Oberberg – Erklären kann sich das Phänomen zurzeit noch niemand, aber die Zahlen sind eindeutig: Innerhalb von nur vier Jahren ist dem Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes im Oberbergischen fast ein Viertel der Spenderinnen und Spender abhanden gekommen.
Im Jahr 2012 kamen 21636 Spender zu den DRK-Terminen – das war der Spitzenwert. 2016 waren es nur noch 16 773 – also fast 5000 weniger. „Der Bedarf an Spenderblut wird aber nicht weniger“, sagt Kreisgeschäftsführer Rolf Braun. „Dieser Rückgang lässt uns keine Ruhe.“ Auch wenn die Oberberger im Landesverband mit weitem Abstand an der Spitze der Spendenbereitschaft liegen. Jetzt zieht Braun die Reißleine und bringt eine breit angelegte „Informations-, Werbe- und Aufklärungskampagne“ an den Start, die gleich zwei Ziele verfolgt. So sollen neue und alte Spender animiert werden, zu den Terminen zu kommen.
DRK will auch die Ursachen ergründen
Die Kampagne „Zeichen setzen“ will jetzt mit Gesichtern um Spender werben – mit Gesichtern von echten Menschen, die berichten können, dass Blutspenden ganz konkret ihr Leben gerettet haben. So wie Nicole Patron: Die Wiehlerin, Mutter zweier Kinder und Mitarbeiterin beim DRM, berichtete gestern, dass sie selbst als zweieinhalbjähriges Mädchen an Leukämie erkrankt war. „Ich danke allen, die Blut gespendet haben, denn ohne ihre Spende würde ich heute nicht leben.“ Demnächst will das DRK noch weitere Personen vorstellen, deren Leben durch Blutspenden gerettet wurde.
Nicole Patrons Mutter, DRK-Mitarbeiterin Hildegard Kranenberg, glaubt, dass sich viele Menschen gar nicht mehr bewusst sind, wie wichtig das Spenden von Blut nach wie vor ist. „Man kommt ins Krankenhaus und geht selbstverständlich davon aus, dass Blutkonserven da sind – so war das bei uns ja auch.“ Viele wüssten auch nicht, dass heute 40 Prozent der Spenden für die Behandlung von Krebserkrankungen benötigt würden.
Auf den massiven Rückgang kann sich Rolf Braun trotzdem keinen Reim machen. Aus Gründen des Datenschutzes gibt es keine Unterlagen, die den Blutspendedienst in die Lage versetzen würden, gezielt nachzufragen. Das Phänomen sei landesweit bekannt, erklärte der Geschäftsführer gestern, und es betreffe nicht nur das Deutsche Rote Kreuz.
Deshalb geht es auch um Ursachenforschung. „Wenn wir die Gründe für die sinkende Spenderzahl kennen und eine Erklärung hätten, dann könnten wir gegensteuern“, sagt Braun. Um diese Gründe zu finden, werden die Spender in den nächsten Wochen und Monaten gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Es geht dabei um die Zufriedenheit der Blutspender – mit der Art der Einladung, mit den Wartezeiten, mit der Freundlichkeit der DRK-Mitarbeiter und ähnliches. Damit der Bogen auch die ehemaligen Spender erreicht, soll er im Internet veröffentlicht werden.
Ab Donnerstag und bis Ende Juli gibt es zwischen Radevormwald und Morsbach 52 Blutspendetermine im Rahmen der Kampagne.
www.oberberg.drk.de