628 neue Mitglieder begrüßte die IG Metall Oberberg im vergangenen Jahr. Das war der größte Zuwachs seit zehn Jahren.
Sorge vor RechtsruckIG Metall Oberberg meldet höchsten Mitgliederzuwachs seit zehn Jahren
Die IG Metall Oberberg vermeldet für das vergangene Jahr den höchsten Mitgliederzuwachs seit zehn Jahren. 628 neue Mitglieder seien Oberbergs größter Gewerkschaft im Vorjahr beigetreten, heißt es in einer Mitteilung. Dem gegenüber standen 388 Austritte – 60 mehr als 2022. Als Gründe dafür nennt die Gewerkschaft unter anderem den Wechsel der Mitglieder aus der Metall- und Elektroindustrie in andere Branchen, aber auch die angespannte Finanzsituation der Mitglieder. Ende Dezember 2023 verzeichnet die IG Metall Oberberg insgesamt 11 039 Mitglieder.
„Die Preisentwicklung und die steigende Inflation im Jahr 2023 haben sich insbesondere auf die Austrittszahlen der Gewerkschaft ausgewirkt“, wird Werner Kusel, Geschäftsführer der IG Metall in Oberberg, in der Mitteilung zitiert. Und weiter: „Die allgemein herrschende Verunsicherung und die Auswirkungen der globalen Ereignisse auch auf das Leben in Oberberg führt dazu, dass unsere Kolleginnen und Kollegen an allen Ecken sparen müssen.“
Einsatz für weitere Tarifverträge
Es habe sich im vergangenen Jahr gezeigt, dass die IG Metall Oberberg weiter an tarifpolitischer Handlungsfähigkeit gewonnen habe. So seien Ergebnisse erkämpft worden, die sowohl in der Fläche als auch in einzelnen Betrieben „die Beschäftigung sichern, Einkommen stabilisieren oder einen Rahmen für die Gestaltung der Transformation der Industrie geben“.
Kusel erinnert daran, dass die IG Metall Oberberg im Bereich der Metall- und Elektroindustrie Ende 2022 einen Tarifabschluss mit einer Inflationsausgleichprämie von 1500 Euro Netto habe vereinbaren können. In Oberberg seien rund 15 Millionen Euro Netto „in die Geldbeutel der Kolleginnen und Kollegen geflossen“. Und: „Im Juni 2023 konnten wir die Entgelte um 5,2 Prozent anheben, was dann auch zur dauerhaften Entgelterhöhung führt.“
Der zweite Teil der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1500 Euro netto werde in den nächsten Tagen an die Beschäftigten ausgezahlt, wie auch die tarifliche Entgelterhöhung von 3,3 Prozent im Mai dieses Jahres.“ In 2024, so Kusel, wolle die IG Metall Oberberg weiter an der Mitgliederentwicklung arbeiten und sich für weitere Tarifverträge stark machen.
Sorgen machten Kusel unter anderem in Oberberg ansässige Betriebe, die zwischenzeitlich „in der Hand von weltweit operierenden Konzernen“ ohne regionale Bindung seien. Als jüngste Beispiele nennt er die Schließung der Standorte von Aptiv in Engelskirchen-Osberghausen und Wiehl-Bomig.
Sorgen mache ihm aber insbesondere auch eine Art Politikverdrossenheit in Verbindung mit einem „zu verspürenden Rechtsruck in der Bevölkerung“. Dass man sich „über unsere Bundes- und Landespolitik aufregen kann“, könne er verstehen; viele Entscheidungen erschienen widersprüchlich. Es gebe aber keine einfachen Antworten auf komplizierte Fragen, so Kusel, der zugleich warnt, dass das, was die Parteien am rechten Spektrum anböten, nichts mit Politik für die Beschäftigten zu tun habe.
„Wer meint, man müsse bei den kommenden Wahlen aus Protest den demokratischen Parteien einen auswischen, wird sich selbst keinen Gefallen tun“, so Kusel unter Verweis auf Parteiprogramme rechtspopulistischer Parteien. Dort sei schwarz auf weiß nachzulesen, dass Mietpreisbremse und Mietspiegel ebenso abgeschafft werden sollten wie der Mindestlohn und die Schutzrechte von Beschäftigten. Die Rente solle privatisiert, die Mitbestimmung in den Betrieben zurückgefahren werden.
Als „Gipfel dieses Gedankengutes“ nennt er Pläne zur Deportation von Millionen von Menschen aus Deutschland, um die es trotz des beschönigenden Wortes Remigration letztlich gehe. „Wer unsere Kolleginnen und Kollegen bedroht, hat uns zum Gegner! Wir stehen für ein solidarisches und gutes Miteinander am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft und für sichere Perspektiven.“ Mehr als 3200 Mitglieder mit Migrationsgeschichte seien Teil der IG Metall Oberberg.