Die Mitarbeiter der oberbergischen Wahlämter haben im Vorfeld der Abstimmung am 23. Februar viel zu tun. Die Zeit ist knapp.
Nur noch 19 TageBundestagswahl setzt Oberbergs Rathäuser unter Druck
Wer in diesen Tagen das Rathaus in Engelskirchen besucht, mag sich wundern, was sich da in einigen Fluren türmt. Die Wahlurnen für die 24 Wahllokale warten auf ihre Beschriftung und werden dafür von Ordnungsamtsmitarbeiter Marvin Schnabel sortiert. Auch die Wahlkabinen stehen hier, noch zusammengeklappt, bis sie am 23. Februar zum Einsatz kommen.
In den Rathäusern der oberbergischen Städte und Gemeinden gehen die Vorbereitungen für die Bundestagswahl in die heiße Phase. Der Zeitplan ist diesmal knapp. „Kaum waren die Wahlbenachrichtigungen verschickt, da standen schon die ersten Leute vor der Tür und wollten im Rathaus wählen“, berichtet Stefanie Hörster von der Gemeindeverwaltung Marienheide. Doch das ist dort noch gar nicht möglich. „Leider gibt es noch keine Stimmzettel“, bedauert auch Norbert Hamm, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Engelskirchen.
Neun Briefwahlbezirke in Lindlar
Schon am ersten Tag nach Verschicken der Wahlbenachrichtigungen seien rund 1200 Briefwahlanträge bei der Verwaltung eingegangen, am Ende werden es, so schätzt Hamm, wohl um die 6000 werden. Einen großen Andrang zur Briefwahl beobachtet auch Stefanie Hörster in Marienheide, und in Lindlar werden in diesem Jahr sogar neun Briefwahlbezirke eingerichtet, informiert Michael Eier, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.
Im Waldbröler Rathaus brach am Montagmorgen Hektik aus, als überraschend vorab 1600 Stimmzettel für die Briefwahl geliefert wurden. Die ersten sind für die Waldbröler Wähler im Ausland bestimmt und werden von Wahlsachbearbeiterin Claudia Borschel und ihren Mitarbeiterinnen schnell eingetütet und gehen zur Post. Im Rathaus stehen bereits eine Wahlkabine und eine Urne für Briefwähler bereit, die gleich im Rathaus ihren versiegelten Stimmzettel abgeben wollen.
2100 Briefwahlanträge lagen bis gestern bereits vor, informiert Christoph Thiel, Wahlsachbearbeiter der Waldbröler Verwaltung. Überall stehen die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in den Startlöchern. „Erfreulich viele“ hätten sich diesmal gemeldet, sagt Thiel. Er muss es wissen, hat er doch in 37 Jahren seit 1987 mit allen Wahlen in unterschiedlichen Funktionen zu tun gehabt. „Im Durchschnitt einmal im Jahr“, rechnet er vor und lacht. „Die Aufmerksamkeit ist bei dieser Wahl sehr groß, sie beschäftigt die Menschen sehr.“
In Lindlar waren die erforderlichen 172 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer schnell gefunden. In Marienheide setzt man auf einen Pool erfahrener Wahlhelfer und Wahlhelferinnen, die von der Gemeinde angeschrieben werden, „allerdings haben wir noch nicht von allen eine Rückmeldung bekommen“, sagt Stefanie Hörster. Auch in Gummersbach greife man gern auf erfahrene Helfer zurück, informiert Stadtsprecher Siegfried Frank.
Engelskirchen zahlt am meisten
Ebenso in Engelskirchen. „Unsere Helfer stehen schon lange fest“, konstatiert Norbert Hamm. Diese können sich dort über ein „Erfrischungsgeld“ von 100 Euro freuen. Das ist Spitze in Oberberg. „Wir wollen ihren Einsatz anerkennen und es soll sich für sie auch ein bisschen lohnen“, argumentiert Hamm. In Gummersbach gibt es 50 Euro, in Wipperfürth 40 Euro und in Waldbröl und Lindlar 60 Euro.
Bis die Wahlhelfer zum Einsatz kommen, müssen die Mitarbeiter der Bauhöfe noch ordentlich schleppen. Eine Woche vor der Wahl beginnen sie in Engelskirchen damit, Urnen und Kabinen in die jeweiligen Wahllokale zu transportieren. In Waldbröl bleibt das Meiste im Rathauskeller unter Verschluss, auch die Klappkörbe mit Schildern, Kuverts, Kulis und Informationen für die Wahlvorstände. Am Freitag vor der Wahl werden die Utensilien verteilt, erläutert Christoph Thiel. Die Wahlvorstände kümmern sich dann am Sonntagmorgen um den Aufbau. 14.000 Stimmzettel warten dann auf die Kreuzchen.
In der Marktstadt steht am Wahltag ein Großeinsatz an, denn gleichzeitig steht an diesem Sonntag der Karnevalszug an. „Da sind alle Mitarbeiter des Bauhofs und des Ordnungsamt im Einsatz“, sagt Thiel. „In der Verwaltung wird voll Dienst geschoben, wir sind alle am Start. Gut, dass Mitglieder des Karnevalsvereins Aufgaben übernehmen, die sonst vom Bauhof erledigt werden.“ Auch die EDV müsse arbeiten. Es könnte zum Beispiel sein, dass jemand wählen will und nicht auf der Liste steht. Dann muss das abgeglichen und geklärt werden, woran es liegt. Oder ein erkrankter Wahlhelfer muss kurzfristig ersetzt werden.
Auf Kamelle am Zugweg müssen die Mitarbeitenden der Waldbröler Stadtverwaltung in diesem Jahr jedenfalls verzichten – und Christoph Thiel auf eine Geburtstagsfeier: Er wird am 23. Februar 57 Jahre alt und wird dennoch mit den EDV-Mitarbeitern die frischen Wahlergebnisse ins System einpflegen. Demokratie geht vor.
Der Wahltag
Morgens um 7.30 Uhr müssen sie alle parat stehen, Helferinnen, Helfer und Wahlvorstände, dann nimmt die erste Schicht ihren Dienst auf, mindestens drei Personen in jedem Wahllokal, mittags wird gewechselt. 18 Wahllokale sind es in Waldbröl, 14 in Marienheide. Dazu kommen die Briefwahlbezirke, sechs in Marienheide, fünf in Waldbröl. Um 18 Uhr kommen wieder alle zusammen, dann werden Erst- und Zweitstimme gezählt. „Das dauert je nach Wahlbezirk rund anderthalb Stunden“, weiß Christoph Thiel, stellvertretender Wahlsachbearbeiter der Waldbröler Verwaltung. Dann werde eine „Schnellmeldung“ ausgefüllt und geht ans Kreiswahlbüro, anschließend eine mehrere Seiten lange Wahlniederschrift verfasst, in der auch besondere Vorkommnisse notiert werden. Die Wahlzettel werden in Kuverts verpackt, versiegelt und ins Rathaus gebracht, wo im Beisein aller Wahlvorstände alles kontrolliert wird. Gegen 20.30 Uhr können auch diese Helfer sich auf den Feierabend freuen und das Wahlergebnis erwarten.