Gummersbach – Deftige Leckereien wie Krapfen und Reibekuchen gehören dazu, zudem Geschenke für die Kinder. Chanukka ist das jüdische Lichterfest und wird im Dezember begangen. Nicht zufällig finden sich seine Bräuche im christlichen Weihnachten wieder.
Der Nümbrechter Peter Reinecke weiß: „Das Feiern ist im Judentum ein Glaubensprinzip.“ Das Lichterfest war Thema seines Vortrags zum Abschluss der Reihe von Volkshochschule Oberberg und Katholischem Bildungswerk unter dem Titel „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Reinecke gehörte zu den Gründungsmitglieder der bundesweiten Initiative und war nun erneut Referent im Gummersbacher Kreishaus.
Erst spät zum Judentum gefunden
Die Eheleute Reinecke haben ihre eigenen jüdischen Wurzeln erst spät entdeckt, lange nachdem Peter Reinecke seine Faszination für das Judentum im Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft entwickelte. Seit mehr als zehn Jahren gehören die zahlreichen Feste des jüdischen Kalenders zum familiären Brauchtum. Die Reineckes pflegen Kontakte zur orthodoxen Gemeinde in Köln, ohne dort Mitglied zu sein. Schon lange engagieren sie sich in der Nümbrechter Partnerschaft mit der Gemeinde Mateh Yehuda in Israel.
Über das heutige jüdische Leben in Oberberg können sie nur Vermutungen anstellen. Sie wissen von etwa 40 Menschen, die sich zum Judentum zählen, darunter auch eingewanderte, eher säkulare Israelis. Viele von ihnen schreckten aus Angst vor antisemitischer Anfeindung davor zurück, sich öffentlich zu bekennen, berichtet Reinecke.
Schon vor der Shoah gab es im ländlichen Oberberg nur wenige Juden. Erst in napoleonischer Zeit hatten sich erste Familien hier angesiedelt. In den 1930er Jahren waren es wohl weniger als 100 Menschen. Viele von diesen lebten in Nümbrecht. Die dortige Synagoge wurde 1938 abgerissen. Das Gotteshaus im nahen Ruppichteroth, vor genau 100 Jahren eingeweiht, steht dagegen noch immer. Es überstand die Brandstiftung in der Pogromnacht von 1938, weil es aus feuerfester Grauwacke gebaut ist. 2019 hat die Gemeinde das Gebäude gekauft, um dort ein Museum oder eine Begegnungsstätte einzurichten.
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Die Reineckes möchten an diese Vergangenheit mit Blick in die Zukunft anknüpfen. In Ruppichteroth könnte ein „Lehrhaus“ entstehen, in dem über das Judentum informiert wird, sagt Peter Reinecke. „Das wäre dafür ein idealer Ort.“ Er will die Bildungsreihe zum 1700-Jahr-Jubiläum überführen in eine Initiative mit dem Arbeitstitel „Grundsteine“.
Begegnung schafft Verständnis
Gemeinsame interreligiöse Feiern wären ein fester Bestandteil dieses Projekts. Gerade wenn Chanukka ansteht. In diesem Jahr endete das achttägige Lichterfest am 6. Dezember. 2022 reicht es über die Weihnachtstage. Peter Reinecke schließt nicht aus, dass früher auch in Oberberg in manchem Haus „Weihnukka“ gefeiert wurde, damit die Kinder nicht auf eine Bescherung verzichten mussten. Die Reineckes würden im kommenden Jahr gern einen öffentlichen Chanukka-Leuchter aufstellen.
Im September haben sie in Waldbröl ein Laubhüttenfest organisiert. Die erste Familie, die sich in der Hütte fotografieren ließ, waren Muslime. „Wenn man einander begegnet, hat man Verständnis“, ist Peter Reineckes Überzeugung. „Wen ich kenne, den hasse ich nicht so schnell.“