Motorrad-WMOberberger Florian Alt gewinnt mit Yamaha-Team beim Bol d’ Or
Oberberg – „Ich kann das Gefühl ehrlich gesagt nicht in Worte fassen. Es war der Wahnsinn und ich habe es noch gar nicht richtig realisiert“, beschrieb Motorradrennfahrer Florian Alt am Montag seinen aktuellen Gemütszustand. Beim Bol d’ Or, dem 24-Stunden-Rennen auf der Rennstrecke Paul Ricard in Le Castellet, hat der Oberberger am Wochenende mit seinen Teamkollegen Erwan Nigon, Steven Odendaal und dem französischen Yamaha-Team von Viltais Racing Igol den ersten Platz belegt.
Für Florian Alt war es der erste Sieg bei einem 24-Stunden-Rennen im Rahmen der Langstrecken-WM überhaupt. „Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Viele Rennfahrer träumen davon, einmal einen WM-Lauf zu gewinnen“, sagt der Oberberger.
Dass ihm das ausgerechnet zum 100-jährigen Jubiläum des Bol d’Or gelang, sei das i-Tüpfelchen gewesen. „Die Strecke ist nicht nur weltbekannt, sondern auch etwas Besonderes. Für mich ist sie noch höher anzusiedeln als die Strecke in Le Mans. Die ganze Welt schaut auf das Bol d’ Or-Rennen“, sagt Alt.
Von Platz neun aus ins Rennen gestartet
Am Freitag hatte sich das Yamaha-Team von Viltais Racing Igol um Florian Alt zunächst Platz neu als Startplatz für das Rennen am Samstag und Sonntag gesichert. Bereits nach den ersten Stunden hatten die ersten Fahrer Probleme, darunter auch Top-Favoriten. Das sorgte dafür, dass Alt und seine Teamkollegen sich weiter nach vorne fahren konnten. „Unter den ausgeschiedenen Werksmotorrädern waren auch Yamaha-Motorräder – ähnlich wie unsere. Das hat uns natürlich Sorgen gemacht, dass unser Motorrad nicht durchhält“, berichtet Alt.
Doch seine Yamaha lief gut und schnell. „Vor allem der 1,8 Kilometer lange gerade Abschnitt der Strecke ist sehr motorzehrend. Da fahren wir teilweise über 320 Stundenkilometer schnell.“ Aber die Maschine machte mit. Alt erzählt weiter: „Wir sind die ganze Nacht Schlagdistanz gefahren und haben keine Fehler gemacht.“
Ausfälle wegen technischen Problemen
Lange fuhr das Yamaha-Team von Viltais Racing Igol auf einem der vorderen Plätze und auch dem Oberberger wurde zunehmend bewusst, dass ein Platz auf dem Podium drin sein könnte. Als dann die Führenden wegen technischen Problemen ausschieden, übernahmen Alt und seine Teamkollegen Platz eins. Um den vorderen Platz nicht zu gefährden, nahm das Team etwas Gas raus, auch um den Motor auf der geraden Strecke zu schonen.
„Wir hatten zeitweise drei Runden Vorsprung auf den zweiten Platz“, berichtet Florian Alt, der den letzten Stint fuhr. „Ich war in den letzten beiden Runden sehr nervös. Denn ich wollte keinen Fehler mehr machen“, sagt der 26-Jährige.
Die Zieleinfahrt sei schließlich überwältigend gewesen. „Die Zielfahne, die jubelnden Menschen, das Feuerwerk – das alles ist unbeschreiblich.“ Da flossen bei Florian Alt und seinen Teamkollegen mehr als nur zwei, drei Freudentränen.
Zwei Stunden wurde zunächst auf dem Podium – inklusive Champagnerdusche – gefeiert. Anschließend folgte eine Feier mit dem Team und den Sponsoren. „Abends haben wir auch noch im Hotel angestoßen, obwohl wir eigentlich total fertig waren nach dem Rennen. Das ist sehr kräftezehrend“, beschreibt Alt.
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Mit dem Sieg beim Bol d’ Or hat das Team um Florian Alt Platz drei in der gesamten WM-Wertung erreicht. „Wir waren das beste Yamaha-Team der Saison und seit 2005 auch das erste private Team, das ein 24-Stunden-Rennen gewonnen hat. Außerdem haben wir beim Bol d’ Or einen neuen Streckenrekord aufgestellt“, ergänzt Alt stolz. 718 Runden zählte das französische Team – 14 mehr als je zuvor.