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NachfolgeRyad Maao übernimmt Friseur Hagen in Engelskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer stehen nebeneinander in einerm Friseursalon.

„Wir haben hier ein hohes Niveau, das muss bewahrt werden“, sagt Hans-Wilhelm Hagen (65) und vertraut Nachfolger Ryad Maao (30, r.).

Ryad Maao (30) führt den Engelskirchener Meisterbetrieb Friseur Hagen weiter und wird Nachfolger von Hans-Wilhelm Hagen.

Am 1. Oktober findet am Bahnhofsplatz in Engelskirchen ein Generationswechsel statt: Friseur Hans-Wilhelm Hagen übergibt sein Geschäft an Ryad Maao. Der Meisterbetrieb Friseur Hagen ist eine Größe in Oberbergs Westen und beschäftigt 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter sieben Meister.

Hans-Wilhelm Hagen machte sich 1979 im Alter von 20 Jahren selbstständig und wurde zunächst Kompagnon von Willi Baldus. Seitdem baute er den Betrieb kontinuierlich aus. Lange Zeit suchte der 66-jährige Friseurmeister jedoch vergeblich nach einem Nachfolger.

Viele Handwerksbetriebe suchen einen Nachfolger

Seine Dependance in Gummersbach konnte Hagen abgeben, doch für den Hauptsitz in Engelskirchen fand sich zunächst niemand. Außerdem war Hagen wählerisch: „Wir haben hier ein hohes Niveau, das muss bewahrt werden“, sagt er mit Nachdruck.

Die Nachfolge ist ein Problem, das viele Handwerksbetriebe in Deutschland haben. Laut dem Zentralverband des deutschen Handwerks suchen in den nächsten fünf Jahren rund 125.000 Meisterbetriebe einen Nachfolger.

Hans-Wilhelm Hagen wurde schließlich fündig: Ryad Maao (30) übernimmt ab Oktober die Leitung des Geschäfts. Seniorchef Hagen wird weiterhin stundenweise arbeiten. Er freut sich vor allem, die Verantwortung abgeben zu können.

Nachfolger Maao stammt aus dem syrischen Teil Kurdistans und floh 2015 vor dem Krieg nach Deutschland. Seit sechs Jahren arbeitet er bereits bei Hagen und beginnt im Januar die Meisterschule. Maao war ihm einst von einem anderen Friseur in Gummersbach empfohlen worden.

Der junge Mann aus Syrien lebte damals in einer Geflüchtetenunterkunft in Eckenhagen. Hagen lernte schnell das Arbeitsethos seines neuen Mitarbeiters zu schätzen.

In seiner Heimat hatte Ryad Maao begonnen, Literatur zu studieren. Nebenbei arbeitete er als Friseur, um sein Studium zu finanzieren. Als der Bürgerkrieg immer heftiger wütete, entschied er sich zur Flucht. Seit seiner Ankunft in Deutschland hatte der frühere Student innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt.

Nach der Flucht schnell Deutsch gelernt

Gegen die Untätigkeit in der Unterkunft belegte er Online-Kurse in Management und bildete sich fort. „Irgendwann kam dann die Frage, ob ich weiter studieren will oder ins Handwerk gehe“, erinnert er sich. Er entschied sich für das Handwerk und konnte auf seine Vorkenntnisse als Friseur aufbauen.

2022 wurde Maao deutscher Staatsbürger. Seniorchef Hagen schätzt die Energie seines Nachfolgers. „Als Friseur muss man sich schließlich jeden Tag neu erfinden“. Für ihn sei Maao ein Beispiel gelungener Integration.

Er will die nun gewonnene Zeit nutzen, um „endlich mal eine Urlaubsreise zu machen“ und sich weiter bei den Looper Schützen engagieren. Vielleicht geht es auch mal raus in die Natur. Als Weggefährte böte sich Nachfolger Maao an. Der hat gerade das Wandern als Hobby entdeckt.