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FilmvotragMode in Krimis war Thema im Engelskirchener Industriemuseum

Lesezeit 2 Minuten
Der Filmvortrag ist gut besucht: Viele Teilnehmende sitzen im Vorführraum und schauen sich den Film an.

Filmwissenschaftler Peter Ellenbruch (l.) hatte Ausschnitte aus bundesdeutschen Krimischätzchen mitgebracht.

Der Krimi ist in den meisten Fällen ein Gegenwartsmedium und fängt die Zeit seiner Entstehung ein. Deshalb, sagt Filmwissenschaftler Peter Ellenbruch von der Uni Duisburg-Essen, wird oft nicht nur ein Kriminalfall, sondern gleich die ganze Gesellschaft mitverhandelt – Kleidung und Geschlechterrollen inklusive. „Krimi und Mode – ein Streifzug durch eine bundesdeutsche Entwicklung der 1960er Jahre“ hieß der Filmvortrag, den Ellenbruch im LVR-Industriemuseum in Engelskirchen gehalten hat.

Von Stahlnetz bis Perrak

Es war die letzte Veranstaltung des Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Mode 68 – Mini, sexy, provokant“, wie Sonja Nanko vom Industriemuseum erklärte. Die überwiegend weibliche Teilnehmerschaft sah sich die Sonderschau vor dem Vortrag an.

Sieben bundesdeutsche Krimis aus den 1960er Jahren hatte Ellenbruch ausgesucht – von einer Folge der Serie „Stahlnetz“ aus dem Jahr 1960 bis zum Alfred-Vohrer-Krimi Perrak von 1970 mit Horst Tappert in der Hauptrolle reichten die Beispiele. Ausgewählte Szenen dienten als Anschauungsmaterial.

Härten ironisch gebrochen

Neben der sich ändernden Mode machte Ellenbruch auch auf den Wandel in den Geschlechterrollen aufmerksam. Überraschend: Als das ZDF 1963 auf Sendung ging, buhlten die Mainzer mit gleich drei Krimiserien ums Zuschauerinteresse. Eine davon: „Die Karte mit dem Luchskopf“ um die junge, mondäne Münchener Privatdetektivin Kai Fröhlich, die sich als Sekretärin ihres imaginären Chefs ausgeben muss, weil Frauen 1963 einfach nicht als Privatdetektivinnen akzeptiert waren.

Mit einem Augenzwinkern seien auch die Edgar-Wallace-Filme gedreht worden, zum Beispiel „Zimmer 13“ von 1964: Härtere und freizügigere Szenen (spritzendes Blut, als eine halbnackte Tänzerin ermordet wird) wurden ironisch gebrochen (die Tote trug Scotland-Yard-Dienstunterwäsche). Und Joachim Fuchsberger trug als Privatdetektiv Johnny Gray einen Anzug, dessen Schnitt dem von Sean Connery als James Bond jener Zeit entsprach, so Ellenbruch.

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Zuvor als Einführung hatte Filmwissenschaftler Ellenbruch generell den Stellenwert des bundesdeutschen Krimis im Kino und Fernsehen in der Nachkriegszeit eingeordnet – als extrem beliebtes Genre, das auch bei der Demokratisierung des Landes eine Rolle gespielt habe.

Die Sonderausstellung „Mode 68“ läuft nur noch bis Sonntag, 23. Oktober.