Fast 40 Prozent unbesetzte Lehrstellen meldet die Industriegewerkschaft Bau für Oberberg. Dabei hätten auch Spätstarter durchaus noch Chancen.
Neues LehrjahrOberbergs Baufirmen fehlen die Azubis
Zwei Wochen vor dem Stichtag 1. September sind fast 40 Prozent der für Oberberg gemeldeten Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Diese Quote hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) am Mittwoch öffentlich gemacht und sich dabei auf eine aktuelle Statistik der Arbeitsagentur berufen. Konkret seien 620 von kreisweit rund 1600 Lehrstellen noch nicht vergeben, schreibt die Gewerkschaft.
Gewerkschaft ruft Oberberger dazu auf, aktiv auf Betriebe zuzugehen
Vor allem Betriebe des Bau- und des Gebäudereinigungshandwerks hätten bislang vergeblich nach jungen Menschen gesucht, die sich ausbilden lassen möchten. Dabei hätten beide Branchen ausgezeichnete Perspektiven zu bieten, schreibt Mehmet Perisan, Vorsitzender des IG Bau-Bezirksverbandes Köln-Bonn. „Gebaut, umgebaut, saniert und renoviert wird immer: Wohnungen, Schulen, Industriegebäude, Straßen, Brücken und Gleise – wer auf die Bauwirtschaft setzt, hat quasi eine lebenslange Beschäftigungsgarantie“, ist Perisan überzeugt.
Hinzu komme, dass der Bau derzeit einen rasanten technischen und digitalen Wandel erlebe. Der heutige Bauarbeiter sei gewissermaßen „Praktiker im Klimaschutz“. Auch in der Gebäudereinigung sei es „allemal besser, eine Ausbildung anzufangen als irgendwo als Hilfskraft anzuheuern“, heißt es in dem Schreiben. Eine einschlägige Lehre eröffne etwa den Zugang zur Meister- oder Technikerprüfung der Reinigungs- und Hygienetechnik.
Ausdrücklich ermuntert die Gewerkschaft noch unentschlossene Schulabgänger dazu, neben der Internetrecherche auch persönlich auf Unternehmen zuzugehen – und zwar auch nach dem 1. September, mitunter auch bis spät in den Herbst hinein. Auch sogenannte Spätstarter hätten immer noch gute Chancen, im Oberbergischen einen Ausbildungsbetrieb zu finden.
Kritisch sieht die IG Bau die geringe Zahl bezahlbarer Azubi-Wohnungen im Rheinland. Hier sei der Bund in der Pflicht. „Junge Menschen sollten sich gezielt auf ihre Ausbildung konzentrieren und nicht wochen- oder monatelang auf Wohnungssuche gehen müssen“, heißt es von der Gewerkschaft.