Nach 45 JahrenJean-Pierre Klahn gibt seine „Apotheke am Markt“ in jüngere Hände
- 1975 übernahm Jean-Pierre Klahn die Drogerie im Erdgeschoss des alten Bürgermeisteramtes.
- Der gebürtige Belgier kam mit fünf Jahren nach Ründeroth und lernte Deutsch.
- Der Apotheker bildete sich auch außerhalb seines Geschäftes weiter.
- In 45 Jahren blieben die skurrilen Begegnungen nicht aus.
Ründeroth – Das Gebäude versprüht historischen Charme: Mitten im alten Ortskern von Ründeroth, im Schatten der evangelischen Kirche, steht das alte Bürgermeisteramt. Ein Hauch von Geschichte umwehte das Haus auch 1975 schon. Das war das Jahr, in dem der Apotheker Jean-Pierre Klahn die Drogerie Falkenburg im Erdgeschoss übernahm.
Jetzt, 45 Jahre später, übergibt der inzwischen 76-Jährige zum 1. September die „Apotheke am Markt“ in jüngere Hände. „Ein bisschen Wehmut ist schon dabei“, sagt er. „Aber ich freue mich auch auf das Wegfahren mit meiner Frau.“ In die Berge, zum Beispiel, denn da zog es die Klahns schon immer hin.
Von Belgien nach Ründeroth
Geboren wurde der Sohn einer Belgierin und eines Deutschen in Brüssel, seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Belgien, Französisch war also seine Muttersprache. Der kleine Jean-Pierre war fünf, als er nach Ründeroth kam. Deutsch musste er sich erst mal als Fremdsprache aneignen. Er besuchte die Volksschule, die Leopold-Goes-Realschule, machte Abitur in Bergneustadt.
Gleich darauf schlug er den Weg zum Apotheker ein: Klahn absolvierte ein zweijähriges Pharmazie-Praktikum in einer Apotheke im Siegerland, studierte in Mainz und hielt schließlich Ende 1971 seine Approbation in Händen. „Das ist nächstes Jahr 50 Jahre her“, sagt Klahn und klingt dabei, als wisse er selber nicht, wo die Zeit geblieben ist.
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Mit seiner Ehefrau Marianne, die er während des Studiums kennengelernt hatte, kam er über die Zwischenstation Wissen im Landkreis Altenkirchen zurück nach Ründeroth. Das Ehepaar eröffnete nicht nur die „Apotheke am Markt“, sondern betrieb unter demselben Dach und unter der Leitung der Ehefrau eine Drogerie mit angeschlossenem Reformhaus. „Nach dem Kassensturz am Abend hat meine Frau oft gesagt: Ich hatte heute mehr Kunden als du!“, erinnert sich Klahn und verweist auf das große Sortiment, das seine Frau vorhielt. Das lief wunderbar, bis sich eine Schlecker-Filiale in der Nachbarschaft einmietete. Das war das Ende für die Drogerie und die Klahns erweiterten die Apotheke auf die volle Größe.
Skurrile Begegnungen gab es einige
Jean-Pierre Klahn war auch über den Betrieb seiner Apotheke hinaus stets umtriebig. So gehörte seine „Apotheke am Markt“ 1989 zu den Gründungsmitgliedern der Einkaufskooperation MVPDA, aus der der „Marketing-Verein Deutscher Apotheker“ (MVDA) und die Dachmarke Linda für selbstständige Apotheker hervorgegangen ist. Beides setzt sich etwa für die Unabhängigkeit freier Apotheken ein und baut auf ständige Fortbildung der Mitglieder. „Damit waren wir unserer Zeit weit voraus“, sagt Klahn heute. Zehn Jahre später rief er mit einer Kollegin die Initiative „DiabetesLife“ ins Leben. Er selbst bildete sich über Diabetes permanent fort, verfasste ein Buch über die Volkskrankheit und gab als Autor von Monatsbriefen den jeweiligen Stand der Wissenschaft an seine Kollegen weiter. Er gehörte auch dem Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein an. „Hier in Engelskirchen hat mir die Gesundheitswoche ,Himmlisch Fit’ sehr am Herzen gelegen. Ich habe versucht, Schülern und Eltern das Thema Ernährung etwas näher zu bringen.“ Auch zu Gesprächskreisen lud er ein.
Klar, dass im Laufe von fast einem halben Jahrhundert als Apotheker auch die skurrilen Begegnungen nicht ausblieben. Etwa mit dem Kunden, der nachts um 2 Uhr klingelte, weil seine Frau ohne Salmiakpastille nicht einschlafen könne. Oder mit dem Mann, der morgens um 4 Uhr Sturm schellte und fragte, ob Klahn seine beiden leeren Mineralwasserkisten annehmen könnte – und das Pfandgeld auszahlen würde ...