Der Tapetenhersteller A.S. Création will sein Unternehmen am Standort Wiehl-Bomig konzentrieren. Für die frei werdenden Immobilien in Gummersbach-Derschlag gibt es aber schon Interesse.
A.S.CréationStadt Gummersbach will sich das Vorkaufsrecht sichern
Die Stadt Gummersbach kann sich gut vorstellen, das Areal des Tapetenherstellers A.S. Création in Derschlag zu kaufen. Das hat der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner am Mittwochabend im Stadtentwicklungsausschuss gesagt.
Hintergrund ist, dass, wie in dieser Zeitung bereits berichtet, der Tapetenhersteller den Standort in Gummersbach kurz- bis mittelfristig aufgeben und komplett nach Wiehl-Bomig verlagern will. Für die Stadt Gummersbach ist das die Chance, in Derschlag einzusteigen. Hefner sagte auf Nachfrage dieser Zeitung, dass es sich aktuell nur um Überlegungen handele.
Vorkaufsrechtssatzung schon vor über 20 Jahren für das Steinmüllergelände
Allerdings: Eine Vorkaufsrechtssatzung will die Stadt bereits zeitnah auf den Weg bringen. So hatte sie es schon vor mehr als 20 Jahren beim Steinmüllerareal gemacht. Dessen Entwicklung ist inzwischen international zu einem Begriff für die Revitalisierung einer Industriebrache geworden. Nun gilt der Fokus offenbar dem frei werdenden Areal in Derschlag.
Hefner berichtete, dass die Stadt bereits vor geraumer Zeit mit dem Vorstand von A.S. Création ein Gespräch in diesem Kontext geführt habe. Das Unternehmen fange an, sich Gedanken zu machen, wie das Areal auf den Markt gebracht werden soll. „Wir haben unser Interesse signalisiert“, berichtete der Baudezernent weiter. Nach seiner Aussage haben die Flächen in Derschlag aus Sicht der Stadt „Potenzial“.
Das Gelände sei mehrere Hektar groß. Neben dem eigentlichen Gelände der Tapetenfabrik und den Gebäuden dort gehören auch angrenzende Wohngebäude mit zum Eigentum von A.S. Création, wie der Technische Beigeordnete weiter ausführte.
Hefner kündigte an, dass sich die Stadt in den kommenden Wochen mit dem Areal beschäftigen werde. Unter Umständen sei das auch ein Thema für die Entwicklungsgesellschaft der Stadt. Und in die Betrachtungen in Derschlag sollte man auch den alten Bahnhof mit einbeziehen, der „keine Augenweide“ sei.
Bahnhof und Ex-Ackermann-Gebäude sollen mit in die Betrachtung kommen
Uwe Schieder (SPD) brachte noch die seit Jahren leerstehende Immobilie der Firma Ackermann, später Obo Bettermann, ins Gespräch und regte an, diese in die Betrachtungen mit einzubeziehen. Hefner berichtete, dass der zuletzt aufgerufene Preis sehr hoch sei, was an dem Hochregallager liege, das mit verkauft werden soll. Aber ansehen solle man sich auch das Objekt, sagte der Technische Beigeordnete.
Aus der Geschichte
Die Firma A.S. Création wurde 1974 von Franz Jürgen Schneider gegründet. In Derschlag fand das Unternehmen an einem alten industriegeschichtlichen Standort der Region seinen Sitz. Bis heute werden die Gebäude der einst dort angesiedelten Textilfirma Reusch genutzt. „Als die Textilindustrie in den 50er Jahren ihren Niedergang erlebte, gelang es einem Industriezweig, der im Bergischen nicht neu ist, mit einem anderen Produkt die Arbeitsplätze zu sichern“, heißt es dazu auf der Seite des Bergischen Geschichtsvereins. Demnach gehörte zu dem Areal einst auch eine aus der wilhelminischen Zeit stammende Fabrikantenvilla.
Eine besondere Geschichte hat auch der angrenzende Bahnhof. Das Empfangsgebäude stand zunächst im Ruhrgebiet. Dort wurde es abgebaut und in Derschlag neu aufgebaut. Bis zum Jahr 1896 war für die Bahn durchs Aggertal in Derschlag Endstation, so dass der Bahnhof dort zugleich Kopfbahnhof war. Die Euphorie für den Anschluss an die Bahn hielt nicht lange, denn schon im Jahr 1979 wurde auf der Strecke Dieringhausen – Olpe der Personenverkehr eingestellt. Und schon ein Jahr später war der Bahnhof in Derschlag nicht mehr besetzt. Heute befindet sich in den Gebäuden des Bahnhofsgebäudes ein Raiffeisenmarkt.