Die Eisenbahnfreude in Gummersbach-Dieringhausen sind wieder auf Fahrt gegangen. Und viele Besucher mit ihnen.
ReibekuchenfahrtEisenbahnmuseum in Dieringhausen zieht die Besucher an
Vollbesetzt, mit mehr als 140 Fahrgästen in den drei Waggons, schnaufte die Dampflok Waldbröl am Sonntag vom Eisenbahnmuseum in Gummersbach-Dieringhausen auf der „Reibekuchenfahrt“ durch das Aggertal und die Wiehl entlang.
Während der Fahrt bestand die Möglichkeit, Gutscheine für Reibekuchen zu kaufen, die am Zielbahnhof in Wiehl vom „Hotel zu Post“ angeboten wurden. Während der gemütlichen Fahrt mit dem „Bergischen Löwen“ von 1914, die vor 15 Jahren wieder betriebsfertig gemacht wurde, gab es zahlreiche Stopps, denn die Weichen mussten von Hand umgestellt werden.
Eisenbahnmuseum: Waggons haben wechselvolle Geschichte hinter sich
Auch die historischen Waggons haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. So war eine der beiden „Donnerbüchsen“ aus den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts zunächst als Bauwagen im Einsatz und wurde später zum Buffetwagen umgebaut. Der mittlere Waggon aus dem Zweiten Weltkrieg auf Basis eines Güterwagens wurde als Sanitätswagen eingesetzt, um Verwundete nach Hause zu transportieren, bevor er für die Fahrgastbeförderung eingerichtet wurde.
„Ich finde es klasse, so alte Technik in voller Funktion zu erleben – das ist ein echter Gegenpol zur Wegwerfgesellschaft“, begeisterte sich Dieter Bonkowsky aus Reichshof. „Wenn ich in diesem historischen Zug unterwegs bin, versetze ich mich in die Gemächlichkeit der damaligen Zeit zurück und spüre damit das komplette Gegenteil zur heutigen, beschleunigten Gesellschaft.“
Besonders hatten es ihm die ungepolsterten Holzbänke angetan: „Es ist toll, wenn Sachen nicht einfach nur ausgetauscht werden, weil sie momentan nicht mehr in Mode sind.“ Auch Michael Keil aus Halver genießt die Fahrt, die ihm von Freunden zum Geburtstag geschenkt wurde: „Ich bin zwar schon öfter mit einem Dampfzug gefahren, hier allerdings das erste Mal.“ Für ihn seien die Strecke, das Fahrgefühl und das Ambiente ausschlaggebend: „Dass es heute auch noch Reibekuchen gibt, ist einfach ein glücklicher Zufall.“
Eisenbahnfreunde blicken mit einem Lächeln auf das Jahr
„Auf dieses Jahr können wir mit einem Lächeln zurückschauen“, bekundete Volker Eisenhauer, Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft und des Fördervereines des Eisenbahnmuseums Gummersbach-Dieringhausen, kurz „IG Bw Dieringhausen“. „Das wurde aber auch Zeit, wir sind 2019 das letzte Mal gefahren – viel länger hätten wir uns nicht halten können“, erklärt der Fahrtorganisator.
So habe es nach der Coronapause bis 2021 im Vorjahr eine Beschädigung der Bielsteiner Brücke gegeben, was den Betrieb weiter verzögert hätte. „Dieses Jahr lief es prima - seit unserer ersten Fahrt am Ostersonntag war jede Fahrt ausgebucht und wir hatten keinen einzigen Ausfall, weder durch Wetter noch aufgrund irgendwelcher technischen Probleme.“ Daher habe noch einmal Kohle nachbestellt werden müssen: „Die ist leider doppelt so teuer wie im letzten Jahr.“
Neben dem regulären Fahrbetrieb hätten besonders die Sonderfahrten mit Musik großen Anklang gefunden: „Einmal hat auch ein 80-Jähriger aus Waldbröl den Zug den ganzen Tag für seinen Geburtstag gebucht.“ Sehr gut funktioniert habe auch der Pendelverkehr bei der Wiehlparkeröffnung: „Da waren die Züge übervoll.“ In gleicher Weise soll auch der Weihnachtsmarkt in Bielstein am 16. und 17. Dezember bedient werden: „Dabei fahren wir aber trotzdem von Osberghausen immer bis nach Wiehl, um dort Wasser aufzutanken.“
Da die Nikolausfahrt am 3. Dezember bereits ausgebucht ist, gibt es eine weitere am Tag zuvor. Hierfür sind noch Anmeldungen unter (02261) 77597 möglich. Die Stutenmannfahrt findet am 5. November statt, wo jedes Kind einen Weckmann bekommt. Eine einmalige Gelegenheit biete sich am kommenden Samstag und Sonntag: Aufgrund von Bauarbeiten auf der Strecke der RB25 fährt der „Bergische Löwe“ von Gummersbach über Marienheide nach Meinerzhagen. Abfahrt ist jeweils um 9.45 und 14.45 Uhr. Die gesamte Dauer einer Tour beträgt etwa dreieinhalb Stunden.
Eisenbahnfreunde sehen sich an der Kapazitätsgrenze
Nach der vom Kreis und mehreren Kommunen beauftragten Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wiehltalbahn, in der die Nutzbarkeit der Strecke bis nach Waldbröl für den ÖPNV als wenig wirtschaftlich bewertet wurde, hat die IG Bw Dieringhausen über einen weiteren Ausbau des touristischen Angebots nachgedacht, doch wieder verworfen. „Wir sind momentan an unserer Kapazitätsgrenze“, erklärt Volker Eisenhauer. Anders könne es jedoch im nächsten Frühjahr aussehen: „Dann haben wir voraussichtlich den dieselbetriebenen ‚Esslinger‘ einsatzbereit.“