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AOK-GesundheitsreportMenschen in Oberberg sind Vorsorgemuffel

Lesezeit 3 Minuten
Ein Arzt untersucht mit einer Lupe die Haut eines Patienten.

Die Oberberger gehen laut des Reports der AOK nur ungerne zur Vorsorgeuntersuchung beim Arzt.

Der Gesundheitsreport der AOK belegt, dass Oberberg an vielen Stellen die rote Laterne hat.

Mit ihren über 90.000 Versicherten im Oberbergischen Kreis hat die Gesundheitskasse AOK Rheinland/Hamburg einen Anteil von rund einem Drittel der Bevölkerung bei den Versicherten. Kein Wunder, dass Regionaldirektor Frank Mäuer den am Mittwoch vorgelegten Gesundheitsreport als „repräsentativ“ einstuft. 220 Seiten umfasst die Analyse für Oberberg. Das Papier soll Gesprächsgrundlage für die Politik und die Entscheidungsträger in der Region sein und auch dazu einladen, mit der AOK in den Dialog zu kommen.

Positiver Spitzenplatz bei der Zahl der Geburten

Die Ergebnisse sind bisweilen erfreulich, so auch bei den Geburtenzahlen. Hier liegt das Oberbergische bei 67,1 Lebendgeburten je 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren. Das ist einsame Spitze im Bereich der AOK Rheinland/Hamburg. Doch es gibt auch andere Ergebnisse, bei denen die Region die Rote Laterne hat und die zuguterletzt auch besorgniserregend sind, wie auch Mäuer sagt.

So sind die Oberberger die reinsten Muffel, wenn es um die Vorsorgeuntersuchungen geht. Wobei die Männer hier noch „schlimmer “ sind als die Frauen. So wird das Angebot eines Check-Ups bei Frauen im Durchschnitt von 49,9 Prozent der Versicherten angenommen. Im Oberbergischen aber sind es gerade einmal 33,6 Prozent. Die Frauen in Düsseldorf sind mit 57 Prozent die Musterschüler. Mit 30,5 Prozent sind die Männer (35 bis 64 Jahre) ebenfalls auf dem letzten Platz.

Vorsorge soll eigentlich Krankheiten früh erkennen und therapierbar machen

Dabei soll die Gesundheitsvorsorge sicherstellen, dass Krankheiten früh erkannt werden und im Idealfall therapierbar sind. „Wir haben da noch keine Lösung“, sagt Mäuer zur oberbergischen Zurückhaltung bei der Vorsorge, sieht aber zugleich „Handlungsbedarf“. Schwerpunktthema des diesjährigen Gesundheitsreports sind die chronischen Erkrankungen. Und auch hier sind die oberbergischen Zahlen unerfreulich. 8,8 Prozent der Versicherten, die eine koronare Erkrankung haben, erleiden laut AOK-Statistik einen Herzinfarkt. Nur in Remscheid (9,9 Prozent) sind es noch mehr. Der Kreis Euskirchen kommt gerade einmal auf 6,3 Prozent.

Kreisweit betrachtet liegt die Zahl der Herzinfarkte 23 Prozent über dem Wert, den man laut Mäuer erwarten würde. Gummersbach liegt sogar 55 Prozent darüber. Was die ganzen Prozentzahlen auf betroffene Menschen umgelegt bedeuten, dazu kann die AOK keine Angaben machen, will das aber in Zukunft nachschärfen. Was die rote Laterne angeht, so belegt der Kreis auch beim Thema Vorhofflimmern/Schlaganfall eine traurige Position. Und Mäuer sagt auch hier, dass man bei entsprechender Früherkennung zwei Drittel der Schlaganfälle vermeiden könnte.

Soziale Lage beeinflusst laut Statistik Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen

Die Statistik belegt aber auch, das schwere Krankheitsverläufe und die soziale Lage der Versicherten auch im Verhältnis zueinander stehen. Menschen, die Bürgergeld bekommen, erkranken mit einer höheren Wahrscheinlichkeit. Bei einem Herzinfarkt liegt die Wahrscheinlichkeit bei 38 Prozent, bei einem Schlaganfall bei 45 Prozent und bei einer Nierenerkrankung mit folgender Dialyse sogar bei 76 Prozent.

Weitere Themen des Gesundheitsreports sind die ambulante Pflege mit der bekannten Unterversorgung der Region bei dem Hausärzten und langen Fahrzeiten in die Praxen, sowie die Kinder- und Jugendgesundheit.


Viele Menschen bedürfe der Pflege in Oberberg

Mit einem Anteil von 7,9 Prozent an der Bevölkerung liegt in Oberberg die Zahl der Pflegebedürftigen über dem Schnitt bei der AOK Rheinland/Hamburg (6,6 Prozent). 1,8 Prozent der Bevölkerung lebt in einem Pflegeheim. Das ist der Spitzenwert. In Köln sind es gerade einmal 0,8 Prozent.

Menschen, die älter als 65 Jahre sind und einen Schlaganfall erlitten haben, sind danach zu 30,5 Prozent pflegebedürftig. Das ist ein guter Wert, den die AOK auf gute Erstversorgung in der Region zurückführt. Mönchengladbach im Vergleich kommt auf 42,5 Prozent. Dass in Oberberg 14 Prozent der Pflegeheimbewohner mit Demenz dauerhaft Antipsychotika bekommen, beschert dem Kreis eine Spitzenrolle. Und die AOK sagt, dass ihr dieser Wert zu hoch ist.