Am Sonntag erinnern Veteranen auf Schloss Homburg an den Feldhandball im Oberbergischen.
DamalsAls in Oberberg der Handball noch unter freiem Himmel flog
Auf Schloss Homburg wird am Wochenende ganz tief in der Geschichte des oberbergischen Handballsports gebuddelt. Im Rahmen der LVR-Ausstellung „Kleine Tore, große Sprünge“ ist am Samstag und Sonntag, jeweils 11 bis 18 Uhr, die HSG Marienheide-Müllenbach zu Gast. Während die Spielgemeinschaft um ihren Leiter Dennis Köster den Beachhandball, also eine relativ junge Variante, bis zur Masters- und Nationalmannschaftsebene vorstellt, hat Udo Kolpe, Chef des Handballkreises Oberberg, für Sonntagnachmittag sechs ältere Herren aus allen Teilen Oberbergs zusammengetrommelt, die sich an ihre Karrieren im Feldhandball, dem inzwischen historischen Format, erinnern.
Erstes Spiel im Gummersbacher Stadion Lochwiese
Mit 78 Jahren sozusagen das Nesthäkchen in der Runde ist Rolf Medgenberg vom TV Rodt-Müllenbach, der ab 16 Uhr in einer Gesprächsrunde mit Publikum zahlreiche Anekdoten zum Feldhandball verrät. Medgenberg begann 1961 in der A-Jugend mit dem Freiluft-Handball, sein erstes Spiel absolvierte er im Stadion Lochwiese gegen den VfL Gummersbach. Gut erinnert er sich noch daran, dass er in der Deckung wie auch im Angriff zeitgleich eingesetzt wurde, also ständig über den ganzen Platz hin und her rennen musste. Waren die Ergebnisse aus den ersten Partien noch ausbaufähig, spielte Medgenberg mit seinem Team drei Jahre später bereits um die Mittelrhein-Meisterschaft.
Beinahe noch interessanter als die sportliche Bilanz sind die kleinen und großen Geschichten um den Spielbetrieb in jener Zeit. So werden die Zuhörer von Medgenberg am Sonntag erfahren, warum ein Gummersbacher Torwart einst mit Schlips und Kragen zwischen die Pfosten trat, warum das Abhängen der Tornetze nach dem Abpfiff bei den besonders großen Spielern so unbeliebt war und was man gegen die Schneedecke tat, die zu Saisonbeginn im März regelmäßig in Oberberg noch das Feld bedeckte.
Ende der Sechzigerjahre kam in Gummersbach der Hallenhandball auf
Für Medgenberg war der Feldhandball eine großartige Sache, bis heute schwärmt er von der Kameradschaft in den Sechzigerjahren, auch abseits des Platzes. Und obwohl es vermutlich der Feldhandball war, der ihm viel später Schmerzen in Knie und Fußgelenk beibrachte, möchte der Müllenbacher keinen Tag aus dieser Zeit missen. Den Ende der Sechziger in der Reininghauser Halle aufkommenden Hallenhandball sah er sowieso skeptisch. „Wir waren alles andere als begeistert, als es mit dem Feldhandball so langsam zu Ende ging“, blickt Medgenberg zurück.
Sein letztes Pflichtspiel absolvierte er 1976 um die Westdeutsche Meisterschaft, zum allerletzten Mal griff er 2001 mit dem Alte-Herren-Team des TV Rodt-Müllenbach an der frischen Luft zum Handball. Und auch dazu gibt es natürlich reichlich Anekdoten, die Rolf Medgenberg am Sonntagnachmittag garantiert mit aufs Schloss bringen wird.