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HandballVfL Gummersbach spielt nach zwölf Jahren wieder international

Lesezeit 5 Minuten
Christoph Schindler und seine Mannschaftskollegen Jörg Lützelberger und Barna Putics ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Im Mai 2012 stand Christoph Schindler und seinen Mannschaftskollegen nach der Final-Niederlage in Flensburg die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Es war das vorerst letzte Europapokalspiel der Gummersbacher.

Der Traditionsclub empfängt das schwedische Team von IK Sävehof in der "Champions League light".

Die Vorfreude auf das erste internationale Spiel der Handballer des VfL Gummersbach nach zwölf Jahren ist bei Christoph Schindler groß. Und doch schlagen zwei Herzen in der Brust des 41-Jährigen: „Das des Spielers, der sich freut wie ein Schneekönig, und das des Geschäftsführers, der die Finanzen und die Organisation unter einen Hut bekommen muss.“ Gegen das schwedische Team von IK Sävehof startet der VfL am heutigen Dienstag, 18.45 Uhr, in der Schwalbe-Arena in die Vorrunde der EHF European League.

Viel Drama begleitete die letzten europäischen Einsätze

Zwei Seiten hat auch die Geschichte, die Christoph Schindler als Spieler mit dem Europapokal der Pokalsieger, so hieß der Wettbewerb bis 2012, verbindet. Im Februar 2010 wechselte Schindler von Bayer Dormagen zum VfL Gummersbach mit dem Ziel, europäisch zu spielen. Am ersten Tag in Gummersbach erklärte ihm der damalige Geschäftsführer Axel Geerken allerdings, dass er für den Wettbewerb gesperrt sei – weil er erst mitten in der Saison dazukam. Als der VfL im spanischen Granollers den Titel feierte, war Schindler nur Zuschauer. Im Jahr zuvor hatte Gummersbach nach 26 Jahren erstmals wieder einen europäischen Titel gewonnen.

Der dritte Europapokalerfolg folgte am Ende der Saison 2010/11 – mit viel Drama. Einen Tag vor dem Rückspiel in der Köln-Arena kam die Nachricht, dass die Liga dem VfL aufgrund der hohen Schulden die Lizenz für die neue Saison verweigerte. Trotzdem verteidigte Gummersbach den Pokal. Kurz vor Ultimo retteten heimische Unternehmen und Fans mit einer beispiellosen Spendenaktion den Verein.

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VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler, Spieler Kentin Mahe´imd Traier Gudjon Valur Sigurdsson (v.l.).

Geschäftsführer Christoph Schindler (l.) und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit Kentin Mahé, der im Sommer zum VfL Gummersbach zurückkehrte. Als Spieler war er schon bei den letzten Europapokalspielen dabei.

Das Rückspiel gegen Tremblay-en-France fand erneut ohne Regisseur Christoph Schindler statt, der sich in der letzten Spielminute in Tremblay einen Bänderriss zugezogen hatte. Am Ende der Saison 2011/12 stand der vorerst letzte Auftritt des VfL im Europapokal, diesmal mit dem Mittelmann, aber mit Niederlagen in Hin- und Rückspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt. Für den VfL war es das Ende einer turbulenten Saison, mit dem Trainerwechsel von Emir Kurtagic auf Sead Hasanefendic, mit dem der VfL die vergangenen drei Titel gewonnen hatte, und einer beispiellosen Aufholjagd, mit der Gummersbach die Klasse hielt.

Als er jetzt, am Montag, aufgestanden sei, sagt Schindler, habe er sich erst schütteln müssen, dass es nach dem aufreibenden 29:29-Unentschieden in einem Handballkrimi im Bundesligaspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt einen Tag später schon wieder weiter geht mit dem Start in die Vorrunde der European League. 15 Mitarbeiter waren seit dem Morgen damit beschäftigt, alle Werbung in der Schwalbe-Arena abzukleben und nach den Statuten der EHF auszutauschen.

Die Anforderung an die Europa League-Vereine sind hoch

Die Anforderungen der Europäischen Handball-Föderation sind hoch, der finanzielle Ertrag niedrig. „Die Gruppenphase kostet uns 200 000 Euro, pro Punkt gibt es von der EHF 1500 Euro“, berichtet der VfL-Geschäftsführer. „Es ist ein Armutszeugnis für den Handball, dass Vereine, die sich über ihre Leistung für den Wettbewerb qualifiziert haben, überlegen müssen, ob sie es sich leisten können.“ Wenn man dann noch sehe, welche organisatorischen Herausforderungen in Bezug auf die Infrastruktur um die Schwalbe-Arena auf den Verein zukommen, frage man sich schon, ob jeder im Umfeld dahinter stehe. Diesbezüglich werde man in den kommenden Wochen auch Gespräche führen.

Dazu kommen die wenig familienfreundlichen Anwurfzeiten und die Häufung von Spielen. Die Vorrunde findet bis Mitte November statt und die Hauptrunde startet dann wieder im Februar. Der VfL-Geschäftsführer appelliert an die Fans und Unternehmen, den Verein bei dem Weg durch Europa zu unterstützen. Gerade, was die finanzielle Belastung angehe, stehe noch viel Arbeit vor dem VfL und seinen Mitarbeitern. „Ich bin aber guten Mutes, dass wir es irgendwann geschafft haben werden“, so Schindler.

„Jeder Spieler freut sich darauf, sich international mit den Besten messen zu können“, blickt der VfL-Geschäftsführer auf den Start in die European League. Die sei gefühlt eine „Champions League light“ und mit der von 2012 nicht mehr zu vergleichen. Das zeige sich alleine schon daran, dass Kiel, Flensburg und Melsungen mit dabei seien. „Am Ende steht das Sportliche und da haben es sich die Jungs maximal verdient, in der European League dabei zu sein“, sagt Schindler mit Vorfreude auf den Wettbewerb.


European League

Mit 32 Mannschaften startet die EHF European League am Dienstag in die Gruppenphase. Gespielt wird in acht Gruppen, aus denen die beiden Bestplatzierten in die Hauptrunde einziehen, die für die 16 qualifizierten Mannschaften im Februar beginnt.

Das Final Four um den Titel findet am Wochenende, 24./25. Mai, in Hamburg statt. Titelverteidiger ist die SG Flensburg-Handewitt, die sich im vergangenen Jahr im Finale mit 36:31 gegen die Füchse Berlin durchsetzte. Neben den Flensburgern nehmen noch die Bundesligateams des THW Kiel, MT Melsungen und der VfL Gummersbach teil.

Die Gummersbacher starten am heutigen Dienstag, 18.45 Uhr, in der Schwalbe-Arena gegen das schwedische Team von IK Sävehof. Karten gibt es noch an der Tageskasse. Nach vier Ligaspielen steht der amtierende schwedische Meister mit 6:2-Punkten auf dem dritten Tabellenplatz der schwedischen Eliteserie Handbollsligan. Im Kader der Schweden steht mit Magnus Persson auch ein ehemaliger VfL-Spieler.