Kölner Prozess um Missbrauch„Pfarrer U. hat das Leben meiner Tochter zerstört“
Köln – Eigentlich hatte die Zeugin (49) im Prozess gegen den wegen Missbrauchs angeklagten katholischen Priester Hans U. nur Gutes über den 70-Jährigen zu berichten. „Der machte immer so einen aufgeschlossenen Eindruck auf mich, anders als die verstaubten katholischen Kirchenmänner, die man sonst so kennt“, sagte am Montag die Mutter eines der mutmaßlichen Opfer des Geistlichen aus, der wegen sexuellen Missbrauchs an vier Mädchen vor dem Landgericht Köln steht. Den Kindern gegenüber sei U. immer so „vertrauensvoll“ aufgetreten, habe sich um sie „bemüht“. Sie habe U. vertraut und habe es, als Mutter von drei Kindern, auch als Entlastung empfunden, wenn er mit den Kindern beispielsweise in den Zoo gegangen sei. Seit sie die Vorwürfe gegen U. kenne, komme ihr der Angeklagte hingegen „höchst manipulativ“ vor.
Dann fragte der Vorsitzende Christoph Kaufmann die 49-Jährige, was sie heute fühle, wenn sie mit dem „netten Mann von damals“ in einem Raum sitze? Da platzte es mit brüchiger Stimme, aber völlig ungefiltert aus der Mutter heraus: „Hass, einfach nur Hass, weil er einfach ein Leben, das meiner Tochter, zerstört hat.“
Erinnerung an Schaumbad
Als sie gehört habe, was U. ihrer Tochter angetan haben soll — ihm werden zwei Fälle sexueller Gewalt an dem damals elfjährigen Mädchen vorgeworfen —, da sei ihre erste Reaktion gewesen: „Gebt mir eine Waffe, und ich erledige das… Das darf man hier wahrscheinlich gar nicht sagen, aber das war meine Reaktion, das sind meine Gefühle“, sagte die 49-Jährige.
Zuvor hatte bereits ihre ältere heute 19-jährige Tochter, Schwester des damals elfjährigen Mädchens, im Prozess, ausgesagt. Sie hatte nur sehr schleierhafte Erinnerungen an U. und die Besuche bei ihm. Mit einer Freundin, der Tochter eines befreundeten Ehepaares ihrer Eltern, die wiederum mit U. eng befreundet waren, habe sie bei dem Angeklagten mal in dessen Wohnung in Wuppertal übernachtet. Sie erinnerte sich an eine Fahrt mit der Schwebebahn: „Davon gibt es auch noch ein Foto“, berichtete die 19-Jährige.
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Weiter sagte sie, dass sie und ihre Freundin wohl auch bei U. gebadet hätten. Allerdings hatte sie selbst daran keine konkrete Erinnerung. Vielmehr erinnerte sie sich, dass die Mutter ihrer Freundin damals aufgebracht reagiert habe, als ihr die Mädchen wohl von „Bad und Schaum“ berichtet hatten. Das sei Anlass für die Mutter der Freundin gewesen, ein ernstes Wort mit U. zu sprechen.
Der Prozess wird fortgesetzt, so wie es aussieht bis in den März 2022 hinein.