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Serie

Lebendiges Oberberg
Der Feldhase rast nicht nur an Ostern mit 70 Sachen über die Wiese

Lesezeit 4 Minuten
Ein Feldhase hoppelt über eine Wiese.

Der Feldhase kann bei Gefahren ganz schön schnell sein.

Mit Unterstützung der Biologischen Station Oberberg stellen wir Arten vor, die uns in Oberberg aufgefallen sind. Diesmal geht es um den Feldhasen.

Sprechen wir von Hasen, meinen wir in der Regel den Feldhasen (Lepus europaeus), wie das Tier korrekt heißt. Man kann die Art leicht mit Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) verwechseln. Ein ausgewachsener Feldhase ist tatsächlich mit 3,5 bis 5 Kilogramm viel schwerer als das Wildkaninchen. Man erkennt ihn auch an den schwarzen Spitzen seiner Ohren. Außerdem lebt er in der Feldlandschaft und ruht in einer Bodenmulde, der Sasse, während Wildkaninchen eher am Waldrand auftauchen und sich verzweigte Baue in sandige Böden graben.

Feldhase: Geschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometer pro Stunde

Bei beiden Arten sitzen die Augen seitlich am Kopf, damit sie ein breites Sehfeld haben und Feinde wie den Fuchs herankommen sehen. Kommt die Gefahr zu nah, rasen Feldhasen blitzschnell los und schlagen Haken. Dabei erreichen sie bis zu 70 Stundenkilometer. Die schnellen Bewegungen der Nase des sogenannten Mümmelmanns verraten übrigens Stress. Ergänzend zu Augen und Ohren wird die Nase herangezogen, um olfaktorisch Gefahren abzuschätzen. Der dämmerungs- und nachtaktive Feldhase lebt im Übrigen herbivor und mümmelt mit Vorliebe Kräuter.

Hasen sind uns aus Literatur und Unterhaltungsmedien sehr bekannt. Im deutschen und englischen Sprachraum sind sie seit jeher eng verbunden mit der Kultur. Kinder werden früh mit ihnen bekannt gemacht. Manche über Kinderbücher von Ida Bohatta, über den „Sängerkrieg der Heidehasen“ von James Krüss oder vom Wettlauf mit dem Igel. Und dann gibt es natürlich auch noch den Osterhasen.

Der Hase hat nicht viel mit der Auferstehung von Christus zu tun

Doch was hat der Hase mit der Auferstehung von Jesus Christus zu tun? Nicht sehr viel. Über die genauen Zusammenhänge zwischen dem Osterfest, den Eiern und den Hasen besteht kein Konsens in der Kulturgeschichte. Anzunehmen ist, dass Hasen beim Osterfest schon weit vor der Christianisierung des deutschen Sprachraumes verehrt wurden. Jedenfalls wurden sie als Boten der germanischen Frühlingsgöttin Ostara, die dem Fest ihren Namen gab, erwähnt.

In der Zeit zwischen der Tag- und Nachtgleiche am 20. März und dem darauffolgenden Vollmond bringen viele Tierarten ihre Jungen zur Welt, es herrscht eine allgegenwärtige Fruchtbarkeit. Sowohl das Ei, das als Zeichen der Wertschätzung bemalt wird, als auch der reproduktionstüchtige Hase symbolisieren diese Fertilität. So bringt es ein Feldhasenweibchen auf vier Generationen pro Jahr zwischen Januar und Oktober. Das tut sie mittels Superfötation, einer Fähigkeit, die eine neue Empfängnis schon vor der Geburt des heranreifenden Nachkommen ermöglicht.

Feldhase ist ursprünglich ein Mitteleuropäer und Zentralasiat

Der Feldhase ist ursprünglich ein Mitteleuropäer und Zentralasiat. Erst durch Menschen wurde er im Anthropozän auf den Britannischen Inseln, in Teilen Nord- und Südamerikas sowie in Australien und Neuseeland eingebürgert. Im Bergischen Land lebt die Art wahrscheinlich, seit die Menschen dort sesshaft wurden und durch die Dreifelderwirtschaft einen Lebensraum schufen, der dem Ursprungshabitat des Feldhasens, den Steppen, entspricht.

Die Biologin Dr. Claudia Schmied von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes NRW konstatierte vor einigen Jahren einen starken Rückgang der Feldhasen. Als Gründe nannte sie den Lebensraumverlust durch Planungs- und Baumaßnahmen, die Intensivierung der Landwirtschaft und die tödliche Gefährdung durch den Straßenverkehr. Um den Rückgang zu stoppen, werden in Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern „hasenfreundliche Felder“ mit artenreichen Blühstreifen angelegt.

Ralf Huckriede vom Hegering Overath erklärte 2023 hingegen für sein Gebiet: „In den vergangenen etwa vier Jahren lässt sich schon beobachten, dass der Bestand kontinuierlich nach oben geht.“ Als Ursache für die Zunahme sieht der Experte die warmen, trockenen Frühjahre zwischen 2018 und 2021, denn Hasen mögen dieses Klima während der Aufzucht der Jungen. Dennoch sei das Bergische Land kein klassisches Hasenland.

In der Roten Liste ist der Feldhase als gefährdet eingestuft. Wer dem Hasen helfen möchte, kann dies tun, indem seinen Hund an die Leine nimmt. Keine Hilfe ist es dagegen, scheinbar alleingelassene Junghasen vom Feld mitzunehmen. Es ist ganz natürlich, dass die kleinen Feldhasen den meisten Teil des Tages ohne ihre Mutter in der Sasse hocken und nur selten am Tag gesäugt werden.

Merke: Einsammeln gilt nicht für versteckte Jungtiere, sondern nur für versteckte Eier.


Naher biologischer Verwandter

Interessanterweise ist der Hase neben den anderen Vertretern aus der Ordnung der Hasenartigen und den Nagetieren (von denen sie sich durch die Stiftzähne unterscheiden) unser nächster biologischer Verwandter in Europa – sieht man von den wenigen Berberaffen auf Gibraltar ab, die allerdings durch die andere europäische Primatenart (Homo sapiens) angesiedelt wurden.