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Apotheke der NaturMit Kräuterpädagogin auf Tour im  Freilichtmuseum Lindlar

Lesezeit 3 Minuten

Wofür man diverse Pflanzen verwenden kann und von welchen man lieber die Finger lassen sollte, erklärte Kräuterpädagogin Alexandra Lemmer. Foto:

Was die Natur als Apotheke im Angebot für uns? In Lindlar gab es Antworten.

Das Ferienprogramm im Lindlarer Freilichtmuseum hat jede Menge interessanter Angebote im Programm. Im Mittelpunkt steht allerdings immer die Naturnähe – nicht ganz überraschend beim Museumskonzept. Und die Angebote werden gut angenommen. So waren nun etwa beim Rundgang zum Thema „Naturapotheke“ insgesamt rund 15 Teilnehmer dabei, darunter vor allem Familien mit Kindern.

Alexandra Lemmer, Kräuterpädagogin und langjährige Mitarbeiterin im Freilichtmuseum, hatte die Gruppe mit auf einen Rundgang über das weitläufige Gelände genommen. Denn die Zutaten für die Produkte der Apotheke aus der Natur mussten natürlich erst einmal gesucht und gefunden werden. „Wir werden heute Hustenbonbons und Kräutersalz herstellen“, sagte Alexandra Lemmer. Sie biete immer wieder unterschiedliche Kurse an, darunter auch Kochkurse, und dazu würde sie einige der Zutaten gemeinsam mit den Teilnehmern aus der Natur verwenden. Denn, das wurde recht schnell deutlich: „Jede Pflanze hat viele hunderte Wirkstoffe – vor allem die wildwachsenden Pflanzen und im Gegensatz zu den Kulturpflanzen.

Auch Pflanzen müssen sich schützen

Woran liegt das denn?“, fragte die Kräuterpädagogin ihre interessiert lauschenden Begleiter. Eine der Teilnehmerinnen wusste die Antwort direkt: „Weil sie sich verteidigen müssen.“ Lemmer nickte und erläuterte: „Pflanzen sind Lebewesen, genau wie wir auch. Und damit sie nicht von den Tieren weggefuttert werden oder von der Sonne verbrannt werden, müssen sie sich schützen und lagern unterschiedliche Wirkstoffe ein. Etwa Bitterstoffe, damit Beeren, Früchte oder Blätter von Tieren gemieden werden. Oder Farbstoffe, um der Sonneneinstrahlung entgegenzuwirken.“

Schnell war den Teilnehmern klar, dass sie nicht nur spazieren gehen würden, sondern es auch eine Menge zu lernen gab. Etwa darüber, dass eine blaue Blume keineswegs eine einfache Kornblume war. „Sondern eine Zichorie – oder auch die Gemeine Wegwarte. Was kann man daraus machen?“, wollte die Kräuterpädagogin wissen. „Einen Kaffeeersatz“, sagte eine ältere Teilnehmerin. Und auch diese Antwort war richtig. „Die Wurzel der Zichorie kann man trocknen, rösten und in Scheiben schneiden und dann mit Wasser aufgießen – so hat man früher Kaffeeersatz gemacht, als es etwa während und nach dem Krieg keinen echten Kaffee gab“, erläuterte Alexandra Lemmer.

Für den einfachen Spaziergänger waren viele der Pflanzen und Blüten am Wegesrand einfach nur schön anzusehen. Für eine Expertin wie Alexandra Lemmer hingegen sind sie Zutaten für unterschiedliche Produkte. „Es gilt der alte Paracelsus-Satz: In der falschen Dosierung ist jede Pflanze giftig, weil jede Pflanze viele Wirkstoffe enthält“, betonte sie. Und so füllte sich der Korb, den die Kräuterpädagogin bei sich trug, nach und nach mit Pflanzen, Kräutern und Stängeln vom Wegesrand. „Jetzt werden wir sie gemeinsam verarbeiten“, sagte sie. Das sei auch Teil des pädagogischen Konzepts des Museums in Lindlar, denn dann könnten vor allem die Kinder auch etwas mit nach Hause nehmen, was sie zuvor selbst gesammelt und verarbeitet hatten. Das altbewährte Konzept „learning by doing“ funktioniert auch im Ferienprogramm eben immer noch am besten.