielingsdorf diesmal so richtig – der Schnecke. „Ich bin abends in den Garten gegangen und habe hunderte Schnecken getötet, und morgens um 5 Uhr wieder“, berichtet sie von ihrer Arbeit im Arche-Garten am Schulgebäude.

Rund 120 verschiedene alte Sorten wachsen im Museumsgarten in Lindlar

Ihre Hartnäckigkeit und die Arbeit haben sich gelohnt. Im Garten hinter ihrem Stand grünt und blüht es. Allerdings erntet das Team der Gartenarche die Früchte seiner Pflanzen nicht zum Essen: Ziel ist die Gewinnung von Samen. Rund 120 verschiedene alte Sorten hat es in diesem Jahr im Museumsgarten angepflanzt. Insgesamt umfasst das Lager der Gartenarche 260 Pflanzensorten. Im Gegensatz zu den modernen Hybridpflanzen, die zwar oft schönere Früchte, aber eben kein nutzbares Saatgut mehr produzierten, seien die alten Pflanzen mit ihren Blüten auch viel wertvoller für die heimischen Insekten.

Bei den Hochbeeten, ebenfalls an der Schule, gibt Ökologe Stephan Hahn derweil Wissenswertes zu den dort angebauten Kräutern und Gemüsesorten preis. Die Besucherinnen und Besucher können die Samen gegen einen kleinen Obolus mitnehmen, um die Sorten im eigenen Garten wachsen zu lassen. Und am Bandweberhaus gibt es Gartentipps von Museumsgärtner Niko Lankes. Und so schlendern die Schaulustigen bei schönstem Wetter durch die volle Pflanzenpracht in den verschiedenen Ecken des Lindlarer Museums.

Prämierung des neuen Museumsgartens in Lindlar

Auch dem Verein Naturgarten geht es um natürliche Gärten mit heimischen Pflanzen. Er hat neben der Biologischen Station Oberberg maßgeblich das neue Gartengelände an der Hofgruppe Eigen gestaltet. Von den Wegen bis zu den besonderen Bereichen für Insekten hat der Trupp fast alles in Eigenleistung gebaut.

Klaus Georg Wopfner stellt Interessierten die verschiedenen Areale vor. Auf der einen Seite gibt es eine Käferkelle mit viel Totholz, auf der anderen Seite ein Sandarium, denn viele Wildbienen legten ihre Eier in Boden und Sand. Die Trockenmauer ohne jegliche Art von Mörtel soll Heimat für kleine Amphibien werden und die Totholzhecke, auch Benjeshecke genannt, könnte bald Vogelnester oder Nistplätze für die Haselmaus beherbergen.

Auch im neuen Naturgarten sind die alten Blumen die Hauptdarsteller: „Mehr als die Hälfte der heimischen Insekten sind an eine einzelne Pflanze gebunden“, verrät Wopfner. Viele verschiedene, heimische Pflanzen förderten so auch die Insektenwelt und führten zu großer Biodiversität.

Wopfner macht ebenfalls Werbung für eine „Naturblumen-Oase“ in jedem Privatgarten: „Alle Gärten zusammen haben eine viel größere Fläche als die Naturschutzgebiete und außerdem können so für die Insekten Wege zwischen den großen Schutzgebieten entstehen.“ Auch für die Naturgarten-Gruppe lohnt sich der Einsatz: Die Vereinsmitglieder dürfen sich über eine Prämierung des neuen Museumsgartens durch die Initiative „Tausende Gärten – Tausende Arten“ freuen.