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FörderschuleAlice-Salomon-Schule steht vor dem Aus

Lesezeit 3 Minuten

Wie fließt das Wasser? Praxisnahes Lernen wird an der Alice-Salomon-Schule groß geschrieben. (Archivfoto)

Wipperfürth – Zu klein, um überleben zu können. Dieses Schicksal trifft die Alice-Salomon-Förderschule in der Neye. Die Entscheidung über eine Schließung – möglicherweise schon im Sommer 2015 – muss im nächsten Wipperfürther Schulausschuss am 19. November und anschließend im Stadtrat getroffen werden. „Die Alternative wäre ein allmähliches Auslaufen der Schule“, erklärt Schulrätin Ulla Barth. Das aber habe den Nachteil, dass die Betreuung der verbliebenen Schüler immer schwieriger werde. Die Schulleitung der Salomon-Schule wollte sich gegenüber der Presse nicht äußern.

72 Schüler wären

mindestens nötig

Die Novelle des Schulrechtsänderungsgesetzes schreibt vor, dass Förderschulen mit den Schwerpunkten Lernen, Soziale und Emotionale Entwicklung und Sprache mindestens 144 Schüler nachweisen müssen, für einen Zweigstandort genügen 72 Schüler. Doch die Wipperfürther Förderschule hat derzeit nur noch rund 50 Schüler, Tendenz weiter sinkend. Zu einen, weil weniger Kinder geboren werden, zum anderen, weil in den vergangenen Jahren immer mehr Förderschüler in den gemeinsamen Unterricht an eine andere Schule wechselten.

Das Gutachten des Büros Komplan, von den drei Kommunen Wipperfürth, Hückeswagen und Radevormwald in Auftrag gegeben – favorisiert folgende Lösung: Der Kreisnorden konzentriert sich auf die Erich-Kästner-Förderschule in Hückeswagen, Radevormwald könnte als Filialstandort erhalten bleiben. Die Kästner-Schule hatte im vergangenen Schuljahr 134 Schüler, Radevormwald 90 Schüler. Um zwei Standorte zu erhalten, müssen beide dauerhaft 72 Schüler nachweisen können. Drei Standorte halten die Gutachten dagegen für völlig unrealistisch. Vor einer abschließenden Entscheidung empfiehlt Komplan, das Raumangebot an den drei Standorten mit einzubeziehen.

Zum 1. August 2014 trat in NRW das 9. Schulrechtsänderungsgesetz in Kraft. Haben Kinder einen festgestellten Förderbedarf, können die Eltern frei entscheiden, ob sie ihr Kind an einer Regel- oder einer Förderschule unterrichten lassen. Das Wahlrecht gilt zunächst nur für Kinder in den Klassen 1 und 5 sowie am Übergang in die Sekundarstufe II.

Die Zukunft der Förderschulen hängt auch von einer Gesamtlösung der Schulfrage im Kreisnorden ab. Sollten Hückeswagen und Radevormwald beide ihre Haupt- und Realschule zugunsten einer Gesamtschule schließen, büßen beide unter dem Strich je eine Schule ein. Mit dem Verzicht auf die Förderschule würde Wipperfürth gleichziehen. „Die Eltern habe mit ihrem Anmeldeverhalten entschieden, uns bleibt nur der formelle Beschluss“, erklärt CDU-Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach. Ein Förderschule in Hückeswagen biete den Vorteil eines zentralen Standortes.

Für SPD-Fraktionschef Frank Mederlet, gleichzeitig Vorsitzender des Schulausschusses, hat die Entwicklung zwei Seiten. „Natürlich ist es bedauerlich, wenn die Schulstadt Wipperfürth eine Schule verliert.“ Doch im kommenden Schuljahr werde die Salomon-Schule nach jetzigem Stand nur noch 28 Schüler haben, „damit sind wir von der Mindestzahl von 72 ganz weit weg“, so Mederlet.

Gleichzeitig zeige die Entwicklung aber die außerordentlich gute Arbeit des Kompetenzzentrums, so dass es gelungen sei, viele Schüler mit Förderbedarf zu inkludieren. Wichtig sei jetzt, alle Eltern der verbleibenden Kinder individuell zu beraten. Ähnlich sieht es auch Dagmar Caspers (Grüne). „Wenn es gelingt, Hückeswagen als Hauptstandort einer Förderschule zu halten, dann ist das sicher eine gute Lösung, auch für Wipperfürth.“

Für die FDP bedauert Ratsherr Josef W. Schnepper die Entwicklung. Realistisch gesehen führe an einer Schließung kein Weg vorbei. „Wenn zu wenig Kinder geboren werden, können wir nicht so schnell Abhilfe schaffen.“